Deichbrand Festival 2019 am Samstag – Unsere Highlights


Deichbrand Festival 2019 / Deichbrand 2019
Der Samstag beim Deichbrand Festival 2019 war erst sonnig, war dann aber von Regen durchzogen. (Bild: stagr / Julia Langmaack)

Nachdem der Donnerstag und auch der Freitag glücklicher Weise mit Sonne-Wolken gutes Festivalwetter für das Deichbrand beschert haben, sieht es für dem Samstag jetzt nicht mehr ganz so gemütlich aus. Macht an sich nichts, jeder Besucher weiß ja eigentlich, dass er bestens ausgestattet sein sollte mit Poncho, festem Schuhwerk oder Gummistiefeln. Und Spaß haben kann man auch, wenn es zwischendurch mal regnet – sogar, wenn es dann mehrfach sehr, sehr stark regnet.

Als das Festivalgelände sich für den zweiten Tag öffnet, strömt direkt eine größere Menge Besucher herein. Warum sollte man auch lieber auf dem Campingplatz abhängen, wenn man stattdessen gleich zur frühen Stunde die Donots auf der Fire Stage erleben kann? Dass ist strategisch natürlich gut gelegt, denn die Energiebündel um Ingo und Guido Donot sind ein Garant für gute Stimmung und volle Action auf und vor der Bühne. Daher gibt es Frühsport mit der Band aus Ibbenbühren und auch das Publikum ist entsprechend sportlich gestylt. Das weitere Tagesprogramm verspricht natürlich noch einige weitere Schmakerl. Am Abend steht Headliner Nummer zwei – The Chemical Brothers – auf dem Programm, allerdings wird davor auch noch Rockgröße Biffy Clyro zu erleben sein. Gleich zwei große Acts die für Spannung sorgen. Der Deichbrand 2018 Samstag kann sich auch sonst sehen lassen, Dendemann, The Kooks, BHZ, Nura, Two Door Cinema Cluba, White Lies und viele mehr versprechen viel Bewegung für die Tanzbeine und fordern die Stimmbänder heraus. Für alle Nachteulen gibt es dann auch noch bis in die frühen Morgenstunden Programm u.a. von Charlotte De Witte, Dave Clark, Lexy & K-Paul sowie den beliebten The Bloody Beetroots.

Donots

Im April 2019 haben die Donots auf „Birthday Slam-Tour“ ihr 25. jähriges Bandjubiläum gefeiert. Sänger Ingo Knollman und sein Bruder Guido an der Gitarre, dazu die Bandkollegen Alex Siedenbiedel ebenfalls an der Gitarre, dann Jan-Dirk Poggemann am Bass und zu guter letzt Eike Herwig an den Drums – das sind die Donots. Seit zwei Dekaden ist die Band aus Ibbenbüren nicht mehr aus der deutschen Musiklandschaft wegzudenken. Und schon gar nicht von den Bühnen unseres Landes. Im regelmäßigen Takt geht es für die Donots auf Tour, es vergeht fast kein Jahr, an dem sie nicht mindestens auf einem Festival in Deutschland spielen. Und die Fans lieben sie dafür. Denn das dargebotene Programm ist alles andere als 0815! Hier wird es gesellschaftskritisch und politisch. Jede „Gegen Nazis-Ansprache“ von Frontmann Ingo wird seitens des Publikums sofort mit einem lauten „Nazis raus“ beantwortet. Dies zieht sich üblicherweise auch so durch die ganze Show. Fragt man die Donots selber, so beschreiben sie ihre Konzerte mit purer Abrissstimmung – stimmt. Denn auch beim Deichbrand zu so früher Stunde, geben die Herren geben Gas, als gäbe es keine Bandscheiben. Und dazu spielen die Donots eine gelungene Zusammenfassung ihrer besten Songs. Top!

