Hurricane Festival 2019 am Samstag – Unsere Highlights


Hurricane Festival 2019 / Hurricane 2019
Samstag – Tag 2 beim Hurricane Festival 2019 – mit super Sommerwetter und guter Laune. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Jede Menge Highlights hat der Freitag beim Hurricane Festival 2019 bereits präsentiert, das hat ordentlich gesessen. Der Auftritt von Headliner Die Toten Hosen hat wie immer wenn die Deutsch-Punkter auftreten, für Begeisterungsstürme gesorgt. Auch Bosse, Bilderbuch, Tame Impala, Papa Roach und all die anderen Top-Acts haben die Festivalbesucher nachhaltig beeindruckt. Bis in die frühen Morgenstunden um 05:00 Uhr haben sich bei Buzz Beat Boutique noch die Tanzwütigen zur nächtlichen Feierei vor der Coast Stage getummelt.

Am frühen Samstagmittag herrscht daher noch eine idyllische Ruhe – auf dem Festivalgelände wie auch auf den Campingplätzen (wären nicht hier und da die dröhnenden Ghettoblaster). Erst nach einigen Stunden füllen sich die Bereiche vor den vier Bühnen massiv, bis dahin ist es eher ruhig. Das aktuelle Tagesprogramm hält jede Menge Granaten bereit, beginnend mit Schmutzki, Idles, Zebrahead, Fünf Sterne Deluxe, Frank Turner, Die Orsons, 257ers, Macklemore und viele mehr. Am Abend steht dann der zweite große Headliner – Mumford & Sons – in den Startlöchern. Als besonderes Schmankerl gibt es für die Nachteulen noch das wilde Live-Programm von Erfolgs-EDM-DJ Steve Aoki auf der River Stage.

The toten Crackhuren im Kofferraum

Los geht’s auf der River Stage mit The toten Crackhuren im Kofferraum – einer Berliner Pop-Punk-/Electroclash-Band. Abgekürzt auch als The T.C.H.I.K. bekannt und gegenwärtig aus bis zu 11 größtenteils weiblichen Personen bestehend, hat sich die Band seit ihrem schnellen Internet-Videoerfolg mit „Ich Und Mein Pony“ sowie als Tour-Support von K.I.Z.beharrlich immer weiter in die Öffentlichkeit gedrängt. Hier kommt die Liebe zum überironisierten Trash-Konzept als eine zentrale Bedeutung zum Vorschein und ist gegossen in einen aufgedrehten Soundmix aus Electro-Riot-Dance-Pop. Die Gruppe geht unverblümt und mit Vollgas zur Sache.

schmutzki

Den deutschen Punkwellen-Dreier kennt man definitiv auf Grund ihrer schrägen Festivalauftritte und den dazugehörigen Zeltplatz-Mob-Konzerten. Musikalisch steht das Trio für eingängige Dreieinhalb-Akkorde-Songs mit scharfkantigen Riffs und dreckig getackerten Rhythmen. Und das kommt beim Publikum mega gut an. Frontmann Beat Schmutz schmeißt seine rotzigen Stimmbänder auf die Songs, während Bassist Dany Horowitz sich völlig in Ekstase musiziert. Da schnellt die Luftfeuchtigkeit im Infield steil nach oben. Stuttgarts aufgedrehte Band hat übrigens sein zweites Album „Mehr Rotz als Verstand“ im September letzten Jahres veröffentlicht. Unbedingt mal reinhören!

the dirty nil

The Dirty Nil sind eine Alternative Rockband aus Kanada. Für einen Auftritt a m frühen Nachmittag ist hier ordentlich Druck auf dem Kessel. Luke Bentham und seine Bandkollegen spielen guten alten Rock ’n‘ Roll, der mit Vollgas direkt aus der Garage in den Gehörgang rauscht. Schwere Gitarren treffen hier auf Ohrwurm-Melodien, die trotzdem Ecken und Kanten behalten. Spielerisch gelingt es den drei Jungs von The Dirty Nil, in ihrem 40-minütigen Auftritt, stets nach vorne zu drängen, ohne die Besucher zu langweilen oder sich zu wiederholen. Im Gegenteil, die Stimmung ist ausgelassen.

idles

„UK’s best punk band“ wird sie vielerorts genannt. Und ja, die schiere Energie ihres Klangs, gepaart mit einer rücksichtslosen Betrachtung des Lebens könnte eindeutig für Punkrock stehen. Die Idles aus Bristol sehen sich selbst aber eigentlich als Indie-Rockband und damit erobern sie am frühen Nachmittag auch das Publikum. Mit Wut und knallharter Ehrlichkeit schmettern die Idles jedem der es hören mag (oder auch nicht) volle Energie entgegen. Laut und dreckig und vor allem mit echter Hingabe. Die fünfköpfige Band will sich eindeutig nicht damit abfinden, daß ein Haufen Politiker und Geschäftemacher gerade dabei sind, den Karren ihres angeschlagenen Heimatlandes in den Dreck zu fahren. Sänger Joe Talbot und seine Bandkollegen zeigen mit dem Finger darauf, was sie umtreibt und wütend macht. Und dabei klingen sie hart und unnachgiebig.

