Hurricane Festival 2019 am Freitag – Unsere Highlights


Hurricane Festival 2019 / Hurricane 2019
Der erste Tag beim Hurricane Festival 2019 am Eichenring Scheeßel ist vorüber. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Am dritten Juniwochenende geht mit dem Hurricane Festival 2019 der norddeutsche Festival-Zwilling aus der FKP Scorpio-Familie in seine 23. Runde. Und das traditionell am Heimatstandort, dem Eichenring in Scheeßel. Auf den Zeltplätzen und den Straßen rund in der Lüneburger Heide herrscht bereits seit Donnerstag reges Treiben. Nach wechselhaftem Wetter spielt ein Sonne-Wolken-Gemisch nun zum Glück in die Karten der Camper und Musikfans.

Traditionell fährt der Veranstalter bei dem dreitägigen Open Air einen musikalischen Genuss mit über 100 Künstlern verschiedenster Musikgenres auf, der sich in Form eines abwechslungsreichen Programms über vier verschiedene Bühnen erstreckt. Eine neue Namensgebung der Bühnen, die Farbkombination der letzten Jahre bleibt parallel bestehen, nähert sich dem Wald und Wiesen-Gesamtkonzept an. Grün ist ab sofort die Forest Stage, blau die River Stage, rot die Mountain Stage und weiß die Coast Stage.

Am frühen Freitagnachmittag startet der Hurricane 2019-Auftakt planmäßig. Die ersten Festivalbesucher trudeln gemächlich auf dem Gelände ein. Für alle, die direkt mit guter Musik in den Tag starten wollen, hält das Hurricane Festival 2019 Line-up hochkarätige Künstler bereit. Den Freitag eröffnet das #Hurricaneswimteam um 15:00 Uhr auf der Forest Stage, Sam Fender zieht direkt nach um 15:30 Uhr auf der River Stage. Weiterhin treten an diesem Tag auf: Papa Roach, Betontod, Alice Merton, Neonschwarz, Teesy, Enter Shikari, Leoniden, Bosse, Bilderbuch und viele viele mehr. Am späten Abend stehen dann gleich zwei große Acts (Parkway Drive und später Tame Impala) sowie der Tages-Headliner Die Toten Hosen auf der Hauptbühne.

SHAME

Statt Sam Fender tritt auf der River Stage als erste Act des heutigen Tages Shame auf – eine britische Alternative-Rock-Band, die ursprünglich aus Süd-London stammt. Hier gibt es energiegeladenen Gitarren- und Basssound, untermalt von rhytmischen Beats und einem kraftvollen Organ, aus dessen voller Kehle Frontmann Eddie Green schöpft.

Betontod

Auf der Forest Stage ist jetzt Punkrock angesagt. Betontod gehört zu den langjährigen Mitgliedern des deutschen Punkrocks, deren ersten Alben noch auf Musik-Kassetten erschienen sind. Mittlerweile hat die Truppe aus dem Rheinland ganze 19 Alben und über 1.000 Live-Auftritte vorzuweisen. Stilistisch haben Betontod ihren Sound nun etwas massentauglicher geworden. Beim Auftritt am Eichenring geben die Punk-Rocker alles auf der Bühne, um das Publikum mitzureißen. Eröffnet wird das Set mit dem Song „La Familia“ vom neuen Album „VAMOS!“ (VÖ August 2016) und natürlich darf auch die Single „Boxer“ daraus nicht fehlen. Der Rest des Live-Sets besteht aus Songs der 2000er, die alle gut sind, qualitativ sogar um einiges besser als die Betontod-Songs aus den 90ern.

