Deichbrand Festival 2019 am Sonntag – Unsere Highlights


Deichbrand Festival 2019
Der letzte Tag beim Deichbrand Festival 2019 – Sonntag – der Abschied fällt schwer. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Der dritte und letzte Festivaltag ist in vollem Gange und nach dem gestrigen, kurzen Unwetter hat der Wettergott sich doch als Festivalfan geoutet und dem Seeflughafen Cuxhaven noch einmal Sonne-Wolken und warme Temperaturen geschickt. Nun die 15. Ausgabe vom Deichbrand Festival neigt sich dem Ende. Schade! Das musikalische Programm beginnt auch am Sonntag wieder zur Mittagszeit, den Startschuss legen Watch Out Stampede, gefolgt on den Arkells, Swiss und die Ander, Tom Walker, Kodaline, Madsen, Fil Bo Riva, Juju und viele weitere. Zur Prime Time geht es dann ins große Finale – Cro läutet es ein, Alligatoah folgt und zu guter letzt sagt Marsimoto gut Nacht. Im kommenden Jahr steht übrigens schon der neue Termin fest, vom 16. bis 19. Juli geht das Deichbrand Festival 2020 in seine 16. Runde!

Watch Out Stampede

Gleich um 12:00 Uhr geht es mit dem Programm am letzten Festivaltag los. Und warum sollt da nicht gleich eine Band auftreten, die die Fire Stage wahrlich in Schutt und Asche legen könnte… Mit Watch Out Stampede, der 2011 gegründeten Post-Hardcore-Band aus Deutschland, gibt es eine gekonnte Mischung aus Core und melodischen Parts. Für ihre Live-Setlist können sie aus  drei erfolgreichen Album-Veröffentlichungen schöpfen und das tun sie auch. Frontmann Andreas „Ando“ Hildebrandt liefert knallende Breakdowns und wütende Shouts – der Rest der Band tobt in Ekstase über die Bühne. Ganz klar ein Auftritt, der sich zum Schubsen schwitzender Männer und Frauen bestens bewährt.

arkells

In ihrer Heimat Kanada sind die Arkells bereits als beste Rockband 2015 ausgezeichnet wurden und das da wirklich etwas dran ist, davon können sich die Deichbrandler am Sonntagnachmittag direkt überzeugen. Seit 2006 gibt es die Band schon, aber erst vor vier Jahren ist der Durchbruch mit ihrem 3. Album „High Noon“ gelungen. Poppige Rocksongs haben sie ebenso in ihrem Repertoire wie knarzige Indie- und Soul-Nummern. Sänger und Charmebolzen Max Kerman kann die erste Zurückhaltung der Zuschauer schnell brechen, denn er stürmt gleich beim dritten Song in die Menge, singt und tanzt im Field mit seinen Fans um die Wette.

swiss und die andern

Schon wieder soll sie brennen, die Fire Stage. Heute ist hier das musikalische Programm vom Fokus her eindeutig auf Aggressionsbewältigung gelegt. Dazu kommen Swiss und Die Andern als deutsche Punkrock-Band aus Hamburg gerade recht. Die Formation besteht aus dem Frontmann Swiss, sowie dem Bassisten Matze Grimm, dem Gitarristen Jakob Schulze, dem Schlagzeuger Tobias Gerth und dem DJ Da Wizard. U.a. haben sie Hits ihres aktuellen Albums „Randalieren für die Liebe“ mit am Start. Der Sound und die forschen, auch oft gesellschaftskritischen Töne werden einem hier nur so um die Ohren gedrescht. Aber klar, das will da Publikum auch so, denn dazu kann ordentlich abgefeiert werden.

tom walker

Der britischer Singer-Songwriter gelangte in 2017 mit dem Hit „Leave a Light On“ erstmal in die Ohren seiner internationale Hörerschaft. In Schottland geboren, aber in Manchester aufgewachsene, hat der Musiker mit seinem Welthit einen echten Senkrechtstart hingelegt. Millionen Views im Netz, Support-Act bei der Tour von The Script und zwischendurch lässt er es sich nicht nehmen, auch immer wieder Solo-Gigs zu spielen. Verschiedene Stimmen vergleichen Tom Walker gern mit Ed Sheeran, was laut Walker selbst bereits dem geschuldet sei, das eine Gitarre und das Schreiben von Songs genüge, um wie sein Landsmann wahrgenommen zu werden. Wobei dieser dem smarten 28-jährigen in Sachen Songwriting eindeutig als Vorbild diene. Aus Musikgrößen wie Bob Marley, Ray Charles oder The Police hat Tom Walker seinen ganz eigenen Stil mitten zwischen Soul-Stimme, Reggae-Feeling und elektronischen Beats und Hip-Hop-Sounds gefunden. Vor allem live entfalten die gefühlvollen, aber keinesfalls schnulzigen Songs, ihre ganze wunderbare Wirkung.