zebrahead

Die Punkrocker aus Orange County, Kalifornien haben eine neue Platte am Start („Brain Invaders“), damit steht die Band bei den Fans wieder richtig im Kurs. Von der ersten Minute der Show an ist Partystimmung angesagt. Ali Tabatabaee (Gesang), Ben Osmundson (Bass), Ed Uhus (Schlagzeug), Matty Lewis (Gesang, Gitarre) und Dan Palmer (Gitarre, Hintergrundgesang) lassen es richtig krachen und fegen über die Bühne. Vor allem Dan begeistert immer wieder mit Riffs und kleinen Meisterwerken an der Gitarre. Die fünf Zebraheads wissen, wie man einen Konzertabend lang die Massen mit bestem Spaß-Punk-Rock zum Toben bringt.

alex mofa gang

Die Berliner Jungs um Sänger und Gitarrist Sascha Hörold sind seit 2012 im Business die Pop-Punk-Rocker hat sich in dieser Zeit locker in die Herzen einer größeren Fangemeinde gespielt. 2016 ist das Debüt-Album „Die Reise zum Mittelmaß“ erschienen, nachgelegt haben sie direkt in 2017 mit „Perspektiven“. Und was genau macht das Quartett nun für Musik? Das dürfen die Besucher beim Hurricane 2019 erst einmal live beurteilen. Wer also Bock auf knackige Gitarren-Mitgröl-Songs mit kleinen Widerhaken hier und da hat, der es mal punkig hingerotzt  und auch mal melodisch mag – der kann sich am frühen Abend beim Tanzen vor der Monutain Stage ordentlich verausgaben.

SYML

SYML ist das Solo-Projekt von Brian Fennell, der früher Teil der Indie-Band Barcelona gewesen ist. Auf der Coast Stage gibt es gefühlvolle atmosphärische Pop-Songs. Zartes Klavier, feine Streicherklänge und Fennels souveräner Gesang gefallen dem Publikum.

Fünf sterne deluxe

Die Hamburger Hip-Hop-Truppe besteht aus „Das Bo” und „Tobi Tobsen” sowie Designer „Marcnesium” (agiert im Hintergrund) und „DJ Coolman”. Mit der Veröffentlichung ihres ersten Album „Sillium” haben die Genre-Veteranen 1998 Erfolg gefeiert. Über 20 Jahre später ist eigentlich noch alles wie früher. Die beiden Frontmänner (zwar etwas gealtert) rappen durch ihre Klassiker, allesamt unterhaltsame Songs, die man natürlich kennt. Ob „Die Leude” oder „Deine Mudder”, im Infield zeigen sich jede Menge zufriedene Gesichter. Tobi und Das Bo bieten zusammen ein witziges Schauspiel, ansonsten ist es aber eher ruhig auf der Bühne, DJ Coolman bewegt im Hintergrund die Turntables. Mit dem Mega-Ohrwurm „Wir brauchen Bass” hauen die Fünf Sterne Deluxe dann aber nochmal ein fettes Highlight raus, bei dem wirklich jeder mitgröhlen und auch jede Hüfte mitschwing kann.

frank Turner & the sleeping souls

Vom erfolgreichen Hardcores-Shouter über den Folk- und Punksänger hat es dieser sympathische Kumpeltyp mit der Gitarre geschafft, ganz alleine große Festival- und Konzertbühnen zu füllen. Die Musik des Briten lässt dank eingängiger Hooks und ehrlichen Texten gar keine andere Wahl, als mitzusingen und zu tanzen. Gefühlt tourt Frank Turner ja eigentlich im Dauertakt mit seiner Band The Sleeping Souls durch die Welt, dazu sein bodenständiges Auftreten, dass sorgt für große Anziehungskraft bei Musikfans jeder Art. Zusammen mit seiner Band fackelt Turner ein Feuerwerk seiner Hits ab. Er ist Bühnenprofi durch und durch und weiß einfach, wie er bei seinem deutschen Publikum punktet.

die orsons

Heiß, heißer, Orsons! Im Publikum ist die Luftfeuchtigkeit schon vor dem Auftritt der Band hochgeschnellt. Da kommen ein paar Stuttgarter Ventilatoren doch gerade recht. Die Orsons wehen in ihrer perfekt eintrainierten Choreographie nur so über die Bühne. Kaas lässt seine schicke Löwenmähne im Wind flattern, Tua und Maeckes zeigen ihre Sprungkraft und Bartek hat auch ordentlich Spaß auf der Bühne. Und die Fans? Na die haben sowieso Spaß, wenn Die Orsons Vollgas geben. Textsicher wird jeder Song mitgerappt und viele junge Frauenstimmen erklingen auf dem Festivalgelände. Die Jungs rappen aber auch ordentlich mit. Bands, die bei Chimperator unter Vertrag stehen, spielen halt nicht nur „kleine-Mädchen-Hip-Hop“.

Flogging Molly

Beim punkigen Folkrock von Flogging Molly kann man nicht einfach still stehen bleiben. Die Mannen stammen aus der Stadt der Engel, Los Angeles, wo sie sich in einem Irish Pub gegründet haben. 23 Jahre später bringen sie nun tausende Kilometer weiter östlich in der beschaulichen niedersächsischen Kleinstadt Scheeßel die Massen zum Beben. Das Publikum ist heiß. Wenn Midtempo-Nummern nicht gerade zu Pogo und Circle Pit einladen, wird geklatscht und geschunkelt. Das Sextett um Sänger Dave King weiß jedenfalls gekonnt, die Meute vor der Bühne in Bewegung und auf Trab zu halten! Die instrumentale Vielfalt, die eine Folkband wie Flogging Molly mit zusätzlichen Thin Whistle, Akkordeon, Bodhran-Drums auf die Bühne stellt, wird wohl auf diesem Festival sonst nicht mehr erreicht werden. Kann diese Stimmung nochmal getoppt werden?