50 Times – 50 Jahre: Roskilde Festival 2022 mit zwei Jahren Verspätung


Roskilde Festival 2022
Unsere Highlights vom Mittwoch beim Roskilde Festival 2022. (Bild: Marten Körner)

Als wir die Fähre von Rostock nach Gedser in Dänemark besteigen, so wie immer, wenn’s zum Roskilde Festival geht, kreisen die Gedanken. Drei lange Jahre ist es her. Wird alles so sein wie immer? Werden wir so ausgelassen vor den Bühnen stehen als wäre nichts gewesen? Das Roskilde Festival ist mit fast 150.000 Teilnehmern (Zuschauer und freiwillige Helfer) eines der größten Musikfestivals der Welt. Wie wird es, plötzlich wieder mit abertausenden Menschen Schulter an Schulter die Musik zu genießen?

Das freundliche Lächeln der Volunteers am Caravan-Camp lässt hoffen. Ja, eigentlich ist alles wie immer. Oder? Die Anzahl der Parkplätze für Autos wurde drastisch reduziert und sie liegen auch mehrere Kilometer weit entfernt. Das ist Absicht. Die Veranstalter wollen die Anreise mit PKW so unattraktiv wie möglich machen. Schließlich verfügt das seit das Festivalgelände seit 2017 über eine eigene Bahnstation. Seit einigen Jahren haben sich die Veranstalter auf den Weg zu einem nachhaltigeren Festival gemacht. Durch Verzicht auf die sonst üblichen Dieselgeneratoren und den Anschluss an das Energienetz können von den 160.000 Litern Diesel (2019) in diesem Jahr die Hälfte eingespart werden. Ein weiteres Anliegen ist die Müllreduktion. Die begehrten Zeltplätze in der Nähe des Festivalgeländes verpflichten zum Beispiel zum Mieten eines Zeltes. So wird vermieden, dass wie üblich die eigenen Zelte nach dem Festival einfach stehengelassen werden und so zu Müll werden.

Auf dem Festivalgelände gibt es zwei neue Bühnen. „Mantra“ auf der überwiegend Hip-Hop läuft und das „Ambereum“ (von Amber = Berstein), wo Elektro DJ Sets und elektronische Klangexperimente zu hören sind. Wir beginnen mit „Fontaines DC“ auf der Avalon Stage. Mit den irischen Post Punkern als Indie Act kommen wir gut in den ersten Festivaltag und JA, es ist alles wie immer. Leider können wir nur kurz bleiben, weil das Eröffnungskonzert auf der Orange Stage, der Hauptbühne, wartet.

Die Ehre des ersten Konzerts bekommt Drew Sycamore, DER neue dänische Popstar. Die dänisch/walisische Künstlerin ist in dänischen Musikmagazinen und Musikpreis-Veranstaltungen allgegenwärtig. Wir finden: zu Recht! Große Popsongs, Kostüm mit Madonna-Attitüde und auch sonst ein wenig 80th-Discosound. Bei Polo G in der Arena, der zweitgrößten Bühne, schauen wir kurz vorbei. Erst 22 Jahre alt, legte der Rap-Shootingstar aus Chicago 2021 schon sein drittes Album vor. Tragische Songs vom unversöhnlichen Straßenleben aber auch Partysongs. Die Musikpresse prophezeit für ihn Großes.

Natürlich gehen wir in die Gloria, die einzigen Indoor Bühne, um The Ocean, eine deutsche Progressive/Sludge/Hardcore-Band zu sehen. In fast völliger Dunkelheit hauen sie uns ein episches Brett, was zwischen Tool und Pink Floyd mäandert, um die Ohren. Topp!

Doch nun wieder hinüber in die Arena zu Godfather of Hardrock Robert Plant zusammen mit Alison Krauss. Alison Krauss ist eine gefeierte Bluegrass-Sängerin. Die beiden Stimmen kommen also aus zwei entgegengesetzten Ecken der Musikwelt. Unmöglich? Natürlich nicht! Die musikalische Kollaboration reicht schon in das Jahr 2007 zurück. 2009 gab es den Grammy für das Album des Jahres. Uns beeindruckt, neben den wirklich originellen Led Zeppelin Covers „When the levee breaks“ und „Rock’n’Roll“, vor allem Robert Plants Zurückhaltung beim Gesang, so dass Alison Krauss von ihm, dem Heroen nie zur Seite gedrängt wird. Wirklich ein sehr gelungenes Konzert. Vorletzte Station machen wir bei der Londoner Singer-Songwriterin Anna B Savage. Wir sind angetan von ihrer kraftvollen Stimme und den leidenschaftlichen Songs. Leider ruft uns das Konzert von Biffy Clyro.

Die Schotten von Biffy Clyro haben mittlerweile schon Legendenstatus. Mit rauen Gitarren, rasanten Rhythmen und wildem Gesang begeistern sie auch heute wieder alle, die auf Grunge, Punk und/oder Prog-Rock stehen. Zufrieden laufen wir durch die laue Sommernacht zum Camp.