our mirage

Im Palastzelt geht wieder die Post ab. Post-Hardcore um es genauer zu sagen. Die noch frische Band aus Nordrhein-Westfalen hat sich erst in 2017 gegründet. Umso großartiger, dass sie nun am Nachmittag einen Slot beim Deichbrand Festival 2019 besetzen können. Noch als Geheimtipp aber dennoch mit einer Vielzahl an Fans vor der Bühne, geht der Auftritt im Zelt los. Es gibt ehrliche und schmerzerfüllte Lyrics und dazu knallharten Sound, der die Besucher direkt abholt.

kodaline

Das irische Quartett Kodaline sieht in ihrer Musik zugleich auch eine Therapie. Zur Bandbegründung halfen sich damals Sänger Steve Garrigan und Gitarrist Mark Prendergast über die Trennung der jeweiligen Partnerinnen hinweg. Emotionen in Songs über Liebe und Verlust wurden geboren. Mit Bassist Jason Boland und Schlagzeuger Vinny May ist es nun ein herrlich vielschichtiger Sound aus breiten Gitarrensounds, aufsteigenden Refrains und der charakteristisch hohen Stimme von Frontmann Steven. Kodaline erschaffen am frühen Abend einen unwiderstehlichen Sog, der die Festivalbesucher regelrecht in ihren Bann hineinzieht.

madsen

Knapp 15 Jahre ist es her, dass das Debütalbum von Madsen auf den Markt gekommen ist. Mit ihrem aktuellen Album „Kompass“ haben sich die Jungs auf eine Zeitreise zurück in die eigene Jugend begeben und dabei bleiben Madsen dem Indie-Rock weiterhin treu, jetzt vielleicht ein wenig mehr im Stil der 80er/90er. Auf der Bühne zeigt sich Frontmann Sebastian Madsen wie immer als charmant-witziger Blickfang, daneben etwas zurückhaltender Bruder Nummer 1 Johannes an der Gitarre, dann ist da noch Bassist Nico, sowie Bruder Nummer 2 Sascha, der das Drumset prügelt. Das Quartett bekommt nur live weibliche Gesangs-Unterstützung und zwar von Lisa am Keyboard. Sympathisch, wie Madsen ihre gute Laune und Lust auf Musik an die Zuschauer weiterreichen. Echter Madsen-Sound dem nicht nur treue Fans verfallen. Tanzbares und poppiges, rockiges und gefühlvolles, das liefert Madsen auch am Deichbrand Festival 2019 ab. Zum Ende des Sets gibt es noch den Hit und Ohrwurm „Lass die Musik an“ in Dauerschleife – prima Statement!

MaRvin Game

Wer Marvin Game durch sein eigenes Interviewformat „Hotbox“ kennt, dürfte nicht nur wissen, dass er regelmäßig Szenegrößen unter den Autositz kifft, sondern auch nie darum verlegen ist, spontan einen Song zu performen. Der Chimperator-Angehörige hat sich daher zurecht einen Platz beim Deichbrand erarbeitet. Im Palastzelt bietet er all denjenigen etwas, die Deutsch-Rap ohne großes rumgeprolle mögen. Sein Sound lädt eher zum Mitwippen und Chillen ein. Was Flow und musikalisches Gespür angeht, hat Marvin einiges auf dem Kasten und kombiniert alles gekonnt mit grandiosen Beats. Hier wird nicht einfach nur sinnfrei grappt – Wortwahl und Themen seiner Songs sind intelligent gewählt.

