Rock am Ring 2019 am Freitag – Unsere Highlights


Rock am Ring 2019
Tag 1 bei Rock am Ring 2019 – Freitag (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Die 34. Ausgabe von Deutschlands größtem Rockfestival steht an und das traditionell am Heimatstandort, dem Nürburgring. Auf den Zeltplätzen und den Straßen rund um die Rennstrecke in der Eifel herrscht bereits seit Mittwoch reges Treiben. Nicht weit vom Haupteingang entfernt, hat sich wieder die Lidl-Festival-Filiale in Form eines großen Zelts aufgebaut. Praktisch, so müssen die Camper nicht mehr Grillgut oder Bierpaletten von zuhause mitschleppen.

Am frühen Freitagnachmittag startet der Der Rock am Ring 2019-Auftakt planmäßig. Das Wetter ist für den bisher eher mauen Sommerstart zu Beginn immerhin sonnig, schenkt aber am frühen Abend um zu kurzem Regenschauer und späterem Sturm, der auch noch bis zum Folgetag andauern soll. Die ersten Festivalbesucher kommen gemächlich auf die Rennstrecke. Für alle, die gleich mit guter Musik in den Tag starten wollen, hält das Rock am Ring 2019 Line-up aber gleich früh jede Menge hochkarätige Künstler bereit. Den Freitag eröffnen Palisades auf der Beck’s Crater Stage, Bad Flower ziehen direkt nach auf der Volcano Stage. Weiterhin treten Halestorm, Against the Current, Drangsal, Alice in Chains, Weshly Arms, Slash feat. Myles Kennedy, Foals, SDP, The 1975, Bonez MC & RAF Camora und viele viele mehr auf. Am späten Abend stehen dann gleich zwei große Headliner auf der Hauptbühne – The Smashing Pumpkins sowie TOOL.

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Badflower

Auf der Volcano Stage ist am frühen Nachmittag noch nicht viel los, die erste Band des Tages stört das aber wenig – sie eröffnen den Festivaltag mit viel rockiger Energie und guter Laune. Da dauert es auch nicht lange, bis sich zumindest in den ersten beiden Wellenbrechner noch einige mehr Menschen ansammeln. Die US-Rockband bestehend aus Sänger und Gitarrist Josh Katz, Leadgitarristen Joey Morrow, Bassgitarrist Alex Espiritu und Schlagzeuger Anthony Sonetti ist aus Los Angeles eingeflogen um mit ihren Hitsingles „Ghost“ und „x ANA x“ Werbung für ihr im Februar erschienenes Debütalbum „OK, I’M SICK“ zu machen. Wirkt. In sachlicher und lyrisch bestechender Weise thematisieren sie schlicht all die Facetten, die eine moderne Gesellschaft und ihre Mitglieder krank machen. Das kommt gut an beim Publikum.

Deadful ritual

Die Supergroup Deadland Ritual ist als zweite Band auf der Volcano Stage dran. Die englisch-amerikanischen Hardrocker haben sich in 2018 gegründet und bestehen aus Sänger Franky Perez, Gitarrist Steve Stevens, Bassist Geezer Butler und Schlagzeuger Matt Sorum. Was für eine Mischung: Die Band-Mitglieder stammen aus Truppen wie Black Sabbath, Guns N‘ Roses, Billy Idol und Apocalyptica and Scars on Broadway. Natürlich machen sie ordentlich gute Stimmung und sorgen mit handwerklich perfektem Musikspiel und routinierter Bühnenshow für Kurzweil.

Drangsal

Hinter Drangsal steckt ein junger Mann namens Max Gruber – Autodidakt, Außenseiter, Musikbesessener. Aufgetaucht in 2016 scheinbar aus dem Nichts in der deutschen Musiklandschaft und bis heute hat er einen echten Aufschwung erlebt. Seine Musik und Liveshow kann sich mehr als sehen und hören lassen. In seiner Musik sind all die Erfahrungen verarbeitet, die er in jungen Jahren beim Aufwachsen in der eher konservativen Pfalz gemacht hatte. Sein Brachial-Pop kommt live erst so richtig in all seiner Intensität zur Geltung und mit den Songs wie dem Achtziger-Jahre-Charme seines Debütalbums „Harrieschaim“ kommt Drangsal bei den Zuschauern richtig gut an.

