Papa Roach in Hannover – Große Feier mit Hollywood Undead + Ince Nine Kills


Papa Roach in Hannover 2020
Am Dienstag, den 10. März 2020 spielten Papa Roach in Hannover das letzte Konzert vor der Corona-Sperre. (Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Die Präsenz des Corona-Virus ist in den letzten Wochen nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Veranstaltungen werden abgesagt und in immer mehr Bundesländern werden Veranstaltungen über 1.000 Personen verboten. Das Land Niedersachsen hat nun auch ein solches Verbot erlassen. Am Tag, bevor dieses in Kraft tritt, gibt es jedoch noch ein letztes Konzert in Hannover, was damit die letzte Großveranstaltung in Niedersachsen oder ggf. auch eines der Letzten in Deutschland ist. Papa Roach treiben schon einige Wochen zusammen mit Hollywood Undead und Ice Nine Kills ihr Unwesen in Europa und lassen sich von dem Virus nicht abschrecken. Trotzdem müssen auch sie sich den Vorlagen beugen und die Tour nach diesem Konzert vorzeitig abbrechen. Aber warum nicht nochmal mit einem Knall enden?

Ice nine kills

Ice Nine Kills sind eine der größten Metalcore-Überraschungen der letzten Jahre. Die Band bedient nämlich nicht nur eine Nische, sondern gleich zwei. Metalcore basierend auf Horrorfilmen. Klingt sehr abenteuerlich und genau das ist es auch. Ice Nine Kills beherrschen ihr Handwerk jedoch in Perfektion. Als ersten Song gibt es „Stabbing in The Dark“, zu dem zunächst nur ein Clown mit einem Messer in der Hand auf der Bühne steht. Sänger Spencer Charnas, mit Maske auf dem Kopf, kommt hinzu, nimmt ihm das Messer ab und singt dann allein das Intro. Der Rest der Band kommt dazu und auf geht’s. Die Bühnenshow ist immer passend auf den jeweiligen Songtext angepasst, die alle von Horrorfilmen inspiriert sind. So verkleidet sich Spencer zu jedem Song neu und hat mal eine Axt, einen Dolch oder eine Kettensäge in der Hand – oder Cosplayed als Freddy Krüger. Natürlich wird sich auch auf das aktuelle Thema bezogen: “The corona virus might not kill you – but we will!”, sagt uns Spencer. Zusätzlich spornt er das Publikum immer wieder an “You have the potential to be better than Berlin, cause they fucking suck”, was jedoch nicht zwingend nötig ist, da das Publikum von Anfang an Feuer und Flamme ist. Nebenbei erwähnt, gibt es noch andere Bands, die teilweise vierstimmig Screamen? Das stellt jedenfalls ein wahres Highlight dar.

Hollywood Undead

Mehrstimmig geht es auch bei Hollywood Undead zu. Die Band besteht zugleich aus fünf Sängern, die nur ab und zu eine Gitarre in die Hand nehmen. Die einzige Konstante ist das Schlagzeug im Hintergrund. Auch konstant sind die ständigen Funken-Fontänen, die bei den ersten Songs zu jedem Refrain gezündet werden. Die Stimmung könnte von Anfang an nicht besser sein. Alle Zuschauer sind in Bewegung und singen mit, kaum einen hält es an seinem Platz. Viel Bewegung gibt es auch auf der Bühne. Jeder der fünf Sänger läuft ständig auf und ab und post für das Publikum. Richtig voll wird es dann zum vierten Song auf der Bühne “Heart of a Champion”. Nun gibt es Unterstützung von Spencer von Ice Nine Kills und auch Jacoby Shaddix von Papa Roach kommt das erste Mal auf die Bühne. Wie oft erlebt mann denn schon ein Metal-Konzert mit sieben Sängern auf einer Bühne?

