Rolling Stone Beach 2021 Samstag: Der Abschied fällt schwer


Rolling Stone Beach 2021
Am Wochenende des 5. und 6. November fand am Weissenhäuser Strand das Rolling Stone Beach 2021 statt. (Bild: stagr / Marten Körner)

Das norddeutsche Novemberwetter macht seinem Namen alle Ehre. Nieselregen bei „büschen Wind“ (ein bisschen Wind) lässt einen den Kragen höher schlagen und schnell in der Almhütte verschwinden. FKP Scorpio und Rolling Stone haben zur Talkrunde geladen. Wir erfahren, warum das Line-up in diesem Jahr überwiegend aus der „Hamburger Schule“ besteht. Klar, irgendwie logisch: Viele internationale Künstler halten sich noch mit Tourneeplänen zurück, weil die Pandemie noch nicht zu Ende ist. Besonders erschwerend kommen für britische Künstler noch die fehlenden Regelungen dank des Brexit hinzu. Für das nächste Jahr erhalten wir das Versprechen, dass es wieder internationaler wird.

Cassandra Jenkins

Anschließend verzaubert uns die New Yorkerin Cassandra Jenkins feenhaft mit sanftem Indierock im Baltic Festsaal. Die Zerbrechlichkeit und Poesie ihres Auftritts gehen unter die Haut.

flowerpornoes

Bei den Flowerpornoes im Zelt mag der Funke irgendwie nicht überspringen. Tom Liwa spielt zunächst den Beatles Song „Dear Prudence“ mit Maske, solo. Witzig, makaber. Das Konzert wirkt irgendwie falsch am Platz. Genau! Das ist es. Das Zelt ist einfach unpassend, denken wir. Eine kleinere Location wäre geeigneter gewesen.

Die sterne

Bei Die Sterne dagegen anschließend im Baltic Festsaal brennt die Hütte. Die Nummern „Der Palast ist leer“, „Du musst gar nix“ und „Sommer in der Stadt“ vom 2020er Album zünden. Natürlich kommen auch die Sterne-Klassiker wie „Universal Tellerwäscher“ und „Was hat dich bloß so ruiniert“ zum Vortrag!

sophie hunger

Sophie Hunger liefert im Zelt mit ihrer Band gewohnt Experimentierfreudiges, Jazziges. Die starken Synthie-Töne der Band erreichen die Zuschauer. Die Sängerin ist ganz in ihrem Musik-Circle. Der Sound ist unfassbar definiert und eng beieinander gemischt, kein Instrument sticht heraus oder geht unter. Das hätte eigentlich fast Sitzkonzertformat.

kat frankie

Die australische Singer-Songwriterin Kat Frankie, die seit 2004 in Berlin lebt, fasziniert in Clubkonzert-Atmosphäre den Baltic Festsaal. Kat Frankie singt eingängige Melodien mit einer Stimme, die so klar und zugleich aufregend rätselhaft ist, so beeindruckend reif und zugleich, dass sie einem schon nach der ersten Strophe nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Sie singt von Liebe und um dem Leiden an eben dieser, vor allem aber über die Freude am Lieben.

The Undertones

Danach geht es für uns zu den irischen Punk-Urgesteinen The Undertones, hier wird den Zuschauern im Zelt musikalisch „in den Hintern getreten“! Paul McLoone, als Nachfolger des legendären Feargal Sharkey macht seine Sache bestens. Was für eine Rampensau! Wir brüllen „Teenage Kicks“ und schwelgen in vergangenen Zeiten …

kadavar

Kadavar, die Berliner 70th Retro-Rocker, haben uns schon so einige Male begeistert und sind abgesehen von ihrer herausragenden Performance bestimmt die lauteste Band des Festivals. Wir unterhalten uns beim Soundcheck mit ein paar eingefleischten Fans und hören von mehreren Seiten, dass ihnen das diesjährige Festival zu wenig rocklastig war. Kadavar versöhnt uns dann und gibt uns ordentlich auf die Ohren. Tief eingetaucht in rot-gelbes Schummerlicht zelebrieren sie die 70er Jahre mit Perfektion!

tocotronic

Mit Tocotronic, die ihre Jugend und Anfangszeit mit ihrem Konzert feiern, neigt sich das Festival im Zelt dem Ende. „The Hamburg Years“ stehen auf dem Set. Also Songs, bis 2003. Klassiker wie “Freiburg” und “Drüben auf dem Hügel”, “Michael Ende, du hast mein Leben zerstört” und “Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst”, “Let There Be Rock”, This Boy Is Tocotronic” und “Neues vom Trickser”. Treue Tocotronic-Fans sind einfach hin und weg. „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ und „Ich tauche auf“ sind  der Vorgeschmack auf das im Januar erscheinende neue Album “Nie wieder Krieg”.

Das Konzert und damit auch das Rolling Stone Beach 2021 enden mit Tocotronics Song “Letztes Jahr im Sommer”. Wir stolpern in unser Hotel und schauen schon einmal in den Kalender: Rolling Stone Beach, wir kommen wieder am 11. und 12. November 2022!

Rolling Stone Beach 2022: Tickets + Infos

https://stagr.de/db/festivals/rolling-stone-beach-2022/