deaf havana

Weiter geht es auf der Water Stage mit Deaf Havana, einer britischen Alternative-Rock-Band aus Norfolk. Hier gibt es handgemachte Musik, die sich in den Bereichen Alternative Rock und etwas Hard Rock wohl fühlt. Ihr Sound ist gespickt mit viel Pathos, Herz-Schmerz Passagen und Gefühl.  Und das aktuelle Album „Rituals“ aus August 2018 haben sie natürlich auch mit im Gepäck, ansonsten ziert die Live-Setlist ein perfekter Mix ihrer bisherigen Schaffensgeschichte. Sänger James Veck-Gilodi ist dabei in ständiger Interaktion mit den Fans. Sehr sympathisch.

frank carter & the Rattlesnakes

Passend zum neuen Album „The End Of Suffering“ aus Mai 2019 ist Frank Carter mit seinen Rattlesnakes bereits im Frühjahr auf Tour in Deutschland gewesen. Nun ist es wieder Zeit für den Punkrocker, die Festivalbühnen des Landes aufzumischen. Direkt geht die Punkrock-Achterbahnfahrt los. Die Rattlesnakes flitzen auf die Bühne, wenig später folgt Carter. Ein diabolischer Blick in Richtung Publikum, der Sound wird volle Kanne aufgedreht und kurz darauf, absolute Eskalation! Auf der Bühne, vor der Bühne. Alles schiebt nach vorne, die Grenze zwischen Musikern und Musikbegeisterten verschwimmt. Frank Carter kommt seinen Fans wirklich nahe, es gibt eigentlich keine eine Hemmschwelle. Der Sänger surft auf den Köpfen des Publikums, badet förmlich in der Menge – entsteht sofort eine Einheit. Jeder Besucher fühlt sich hier als Teil der Show. Der tätowierte Rocker und seine Rattlesnakes geben alles. Song für Song aus den Alben „Blossom“, „Modern Ruin“ und dem neusten Werk peitschen sie die Zuschauer aus. Wut, Trauer, Freude – alles entlädt sich in den mehr als klaren Lyrics und den zornigen Riffs. Mit schier grenzenlosem Körpereinsatz präsentieren die Briten für eine brachiale Punk-Performance.

motrip & Ali As

Nun kommen gleich zwei mehrfach Gold- und Platinausgezeichnete Rapper auf die Bühne. Die Rede ist von MoTrip und Ali As. Beide sind seit Jahren solo unterwegs und haben den Hip-Hop-Markt mit ihren Punchlines, Humor, Intelligenz und ihrer Poesie längst geprägt. Was läge da näher als sich auch mal zusammen zu tun? Das Kollabo-Album „Mohamed Ali“ ist seit Dezember 2018 auf dem Markt, dies gilt es zwar zu promoten, doch die meisten Fans kennen die Songs daraus bereits. Dies zeigt zumindest der textfeste Fanchor in den ersten Reihen. Klar, auch hier werden die derzeitige Trend Auto-Tune wieder mit aufgegriffen, immerhin aber nur als Stilmittel für Effekte, die die stimmlich sonst nicht realisierbar wären. Ihr gemeinsamer Sound orientiert sich sehr an dem aktuellen, amerikanischen Markt und klingen eher wie Drake und Co., das ist experimentell und klingt nicht einfach nur langweilig. Beide haben lassen ihrem Flow freien lauf, das ist es, was die Fans auch hören wollen.

Verbales Style Kollektiv

Die Rüppelrapper von K.I.Z sind wieder beim Deichbrand. Aber halt, irgendwie ist das doch was anders. Die deutsche Hip-Hop-Band hat zusätzlich zu ihrem ersten Bandprojekt noch ein weiteres zugelegt. Und da wird es Retro, hier bekommt der 90er Hip-Hop eine Hymne verpasst. Dahinter stecken MC Schreibmaschine (aka Maxim), Streichholz MC (aka Nico), Flowbotta (aka Tarek), DJ Ratzefummel (DJ Craft), MC Bleistift, Dr. Podwich, Masta Maik und Fanta Yokai. Eine ironische Zeitreise mit Oldschool-Rap, klugen Rhymes und guter Laune.

