Kaltern Pop 2016 – Tag 1: So war der Donnerstag


Kaltern Pop Festival 2016
(Bild: stagr / Maria Siebenhaar)

Dieses Wochenende fühlte sich an wie das beste Déjà-vu ever: 3 Tage lang wiederholte sich in Kaltern an der Weinstraße alles was man am großen Bruder, dem Haldern Pop Festival, lieb gewonnen hat: Musikalische Neuentdeckungen, interessante Locations (Franziskanerkirche, Vereinshaus, Weinmuseum, Kuba) sowie die entspannteste Atmosphäre, die man sich für ein Festival wünschen könnte. Inmitten der Weinberge bekam man die Chance dem Cantus Domus in der Kirche und Bear’s Den im Vereinshaus zu lauschen, Zeitzeuge spannender Kollaborationen zwischen dem Stargaze Orchester und The Slow Show sowie Käpt’n Peng zu werden und zu Bilderbuchs fantastischer Bühnenshow abzutanzen. Und ganz nebenbei gab es den besten Südtiroler Wein, italienische Pizza und am letzten Tag auch wunderbaren Sonnenschein. 

STARGAZE & CATUS DOMUS | Vereinshaus

Den Auftakt in Kaltern machen ganz traditionell, wie auch in Haldern, das Berliner Ensemble Stargaze unter der Leitung des Dirigenten André de Ridder zusammen mit dem Chor Cantus Domus. Auch dieses Jahr darf man sich wieder auf genreübergreifende Kollaborationen zwischen Stargaze und Cantus Domus und zahlreichen Bands freuen.

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MICHAEL WOLLNY| Vereinshaus

Gleich im Anschluss zu Stargaze und Cantus Domus betritt Michael Wollny die Vereinshausbühne. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen und den Worten „Das erste Lied kenne ich selbst noch nicht. Es heißt Kaltern“ eröffnet der 38-jährige Schweinfurter sein Set. Der Song ist düster und passt perfekt zu dem wolkenbehangenen Himmel, der sich in dem Moment über Kaltern zusammenzieht. Der „derzeit aufregendste Jazz-Pianist“ (Die Welt) zog das Publikum mit seinem experimentellen aber auch melancholischen Stücken in seinen Bann und ließ einige innehalten als er ein leeres Weinglas kopfüber in das offene Klavier stellte und damit neue Sounds erzeugte. 

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DEZ MONA | Vereinshaus

Nicht nur Harlemshosen, Glitzershirts und theatralische Gesten machen den Sänger Gregory Frateur zu etwas besonderem – auch musikalisch überzeugt er mit seinen Falsettt-Gesang und den sphärischen Songs, die an 70er-Jahre-Pop erinnern und von einem E-Kontrabass, einer Ziehharmonika, Gitarren und Drums komplettiert werden. 

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MARA SIMPSON | Vereinshaus

Die Singer-Songwriterin aus England wuchs nicht nur in Brighton auf, sondern lebte unter anderem in Südwestafrika und Neuseeland und fand ihre Wahlheimat im deutschen Berlin. Ihre soulige Stimme wirkt reif, ihre ehrlichen Songs so als hätte sie viel erlebt und als wüsste sie wovon sie erzählt. Theatralische Showeinlagen braucht Mara nicht um zu wirken. Und trotz Liedern, die sie selbst als „scary“ bezeichnet, verschwindet das warme Lächeln auf ihren Lippen nicht, mit dem sie wohl dem einen oder anderem Herren im Publikum den Kopf verdreht. 

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MATT WOODS | Weinmuseum

Zwischen antiken Weinkelchen in Glasvitrinen und alten Holzfässern steht Matt Woods, getaucht in Blau-Rosa-Licht und füllt den Raum mit seiner irisierenden Stimme, seinen Geschichten und vor allem seinem Herzschmerz. „It was always going to happen, it was always going to hurt“ heult der Engländer und layert dabei seine Stimme zu simplen elektronischen Beats und Pop-Melodien. Er wirkt als würden ihn seine Gefühle von innen auffressen und als könne er diese nur durchs darüber singen bewältigen. Und so fragt man sich, ob er bei „You’re the only one that keeps me going“ über die Frau in seinem Leben oder über seine Musik singt. Von der Bühne kriegt man den jungen Mann somit auch gar nicht mehr, das Publikum ist begeistert, es gibt tosenden Applaus und natürlich eine Zugabe: eine herzzerreissende soulige Interpretation des Songs „I’m kissing you“, der bekannt ist aus dem Film „Romeo und Julia“. Dass der einstmalige Straßenmusiker und ausgebildete Chorsänger noch zudem gut aussieht schadet übrigens nicht. 

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MISTER MILANO | Vereinshaus

Jeder will heute zu Mister Milano – so macht es jedenfalls tagsüber den Anschein wenn man den vorbeiziehenden Festivalgästen lauscht. Mister Milano, das ist der Schweizer Sänger Miro Caltagirone alias Max Usata mit seiner Band, der gekonnt einen italienischen Macho inszeniert und sich irgendwo zwischen 80er Jahre Italo-Pop, Elektro und Romantik-Punk bewegt. 

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FENNE LILY | Weinmuseum

Fenne Lilly ist 19 Jahre jung und erinnert mit ihren folky Songs an eine frühe Lucy Rose und Laura Marling. Die Engländerin wirkt bescheiden, fast schon unsicher, bringt jedoch neben ihrer zarte und dennoch reifen Stimme auch eine gute Portion Humor und Sarkasmus mit auf die Bühne und witzelt darüber, dass ihr Outfit – ein schwarz-weißer Schlabberpulli und eine schwarze Jogginghose – auf ihre monochrome Gitarre abgestimmt ist. 

Bildergalerie: So war FENNE LILY live

BEAR’S DEN | Vereinshaus

„Was ist besser als ein Mann mit einem Banjo? Zwei Banjos“ witzeln Bear’s Den und brechen damit das Eis zwischen Band und Publikum. Die drei Londoner sind definitiv das Highlight des Abends. Nicht nur weil sie eine fantastische musikalische Leistung liefern, ihre bekanntesten Folk-Songs zum Besten geben und natürlich das Vereinshaus in Kaltern füllen, sondern auch weil sie immer wieder eins draufsetzen und man gar nicht mehr weiß wie es um einen steht. Zu allererst gibt es eine Kollaboration mit dem Stargaze Orchester, welches den Songs der Band eine komplett neue Dimension verleiht. Dann kommen die drei Jungs mitten ins Publikum, um einen Song akustisch und ganz intim wiederzugeben. Und anschließend holen sie den gesamten Chor von Cantus Domus zu sich auf die Bühne. Die Stimmung ist surreal, lässt einen einfach nicht mehr los und man wünscht sich gekniffen zu werden – schließlich könnte das alles nur ein wunderschöner Traum sein, den man gerade miterleben durfte. 

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Danke an:
Mirja Kofler (Text) und Maria Siebenhaar (Bilder).

Hier geht es zum Bericht:
Kaltern Pop Festival 2016 – So war Tag 2“ und
Kaltern Pop Festival 2016 – So war Tag 3