“It’s good to be back in Hannover – last time we were here, we had some fans on stage to play guitar. Do we have someone here who can play?” werden wir gefragt, worauf Felix aus dem Publikum geholt wird. Dieser spielt ein kurzes Solo, was von der Band mit den Worten “I don’t think that guy is getting laid with that solo tonight”, bevor sie zusammen einen Song spielen, den Felix live auf der Bühne lernt. Mit dem Song “Day Of The Dead” beenden Hollywood Undead zunächst ihr Set, bei dem das Publikum noch einmal lauthals mitgröhlt. Die Fans verlangen eine Zugabe und bekommen diese auch mit “Everywhere I Go” und “Hear Me Now”.

Papa Roach

Vor der Bühne hängt ein großes Banner mit dem typischen Bandlogo, der Schabe. Das Banner fällt zum ersten Song “Dead Cells”, bei dem die Stimmung erst noch verhalten ist. Ganz anders wird es beim darauffolgenden Song “Blood Brothers”. Jacoby Shaddix nimmt direkt die ganze Bühne für sich ein – so wie man es von ihm gewohnt ist. “Get on your feet, this is a fucking rock show” – sagt er zu den Rängen an den Seiten der Swiss Life Hall. “What about the corona section over there, you ain’t sick!”.

Wer jedoch krank ist, das ist Gitarrist Jerry Horton. Er hat sich kurz vor der Tour die Hand gebrochen und muss entsprechend aussetzen. Sein Ersatzmann vollführt diesen Job fehlerfrei, während der Rest der Band, wie gewohnt, Stimmung macht. Dazu sucht Jacoby auch die Nähe zum Publikum. Er springt in den Graben und ploppt wie ein Maulwurf immer wieder an verschiedenen Stellen vor dem Publikum auf. Berührungsangst haben allgemein nur wenige an diesem Abend. Immer wieder gibt es auch Crowdsurfer zu sehen – Corona wird für einen Moment ausgeblendet. Vor dem Song “Broken Home” gibt Jacoby eine kurze Rap-Einlage mit den ersten Zeilen von Eminem’s Song “Lose Yourself”.

Das Bühnenbild ist sehr minimalistisch gewählt und auch sonst gibt es keine großen Effekte und nur das Schaben-Banner im Hintergrund mit einigen Lichtstrahlern. Mehr braucht es eigentlich auch nicht. “Thank you for coming out and lifting my spirits up” bedankt sich Jacoby weiter, bevor er den Song “Elevate” anstimmt.

Nur weil Gitarrist Jerry Horton nicht anwesend ist, heißt das nicht, dass man nicht zu seinem Geburtstag singen kann. Das Ganze wird per Video aufgenommen und an ihn geschickt. Jacoby sport die Hannoveraner weiter an mit den Worten “Yesterday we were in Berlin and it was OK, but this is amazing tonight. You guys are killing it right now”. Den Song “Falling Apart” gibt es in einer Akustik-Version, zu dem das Publikum von allein die Feuerzeuge rausholt und gen Saaldecke hält. Es folgt ein Drum Solo und danach der Song “Firestarter” von The Prodigy in Gedenken an den verstorben Keith Flint. Anschließend verabschieden sich Papa Roach mit dem Song “…To Be Loved” von der Bühne. Viele Zugabe-Rufe später melden sich die Rocker mit gleich drei Songs zurück. “Who Do You Trust?”, “Last Resort” und “Born For Greatness” bilden das große Finale, bei dem nochmal alles vom Publikum abverlangt wird. Hannover bedankt sich mit lautem Mitsingen und ausgiebigem Applaus.

1. Dead Cell
2. Blood Brothers
3. Between Angels and Insects
4. Renegade Music
5. I Suffer Well
6. Broken Home
7. Elevate
8. Feel Like Home
9. Falling Apart
10. Scars
11. The Ending
12. Help
13. Getting Away With Murder
14. Firestarter
15. …To Be Loved

Encore:
16. Who Do You Trust?
17. Last Resort
18. Born for Greatness