White Lies

Die White Lies sind eine Alternative-Rock-Band aus London in England. Seit gut zehn Jahren spielen White Lies ihren vom New Wave beeinflussten Post-Punk. Ihr fünftes Studioalbum „Five“ ist im Februar 2019 erschienen. Dies und auch Songs der vier Vorgänger-Alben haben die Briten für das Deichbrand-Publikum dabei. Die drei  Jungs schaffen es, ein Zeitreise in die 80er zu kreieren. Und das alles lebt von der Bassbariton-Stimme von Harry McVeigh, den warmen und eingängigen Melodien und natürlich von dem melancholischen Grundgefüge. Mit von der Partie sind sind seine Bandkollegen – Bassist Charles Cave sowie Schlagzeuger und Keyboarder Jack Lawrence-Brown. Sie kennen sich schon viele Jahre von der Schule her und haben auch schon früh miteinander Musik gemacht, damals aber noch unter dem Namen Fear Of Flying.

The Kooks

The Kooks sind wieder in Deutschland und haben Nachschub für die Ohren am Start. Wie immer zeitlos, positiv, mitfühlend und schwerlich aus dem Kopf zu bekommen. Das fünfte, aktuelle Album „Let’s Go Sunshine“ ist bereits ein echter Erfolg. Den Musikstil der britischen Band beschreibt man am besten als gelungene Mischung aus Funk, Jazz, Soul und Rock. Schön, dass die Jungs nach fünf Jahren Abstinenz wieder am Start sind, vor allem die Mädels scheinen heiß auf The Kooks zu sein – wie man an den vielen Pappschildern in der Menge sehen kann. Sicher liegt das an Sänger Luke Pritchard, der mit seiner bewegenden Stimme und seinem natürlichen Rock’n’Roll-Charme für Begeisterung sorgt. Dazu gibt es lange Gitarrensoli und auch mal lässige Akustik-Grooves. Insgesamt eine wunderbare, britische Rock-Show.

BHZ

Nun liegt es an BHZ, der Rap-Crew aus Berlin-Schöneberg, das Palastzelt in Schwung zu bringen. Kein Zweifel, dass die sieben Jungs ihr Live-Potential voll ausschöpfen. Denn das haben sie bereits in 2018 und jetzt zur Festivalsaison mehrfach bewiesen. Klar, bei so viel Energie, gibt es Moshpits fast wie bei einem Punk-Konzert. Viele ihrer Tracks, die sie in der vergangenen Zeit veröffentlicht haben, gehen in Richtung Trap, aber die Berliner Jungs bringen noch viel mehr mit. Retro Gefühle, smoothe Flows und ein klassischer MotP-Beat ermöglichen eine Zeitreise durch die 90er-Jahre.

two door cinema Club

Die Indie-Rock mit Elektropop-Einflüssen aus Nordirland besteht aus drei Bandmitgliedern – Sänger Alex Trimble spielt auch Gitarre, Kevin Baird am E-Bass und Sam Halliday an der Gitarre.  Die Band aus dem kleinen, am Meer gelegenen Bangor in Nordirland schloss sich zusammen, um die Tanzflächen der Independent-Szene zu erobern. Flitzende Gitarrenspitzen, die elektrischen Reize im Nervensystem von Synapse zu Synapse schicken. Verspielte Basslinien mit Hang zum Discofunk kommen oben drauf und ganz darüber gipfeln die Drums, die dem ganzen Gefüge das nötige Tempo einheizen. Ein wahrhaftes Indie-Pop-Spektakel, was die Iren hier liefern.