Neonschwarz

Auf die Bühne kommt am frühen Nachmittag ein junger Vierer, bestehend aus Marie Curry, Johnny Mauser, Captain Gips und Spion Y alias Neonschwarz. Ihre Stärke liegt in einer einzigartigen Band-Dynamik: Marie Curry präsentiert sich gesanglich wie auch als Rapperin in Bestform. Im gegenseitigen, sich ergänzenden Zusammenspiel mit Johnny Mauser und Captain Gips treten die Drei schon mal als spannungsgeladene Einheit auf. Derweil lenkt Spion Y als DJ das ganze Gespann auf die passenden Beats. Dabei haben die Charaktere jede Menge Freude an er Musik und transportieren das auch direkt an die Zuschauer weiter. In ständiger Interaktion mit dem Publikum, sorgen Neonschwarz für Gute Laune.

alice merton

Die deutsch-britische Sängerin Alice Merton ist bereits viel herumgekommen. In Kannada aufgewachsen, dazwischen auch noch in England gewesen und nun lebt sie in Berlin. Nach erstem Studium der Wirtschaftwissenschaften hat sie sich kurzerhand umorientiert und Popmusikdesign an- und abgeschlossen. Und was dabei herauskommt, dass sich die junge Dame so intensiv mit Musik auseinander gesetzt hat, ist die perfekte, musikalische Unterhaltung. Sie hat ihre Fähigkeiten brillant eingesetzt und präsentiert knackig-fetzige Popsongs, die mit ihrem wunderbaren Gesang, tollen Geschichten und guter Instrumentierung punkten. Gleich mit ihrer ersten Single „No Roots“ hat Alice Merton DEN ultimativen Ohrwurm geschaffen. Dank der weiteren Singles wie „Hit The Ground Running“, „Lash Out“ oder „Why So Serious“ hat sie schnell unter Beweis gestellt, ihr Weg ist nicht lang vom Geheimtipp zur gefeierten Pop-Newcomerin. Merton hat es sogar geschafft, in diesem Jahr im April beim begehrten Coachella Music Festival in den USA aufzutreten, Respekt. Beim Hurricane Festival 2019 wird die Kanadierin herzlich empfangen und mit Neugierde und guter Laune empfangen, ihre Songs und Performance mit textsicherem Chor und sogar handgemalten Bannern gewürdigt.

enter shikari

Die britische Truppe um Frontmann Rou Reynolds bewegt sich irgendwo zwischen Synthie-Hardcore und Genialismus. Ihr Sound ballert wie aus Eimern, wenn die durchaus tanzbare Mischung aus Elektro- und Post-Hardcore aus der Hurricane-Beschallungs-Anlange donnert. Bei dieser Band kommt keine Langweilige auf. Ihr Sound ist gemacht für jeden, der frustriert ist, aber dennoch die Hoffnung nicht verloren hat. Die geballte Energie und konstante Dynamik ihrer Show wirkt ausnahmslos mitreißend. Reynolds überzeugt hier einmal mehr mit sehr guten Gesangs- sowie Shoutparts, die perfekt unterlegt sind von fetten Drums und einem starken Gitarrensound hat.

teesy

Teesy ist zurück und hat sein aktuelles Studioalbum „Tones“ (VÖ August 2018) dabei, mit dem er bereits letzten Winter auf gleichnamige Tournee gegangen ist. Selbst produziert und zurückgekehrt zu seinen Ursprüngen, ist der charismatische Musiker geerdet und frischer mit seinem Sound, denn je. Eine einzigartige Mischung aus Rap, R’n’B, Soul und Pop, die facettenreich daher kommt. Nicht viele Künstler, können wie Teesy einerseits gut singen und gleichermaßen talentiert rappen. Der Look ist auch neu, den sich Teesy zugelegt hat. Statt vorher im schicken Zwirn, tritt der charismatische Berliner nun sportlich und vor allem mit blondem Haar auf. Steht ihm gut. Mit neuem, guten Lebensgefühl zeigt sich Teesy gestärkt auf der Bühne zurück und sichtlich im Wohlfühlbereich, präsentiert er seinen tanzbaren Musikmix für die Zuschauer vor der Mountain Stage.