Halestorm

Vor der Hauptbühne ist der Platz gut gefüllt mit Fans der US-amerikanischen Hardrock-Band Halestorm, die mit ihrem aktuellen Album “Vicious” am Start sind. Nach Kanada und den USA ist die Hardrock-Band um Frontfrau Lzzy im Oktober 2018 auch in Europa unterwegs gewesen und hat dabei fünf Konzerte in Deutschland gespielt. Frontfrau Lzzy, die vor 19 Jahren die Band mit ihrem Bruder gegründet hat und bei ersten Gigs noch von ihrem Vater auf der Gitarre begleitet wurde. Die aktuelle Band-Konstellation hat allerdings auch schon gut 15 Jahre auf dem Buckel und ist spätestens seit dem Auftritt 2010 bei Rock am Ring auch den deutschen Musikfans ein Begriff.  Während der gesamten Show zeigen Halestorm deutlich, dass die Band und vor allem Lzzy alles andere als eindimensional ist. Trotzig und lasziv umsingt sie die harten Rock-Rythmen, screamt mit jaulenden Gitarren um die Wette und lockert melodische Hymnen mit kraftvollen Ausbrechern auf.

Against The CUrrent

Weiter geht es auf der Crater Stage mit Against the Current. Die Pop/Rock Band rund um Frontsängerin Christina „Chrissy“ Costanza startet bei einem kurzen aber kräftigen Regenschauer. Doch das hält „Chrissy“ nicht davon ab, direkt alles zu geben und für Fans und Fotografen zu posen. Die Fans vor der gut gefüllten Crater Stage honorieren die Arbeit der US-amerikanische Band die Anfangs durch Coverversionen auf YouTube bekannt geworden ist entsprechend.

alice in CHains

Alice In Chains (Sänger/Gitarrist = Jerry Cantrell, Sänger/Gitarrist = William DuVall, Drummer = Sean Kinney und Bassist = Mike Inez) befinden sich derzeit auf Teil 3 ihrer ausgedehnten Welttournee und gastieren dabei auch in Deutschland. Ihr Auftritt bei Rock am Ring 2019 ist neben einem weiteren Konzert in Hamburg, das einzige. Entsprechend gefüllt ist das Infield, denn die Fans wollen sehen, was AIC ausmacht. Ihr Wiedererkennungswert sind die genialen, melancholischen Melodien, dazu druckvolle Riffs gepaart mit der „neuen“ gutfunktionierenden Zweistimmigkeit. Das Quartett zeigt heute eindeutig die alten Stärken der Band. Das meisterliche instrumentale Handwerk und die Wahl der Setlist lässt keine Wünsche offen.

Bedächtiger und schwerer Rock ist das Markenzeichen der Band aus Seattle. Neben Frontmann Cantrell ist nur noch Drummer Sean Kinney übrig von der ursprünglichen, durch Heroin dezimierten Band-Besetzung. Mittlerweile ist Staley-Nachfolger William DuVall auch schon seit 2006 dabei. Live gibt es es neben altbekannten und von den Fans gewünschten Hits auch allerhand neues Material zu hören, denn mit „Rainier Fog“ ist im August 2018 das lange erwartete Album gekommen. Die Alt-Grunger um Mastermind Jerry Cantrell haben sich ganze fünf Jahre Zeit für das neue Album  gelassen. Es ist der Nachfolger ihres Grammy-nominierten 2013er Albums „The Devil Put Dinosaurs Here“. Während ihrer 31-jährigen Karriere sind Alice In Chains für unzählige Grammy-Awards nominiert wurden und haben weltweit mehr als 30 Millionen Alben verkauft.

Welshly Arms

An der Reihe sind nun Welshly Arms aus Cleveland, Ohio. Die Band um Sänger und Gitarrist Sam Getz ist bekannt für den legendären Song „Legendary“, der in einem Werbespot und in diversen Filmen, Serien und Trailern gespielt wurden ist. Welshly Arms geben vom ersten Moment an Vollgas und spielen energiegeladenen Blues-Rock, bei dem jeder Song episch klingt. das Sextett ist seit 2012 gemeinsam aktiv, das zweite Album („No Place Is Home“) ist seit 2018 draußen und wo für viele Bands d der Knackpunkt ist, sich die Spreu vom Weizen trennt, haben Welshly Arms diese Hürde mit Bravour gemeistert. Sänger Sam Getz nennt ihren Musikstil schlicht und ergreifend Rock’n’Roll. Modern und zeitlos zugleich. Zum Tragen kommen vor allem die souligen und bluesigen Einflüsse in der Musik der Band. Mit ihren Hit-Singles, den Songs vom neuen Album und ihrem einzigartigen Sound, reißen sie das Publikum.

slash feat. myles kennedy

Slash – war der mal nicht Lead-Gitarrist bei Guns’n’Roses? Jawoll! Wir kennen ihn alle– die langen schwarzen Locken, der große schwarzen Zylinder und die magischen Gitarrenriffs. Saul Hudson, wie Slash mit bürgerlichem Namen heißt, ist übrigens einer der besten Gitarristen der Welt! Weltweit über 100 Millionen Alben sind verkauft wurden und er hat natürlich Musik-Geschichte geschrieben mit den Guns’n’Roses. Doch auch seine Solo-Karriere kann sich sehen lassen. Bis heute bleibt er seiner Gibson Les Paul treu und auch sein Image eines Rockheld pflegt er gut und gerne. Nebenher produziert Horror-Fan Slash auch noch Filme und was läge da näher, er steuert auch den Soundtrack bei. Mit Alter Bridge-Sänger „Myles Kennedy“ und seiner Begleitband „The Conspirators“ rockt er an diesem Freitagabend mit viel Energie und wilden Posen über die Bühne.