brkn

Weiter geht es im Palastzelt mit BRKN – dem deutschen Rapper, Sänger und Musikproduzenten mit türkischen Wurzeln. Der 29-jährige heißt mit mit bürgerlichem Namen Andac Berkan Akbiyik und hat der Einfachheit halber daraus den Namen BRKN gemacht. Der Musiker spielt Klavier und Saxophon seit er sechs ist und hat mit 12 dann begonnen zu rappen und zu singen. BRKN lebt in Berlin-Kreuzberg, wo er geboren und aufgewachsen ist. Bevor er seine Solokarriere begonnen hat, ist er bereits als Produzent und gern gesehener Featuregast tätig gewesen, zB bei Künstlern wie RAF 3.0, K.I.Z, Mach One und Said. Seit 2014 wandelt er auf Solopfaden und seit 2016 macht BRKN monatlich die musikalische Live-Latenightshow im Tiyatrom in Kreuzberg, zu der er prominente Persönlichkeiten einlädt.

biffy clyro

Die Schotten Biffy Clyro haben ihr letztes Studioalbum „Ellipsis“ in 2016 veröffentlicht, dazu hat es natürlich etliche Konzert- und Festivalauftritte gegeben. Etwas neues hat es dann in 2018 gegeben: Das erste Akustik-Album der Band nennt sich „MTV Unplugged: Live At Roundhouse London“ – dort ist das Set ihres legendären Konzerts aus November 2017 bei der beliebten Unplugged-Reihe verewigt. Was die Band ausmacht, live oder akustisch, ist der perfekte, teils mehrstimmige Gesang gepaart mit abwechslungsreichem Sound. Auf die Deichbrand 2019-Bühne kommen Biffy Clyro mit gewaltigen Lichtgewitter und schmettern direkt mit den ersten Song los. Sparsam gehen die drei Schotten mit ihrer Energie nicht um. Sie springen, treten in die Luft und holen wirklich alles aus ihren (oberkörperfreien) Körpern heraus. Vor der Bühne ist es rappelvoll und der stechende Strat-Sound von Frontmann Simon hagelt auf alle herab. Mit sanften und harten Progressiv-Rock-Sounds donnern die Biffies jede Menge Fetzen Seele in die Herzen ihrer Fans. Hier gibt es gepfefferte Rocksongs genau wie ruhige Balladen. Biffy Clyro haben einfach einen großen Vorteil vielen anderen Rockbands gegenüber: sie sind nämlich eine mega gute Live-Band und ihr Repertoire an Hits wird von Album zu Album größer. Eine Band, die einzigartig und lebendig ist.

The chemical brothers

Seit mehr als bald drei Jahrzehnten sind The Chemical Brothers der Garant für die besten Liveshows im Genre der elektronischen Musik. Im Fokus steht dabei seit jeher ein klangvolles und gleichzeitig audiovisuelles Erlebnis. Hinter dem Musik-Projekt stecken Tom Rowlands und Ed Simons aus Manchester, England. Wie kein anderes Electronic-Duo verstehen es Tom & Ed, verschiedene Musikrichtungen zu vermischen und damit neue Klänge zu erzeugen. Für ein einziges, exklusives Deutschland-Konzert sind The Chemical Brothers am Samstagabend beim Deichbrand Festival. Anlass ist das neuste Album „No Geography“ und das sich nähernde 30-jährige Bandjubliäum. Das legendäre Duo hat weltweit mehr als12 Millionen Alben verkauft und vier Grammys eingesackt. Seit April 2019 ist das neuste, neunte Studioalbum „No Geography“ auf dem Markt und dies gilt es jetzt zu promoten und live gekonnt in Szene zusetzen. Von der Bühne aus breitet sich eine epische Sound-Collage aus, die man im Auto sofort laut aufdrehen würde, aber vor allem live in zuckende Tanzbewegungen umsetzen mag. Kein Wunder, alles was es an Songs der umfangreichen Künstler-Diskografie zu hören gibt, ist energetische Tanzmusik. Innovative, bestens abgestimmte Klänge und Sequenzen mit vielfältigen Stile – das bringt reichlich Abwechslung. Da ist kein Song der nicht zumindest die Muskeln vibrieren lässt. Der technisch perfektionierte, messerscharfe Sound rundet das Musikerlebnis perfekt ab.

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Deichbrand Festival 2020

Danke: Theresa Friedenstab (redaktionelle Mitarbeit)