cigarettes after sex

Die beste Beschreibung für den Sound von Cigarettes After Sex liefert ihr Bandname selbst. Musik für die Zigarette danach. Die US-Ambient-Pop Band um Sänger Greg Gonzalez spielt intime, gefühlvolle Musik mit langsamen Drums, einer verträumten Gitarre und flächigen Sounds. Nicht gerade energiegeladene Gute-Laune-Party-Musik – aber vielleicht schaffen sie es gerade deshalb, dass die Hurricane-Besucher bei jedem Song dahinschmelzen. Dabei ist die Bühne teilweise in so dichten Nebel getaucht, dass die Band kaum noch zu sehen ist.

Papa Roach

Über 26 Jahre tummeln sich Papa Roach in der Rock-Musikwelt. Mit ihrem Hit „Last Resort“, dem ersten richtigen Kracher, haben sie den Durchbruch geschafft. In folgenden Jahren haben Papa Roach mit Alben ordentlich nachgelegt, der Großteil hat direkt an die alten Erfolge anknüpfen können. Wenn die US-Band auftritt, steht der Spaßfaktor an erster Stelle und dabei scheint es, als seien die vier US-Musiker um keinen Tag gealtert. Sänger und Frauenschwarm Jacoby Shaddix lässt es sich nicht nehmen, in direkten Fankontakt zu treten. Kurzerhand klettert er von der Bühne und begrüßt seine Fans in den ersten Reihen. Dann fordert er die Massen zu einer großen Wall of Dead auf, die sich fast durch das gesamte Infield öffnet und zu den harten Riffs und Refrains in wildem Tumult schließt. Als kleines Schmankerl gibt es dann noch eine sanfte Akkustik-Interpretation von „Scars“ bei der Jacoby’s gefühlvoll-raue Stimme von Jerry Horton’s Gitarre begleitet wird. Am Ende setzt der Frontmann zum Sprung in die Menge an um sich auf Händen durch die Massen und wieder zur Bühne tragen zu lassen. Die Liveshow von Papa Roach ist wie eh – je ein echtes Brett! Ihre Rock-Klassiker und auch die neueren Hits hauen sie wie am Fließband heraus und dazu gibt es Mosh-Pits in der Menge.

GURR

Gurr ist ein deutsches Indie/Rock-Duo, das aus den beiden Musikerinnen Andreya Casablanca und Laura Lee besteht. Die Band aus Berlin liegt it ihrer Musikmischung irgendwo zwischen mordernem Punk und flottem Indiepop. Praktischer Weise sind die Musiktalente auch noch beste Freundinnen. Die Mädels rocken die Mountain Stage, dass die Wände wackeln. Und das auch noch mit innovativen Texten dazu.

leoniden

Die Leoniden sind benannt nach einem Meteorstrom und diese Meteore schlagen am frühen Abend auf der Mountain Stage ein. Während die Abendsonne das goldene Leoniden-Logo auf der Bühne erstrahlen lässt, spielen die Leoniden ihren Indie-Rock mit viel Synthie, noch mehr Energie und einer unglaublichen Begeisterung. Sänger Jakob Amr springt dabei wie ein Flummi über die Bühne und Gitarrist Lennart dreht völlig durch. Er schmeißt sich die Gitarre auf den Rücken, beißt ins Mikrofon, verknotet sich fast in den Bühnenkabeln und befreit sich gerade rechtzeitig, um seinen Part weiter zu spielen.

bosse

Mit „Engtanz“ hat Axel Bosse im Jahr 2016 sein erstes Nummer-Eins-Album gefeiert. Auch der Vorgänger „Kraniche“ mit Hits wie „Schönste Zeit“ und „So oder so“ hat eine Gold-Auszeichnung erhalten und ist 38 Wochen in den Charts gewesen. Der charismatische Braunschweiger Axel Bosse ist aber vor allem für aber seine Live-Shows bekannt und beliebt, in denen er sich völlig verausgabt. Die Besucher vom Hurricane 2019 sind zur Prime Time ganz aus dem Häuschen, als Bosse gut gelaunt die River Stage in Beschlag nimmt. Mit seiner sympathischen Art und seiner genialen Band begeistert „Aki“ Bosse die Fans von der ersten bis zur letzten Reihe und mischt sich wie immer bei seinen Konzerten für einen gemeinsamen Song auch nochmal unter die Leute.