Seit fast zehn Jahren ist die Hardrock-Supergroup zusammen mit Slash nach seinem Ausscheiden bei Guns’n’Roses und Velvet Revolver sehr erfolgreich. Die Band, die derzeit auf Tournee mit dem im September 2018 erschienenen Album „Living The Dream“ ist, fesselt die Massen mit einer Hit-Performance und einem laaaaangen Gitarrensolo! Intensiv interagiert Myles Kennedy die ganze Zeit mit dem gutgelaunten Publikum während Slash das Publikum zur Ekstase führt.

FOALS

Die Foals kennt man vor allem für ihre schweißtreibende Spielart des Indierocks, die einen fast ununterbrochen hyperventilieren lässt. Machte beim Debütalbum „Antidotes“ (VÖ März 2010) noch genau dieser quirlige Sound den besonderen Reiz der Band aus, haben sich die Indie- und Math-Rocker mittlerweile weiterentwickelt und mehrfach neu erfunden. Die eingängigen, zappeligen Indie-Hits wurden beiseite gelegt und mit spannenden, sich aufbauenden und sphärischen Post-Indie-Rock-Songs ersetzt. Das neue Album „Everything Not Saved Will Be Lost Part 1″ (VÖ März 2019) steht den letzten Meisterwerken jedenfalls in nichts nach. Und dass die Foals vor allem live mehr als funky und tanzbar sind, das zeigen Frontmann Yannis Philippakis und seine Bandkollegen ganz eindeutig auf der Hauptbühne, denn im Infield ist ausgelassen Stimmung. Hier wird eine kontinuierliche und stetige Steigerung zwischen den einzelnen Songs atemberaubend dargestellt. Die Songs hinterlassen Gänsehaut-Momente und gute Laune.

The smashing pumpkins

Die Pumpkins sind zurück. Nach langer Zeit endlich und wieder fast in ursprünglicher Besetzung! Anlass ist das 30-jährige Bandjubiläum. Mit dem frisch veröffentlichten Album „Shiny and Oh So Bright, Vol. 1 / LP: No Past. No Future. No Sun.“ haben sich die Gründungsmitglieder Billy Corgan (Gesang), James Iha (Gitarre), Jimmy Chamberlin (Drums) sowie der langjährige Gitarrist Jeff Schroeder wieder zusammengerauft. Neben zahlreichen Festival-Auftritten (darunter auch bei Rock am Ring/Rock im Park) in diesen Sommer, hat die Alternative-Rockband aus Chicago auch noch eine einzige Show in Berlins schönster Open Air-Locations gespielt. Für die Band ist dies natürlich nicht der erste Live-Auftritt auf der Rennstrecke in der Eifel. In 1994 haben sie das erste Konzert vor 70.000 Menschen gespielt, gefolgt von der nächsten Show vor 58.000 Besuchern nur vier Jahre später (also 1998). Zuletzt haben sich Billy Corgan und Co. in 2007 vor 82.000 Festivalfans die Ehre gegeben.

So voll, wie es jetzt vor der Bühne ist und es die vielen, erwartungsvollen Blicke im Inflied zeigen, ist es jetzt 12 Jahre später, eindeutig wieder Zeit für The Smashing Pumpkins! Von harten Riffs, über Synthesizer bis zu orchestralen Streichern, hier bekommt man alles, was das Fan-Herz begehrt. Mastermind Corgan haucht mal zarte Melodien fast flüsternd, nur um in anderen Songs wieder laut zu schreien. Insgesamt entsteht hier live ein großartiger, audiovisueller sowie Höreindruck, der selbst den erfahrenen Kennern der Pumpkin-Songs neue Facetten offenbart, die man so noch gar nicht wahrgenommen wurden.

