Dass Tool in diesem Jahr endlich wieder weltweit vereinzelte Festivals aber auch Konzerte spielen, so auch auf deutschem Boden, ist ein besonderes Schmankerl für Rock- und Metal-Fans mit hohem musikalischem Anspruch. Zum einen sind die Liveshows von TOOL ein audiovisuelles Kunstwerk, darüber hinaus finden diese Konzerterlebnisse leider viel zu selten statt. Die vier Kalifornier verwandeln die ZAG Arena in Hannover am Samstagabend, den 25. Mai 2024 in einen Tempel des Progressive-Metals.
Die legendäre US-Band um Frontmann Maynard James Keenan (auch bekannt als Sänger von A Perfect Circle oder Musikprojekt Puscifer) ist seit Ende der 90er Jahre mit ihrer Musik aktiv. Gitarrist Adam Jones, Bassist Justin Chancellor und Drummer Danny Carey ergänzen das meisterliche Quartett. Bei den ersten Werken „Opiate“ (EP/1992) und „Undertow“ (Album/1993) war die weltweite Metal-Szene noch nicht recht bereit für ihre Art Musik. Spätestens aber mit dem Alternative-Meisterwerk „Aenima“ sowie der folgenden Lollapalooza-US-Tour sind Aufmerksamkeit und Bekanntheitsgrad gestiegen. Mit „Lateralus“ (2001) und dem vierten Album „10.000 Days“ (2006) haben die Musiker dann komplex, impulsiv und vielschichtig nachgelegt. Ihre Alben avancieren längst zu echten Meilensteinen an Musik, optischer Gestaltung und beispielloser Qualität. Auch wenn die letzte Album-Veröffentlichung mittlerweile 5 Jahre her ist, hierzulande sind die eingefleischten Fans dauerhaft in Habachtstellung. Nicht nur immer in der Hoffnung auf neues Material, vor allem auch auf ihre rar gesäten Liveauftritte.
Ab jetzt gilt: striktes Handyverbot. Wer sich nicht zusammenreißen mag und erwischt wird, verlässt das Konzert. Da überlegt man sich dann doch mal, lieber einfach nur das Konzert zu genießen. Beginnend mit einem atmosphärischen Intro, das die Spannung im Publikum ins Unermessliche steigen lässt, entern die Mittfünziger die Bühne. Als die ersten Töne von „Fear Inoculum“ erklingen, dem Titeltrack ihres Albums von 2019, ist die Begeisterung sofort spürbar. Das Studiowerk, das nach einer 13-jährigen Pause veröffentlicht wurde, brachte der Band nicht nur große Anerkennung, sondern auch ihren dritten Grammy Award ein. Die handwerklichen Fähigkeiten der vier Musiker sind auf höchstem Level, sie alle bieten hier und heute eine Meisterleistung dar. Während Jones‘ Gitarre ergreifend säuselt und Chancellor’s Bass den Beat kraftvoll vorantreibt, wartet man im Publikum geduldig auf das göttliche Schlagzeug-Spiel, das Carrey einem um die Ohren donnert. Das ist ein Schlagzeugsolo der besonderen Art, das er mit Unterstützung eines Synthezisers live programmiert und dann dazu spielt. Bei Tracks wie „Chocolate Chip Trip“ kommt dies besonders gut zur Geltung. Und dann ist da natürlich noch der immer wieder überraschende Keenan, dessen Organ einmal weich, einmal hart, schreiend betört. Streckenweise ist der Sänger so tief ins Soundbild integriert, dass man seine Stimme kaum mehr als solche, eher als ein weiteres Instrument wahrnimmt.
Ein Klassiker wie „The Grudge“ vom 2001er Album Lateralus sorgt für ekstatische Jubelrufe, während Stücke wie „Pneuma“ und „Descending“ die Vielseitigkeit und Kreativität der Band unter Beweis stellen. Besonders beeindruckend ist die visuelle Inszenierung der Show. Tool ist bekannt für ihre spektakulären Lichtshows und Videoprojektionen, die perfekt auf die Musik abgestimmt sind und eine immersive Atmosphäre schaffen. Die psychedelischen Visuals und die präzise Lichtchoreographie verstärken die hypnotische Wirkung der Musik und lassen das Publikum in eine andere Welt eintauchen. Die ganze Arena wird während des Konzerts mit der beeindruckenden Licht- und Lasershow einbezogen.
Tool hat im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Erfolge gefeiert. Ihr Debütalbum Undertow (1993) hat den Grundstein für ihren Aufstieg gelegt, während Ænima (1996) ihnen den ersten Grammy eingebracht hat. Lateralus (2001) und 10,000 Days (2006) haben ihren Status als eine der innovativsten Bands im Rock-Genre gefestigt. Mit Fear Inoculum haben sie bewiesen, dass sie auch nach Jahrzehnten an der Spitze ihrer Kreativität stehen. Von der großartigen Lichtkulisse und den facettenreichen, hochkomplexen Rhythmen betört, haben die 9.000 Hannoveraner Zuschauer dieses wahrhafte Rock-Monster ausgiebig genossen.
Setlist – Tool in Hannover 2024
Intro: Third Eye (Heartbeat intro)
1. Jambi
2. Fear Inoculum
3. Rosetta Stoned (With “Lost Keys” intro)
4. Pneuma
5. Intolerance
6. Descending
7. The Grudge
Intermission
8. Chocolate Chip Trip (With Danny Carey POV camera)
9. Flood (With confetti)
10. Invincible
(-) Ions
11. Stinkfist