Cro

Drei Jahre pausiert hatte Cro aka. Carlo Waibel zwischendurch, der Raop-Rapper und Panda-Maskenträger, bevor er sich dann endlich wieder zurückgemeldet hat. Der Stuttgarter hat dann mit seinem Album „Fake you“ sein bisher persönlichstes Album geschaffen. 2011 hat die großartige Karriere des Rappers begonnen, sein Debüt-Mixtape „Meine Musik“ ist noch im selben Jahr erschienenen und er unterschrieb beim independent Label Chimperator. Ohne es zu wollen, hat er mit seiner Musik und seinem Look eine ganze Generation geprägt. Die Panda-Maske ist seither Cro’s Markenzeichen, auch zum Schutz, um im privaten Leben unerkannt zu leben. Der Rapper ist inzwischen gereift und hat verarbeitet, was in den Jahren alles um ihn herum geschehen ist. Ein Imagewechsel der ihm gut tut und bei dem die Fans ihm Rückhalt geben. Beim Deichbrand 2019 kann der Panda-Rapper völlig überzeugen, gibt sich fannah und präsentiert einen perfekten Mix quer durch das Cro-Hit-Imperium, inklusive dem neuem Material.

Alligatoah

Fire Stage frei für den Wortkünstler mit Spaßfaktor. Zum Vorschein kommt ein Bühnenbild mit verspielten Tapeten und einem 30er Jahre Charme des Filmsets vom „Grand Budapest Hotel“ angeglichen. Während die Band verteilt auf den Balkonen des Hotels „Kalliforniah“ sitzt, nehmen Gitarrist und Klarinettist unten Platz. Alligatoah selbstverständlich in der Mitte. Lukas Strobel (so sein richtiger Name) und Fan verrückter Auftritte und Verkleidungen, trägt ein gelbes Outfit – Frack, Pluderhose und Hut. Auch seine Musikerkollegen haben sich farblich angepasst, sie tragen gelbe Bademäntel und Rapkollege BattleBoi Basti glänzt im gelben Pagenkostüm. Von der ersten Sekunde an hat der Deutschrapper, Sänger und Produzent seine Fans im Griff. Jubelschreie, Fanchöre und jede Menge glückliche Gesichter. Die meiste Zeit gleicht die Liveshow einem unterhaltsamen Theaterstück. Wer Alligatoah und seine Shows kennt, weiß natürlich, dass es nie langweilig wird. Da lässt sich der Schnautzbart-Träger mal in einer Mülltonne über die Bühne schieben, die Möbel vom „Hotel Kalliforniah“ werden kurzerhand zerschmettert und es gibt jede Menge theatralischer Moderationen zwischen den Songs. Dank der kurzweiligen Elemente und einem brillanten hin und her zwischen Alligaotah und Rapper Basti, gipfelt alles in einer witzig anzusehenden Show.

Marsimoto

Längst der Mann hinter der grünen Maske kein Unbekannter mehr im deutschen Musikbusiness. Der deutsche Rap- und Popmusiker Marten Laciny besser bekannt als Marteria, steckt hinter dem grünen Marsianer. Jede Menge Gastauftritte hat der Maskierte mit der charakteristischen Pitch-Stimme bereits während der Liveshows von Marteria gehabt und ist so einem breiten Publikum bekannt geworden. So bekannt, dass der Grünling bereits mit fünf Alben auf dem Markt steht und in diesem Jahr auch auf eigener Headliner-Tour durch Deutschland gereist ist.

Nun ist er am Sonntagabend beim Deichbrand Festival 2019 und dabei ist er nicht allein: Seine Marsi-„Fuckin“-Moto-Crew unterstützt ihn instrumental und unterlegt seine thc-lastigen Texte mit perfekten Beats und jeder Menge Bass. Die Bühne hüllt sich binnen weniger Sekunden in dichten Rauch und natürlich, in welcher Farbe auch sonst, grün angestrahlt wird. Die Instrumentalisten betreten die Bühne und aus dem Hintergrund ertönt die helium-ähnliche Digitalstimme von Marsimoto. Energiegeladen bewegt sich der Rapper von da an in seinem Wirkungsbereich, der während der gesamten Liveshow mit Licht und Laser sowie dichten Nebelschwaden eingehüllt ist. Die Setlist bietet neues Material satt, aber auch ältere Hits kommen nicht zu kurz. Für alle Marsi-Fans und die, die es heute noch werden, gibt es dabei den Sound aus dreizehn Jahren Marsimoto-Schaffensgeschichte auf die Ohren.

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Deichbrand Festival 2020

Danke: Theresa Friedenstab (redaktionelle Mitarbeit)