SDP

Bühne frei für eine deutsche Band, die vom Namen her klingt, als hätte sie etwas politisches zusagen. Da gibt es natürlich auch das ein oder andere Statement, aber größtenteils sind die zwei selbstbewussten Allround-Musiker Dag-Alexis Kopplin und Vincent Stein mit ihrer Gute-Laune-Mischung aus Pop, Hip-Hop, Reggae, Rock-Sounds am Start. Ihre Heimat Berlin-Spandau gilt nicht gerade als musikalischer In-Bezirk, aber die zwei Musiker wissen genau, wie sie ihre angesagten Beats am Besten ans Publikum rausjagen. Ihre Texte sind einfach gehalten, gehen dafür direkt ins Ohr und sind leicht zu merken – und natürlich mitzusingen. Textsicher zeigt sich der Fanchor vor der Bühne, ein Meer aus Menschen, Handykameras und ausgelassener Stimmung. Bei SDP steht die Party und die Eskalation eindeutig im Vordergrund. In diesem Jahr feiern SDP ihr 20. Bandjubiläum, Fans können sich schon jetzt auf ein großartiges Konzert zu diesem Anlass in der Berliner-Wuhlheide am 10. August 2019 freuen!

TOOL

Dass Tool in diesem Jahr endlich wieder weltweit vereinzelte Konzerte spielen, vor allem auch auf deutschem Boden, ist ein echtes Schmankerl für Rock- und Metal-Fans mit hohem musikalischem Anspruch. Zum einen sind die Liveshows von TOOL ein audiovisuelles Kunstwerk, darüber hinaus finden diese Konzerterlebnisse leider viel zu selten statt. Die vier Kalifornier geben sich als erste Headliner bei Rock am Ring 2019 am Freitagabend die Ehre. Die US-Band um Frontmann Maynard James Keenan (auch bekannt als Sänger von A Perfect Circle oder Musikprojekt Puscifer) ist seit Ende der 90er Jahre mit progressivem Metal aktiv. Gitarrist Adam Jones, Bassist Justin Chancellor und Drummer Danny Carey ergänzen das meisterliche Quartett.

Die Mittfünziger gehen zur Prime-Time auf die Bühne der Center Stage. Erwartungsgemäß ist es vor dieser nicht nur voll, es ist proppenvoll. Viele RaR-Besucher haben hier wohl schon den halben Tag dicht gedrängt ausgeharrt, um ihre Idole möglichst aus der Nähe zu sehen. Wobei Sound und Bühnenshow gleichermaßen bis in den letzten Wellenbrecher gut zu sehen und hören ist. Die handwerklichen Fähigkeiten der vier Musiker sind natürlich auf höchstem Level, sie alle bieten hier und heute eine Meisterleistung dar. Während Jones‘ Gitarre ergreifend säuselt und Chancellor’s Bass den Beat kraftvoll vorantreibt, warten man nur noch auf das göttliche Schlagzeug-Spiel, das Carrey einem um die Ohren donnert. Und dann ist da natürlich noch der immer wieder überraschende Keenan, dessen Organ einen mal weich, mal hart, schreiend betört. Streckenweise ist der Sänger so tief ins Soundbild integriert, dass man seine Stimme kaum mehr als solche, eher als ein weiteres Instrument wahrnimmt. Von der großartigen Lichtkulisse und den facettenreichen, hochkomplexen Rhythmen betört, genießen die Zuschauer dieses wahrhafte Rock-Monster am ersten Festivalabend.

The 1975

Sie vier Jungs aus Manchester mögen zwar The 1975 heißen, sie sind aber alles andere als von gestern. Seit 17 Jahren macht das Quartett gemeinsam Musik – dabei sind sie alle erst 30 Jahre alt. Schon ihr Debüt „The 1975″ hat in 2013 mit Electro-Pop irgendwo zwischen Joy Division und coolen Indie-Rock-Hymnen überrascht. 2016 dann das zweite Werk “ I Like It When You Sleep, for You Are So Beautiful Yet So Unaware of It“. Nach zweijähriger Pause haben The 1975 dann ihr drittes, aktuelles Werk „A Brief Inquiry into Online Relationships“ auf den Markt gebracht. Man kann es tatsächlich als bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens sehen, denn die stetige, positive Weiterentwicklung der Band bis hierin ist unübersehbar/hörbar. Sozialkritische Themen wie persönliche Erlebnisse und Bezüge verarbeiten die Musiker in ihren Songs.

Von brütendem Art Rock, knackiger Electronica, Dancefloor R&B, Helium- HipHop, schimmernden Balladen bis hin zu 80er Hochglanz- Pop vereinen The 1975 die unterschiedlichsten Genre zu ihrem ganz eigenen Style. Auf der Rock am Ring-Bühne liefert die energiegeladenen Band meisterhafte Hooklines und catchy Refrains, die kein Tanzbein stillstehen lassen können. Dabei singt Matthew Healy mit so unfassbar viel Gefühl, dass die Band damit endgültig in die Herzen aller Zuhörer dringt.