Parkway Drive

Die Australier von Parkway Drive haben sich schon vor einer Weile vom Metalcore-Importschlager zur absoluten Koryphäe etabliert. Wobei deutliche Weiterentwicklungen den Sound von Winston McCall und Konsorten prägen und die Band die Metalcore-Pfade langsam verblassen – mehr Melodien, Dynamik und Experimente stehen ihnen aber sehr gut. Auch das aktuelle Album „Reverence“ aus Mai 2018 schlägt in diese Kerbe. Auch wenn die Richtung den Fans der ersten Stunde nicht so sehr gefällt, es lässt sich kaum verleugnen, dass Parkway Drive ein Händchen für gute Songs haben, in denen auch der klassische Metal-Anteil hoch ist. Die Truppe aus Down Under lässt es auf der Forest Stage richtig krachen und schon die feierwütige Meute vor der Bühne keine Sekunde. Einmal Moshpit zum Mitnehmen, gerne auch im Duzend. Auch musikalisch klingt bei Parkway Drive alles verdammt professionell.

bilderbuch

Es ist nicht leicht zu erklären, was genau Bilderbuch eigentlich ausmacht. Es ist eine Melange aus Soul, Funk, Hip-Hop, Boyband und Austropop. Hier mixt sich Lässigkeit, Melancholie, hintergründiger Humor und jede Menge witziger Schwachsinn. Die Art, wie Lead-Sänger Maurice Ernst nach Belieben die deutsche Sprache staucht und dehnt und mit englischen, spanischen, wienerischen, italienischen Elementen spickt und neu erfindet, großartig. Das Publikum gerät sofort in Ekstase, wenn Gitarrist Michael Klammer sich um seine Gitarre windet oder Peter Horazdovsky seine Bassgitarre bearbeitet. Drummer Philipp Scheibl schleppt den Beat genau richtig durch das Hurricane-Live-Set und Maurice schreitet gockelhaft auf der Bühne umher – nur um dann lasziv seinen Allerwertesten in die Menge zu strecken: „Sag es laut. Jaul es raus. Gib es zu. Du bist hinter meinem Hintern her.“

tame impala

Die Shows von Tame Impala sind bekannt für visuelle Effekte und musikalische Komplexität. Das mag wohl auch die Stärke von Tame Impala sein. Hier kommt keine Langeweile auf. Mit ihrem durchaus düsteren 70er Hippie-Sound vereint die Band, guten Rock mit einer Mischung aus psychedelischen Keyboard-Effekten und Stahlsaiten. Die Psychedelic Rockband ist bereits in ursprünglicher Form 1999 von den zwei Freunden Kevin Parker und Dominic Simper im Alter von 13 Jahren in Perth in Australien gegründete wurden. Beide haben erst noch in anderen Bands mitgewirkt, bevor man sich mit Jay Watson 2007 zusammentat. Wie vielen Bands jener Jahre hat MySpace den drei Australiern zu großer Aufmerksamkeit verholfen und sie von der Teenage Garage-Band zu einer wahren Trophäe befördert. Insgesamt drei Alben hat die Band zwischen 2010 und 2015 veröffentlicht, mittlerweile ist die Hoffnung auf neues Material in der Fangemeinde natürlich groß. Musikalisch, rhythmisch und melodisch liefern Tame Impala knapp eine sehenswerte Liveshow mit perfekt gewählter Setlist, die in der Fangemeinde keine Wünsche offen lässt.