Angry Metal: Body Count feat. Ice-T in Hamburg


Body Count feat. Ice-T Tour 2018 / Body Count feat. Ice-T Hamburg 2018
(Bild: stagr / Axel Schilling)

Heavy Metal, Ice-T und jede Menge Wut: letzten Dienstag spielte Body Count in der ausverkauften Großen Freiheit 36.

Die Welt wirkt finster heutzutage. Der mächtigste Politiker der Welt ist ein verdammter Rassist, in Europa werden Populisten wieder einflussreicher und es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner hört. Kein Wunder, dass Musik wieder politischer wird. Und das nicht erst seit Kendrick Lamar und „This is America“ von Childish Gambino. Schon Ende der 80er, Anfang der 90ern hat eine Band lautstark gegen Polizeigewalt rebelliert: Body Count, die Heavy Metal Combo um den legendären Gangster Rapper Ice-T.

Wer damals „Cop Killer“ vom 92er Debütalbum gehört hat, hat sofort gespürt: Eine Faust ist am gefährlichsten, wenn sie ein Mikro hält. Der Song war die Antwort auf die Misshandlung des schwarzen US-Bürgers Rodney King durch weiße Polizisten. Als sie freigesprochen wurden, führte das zu den Unruhen von Los Angeles, bei denen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt wurden.

Auch in Hamburg waren letzten Dienstag Unruhen zu erwarten: wenn Body Count auf der Bühne wütet. Schon am frühen Abend füllte sich die Große Freiheit 36 mit Fans. Schnell war ich umringt von ausgewaschenen Bandshirts: Body Count natürlich, aber auch Slayer, Motörhead und andere Hard-Rock- und Metal-Bands. Ice-T ist zwar Rapper, aber die Body Count Fans kommen definitiv aus dem Metal-Lager.

Je voller es wurde, desto kleiner fühlte ich mich: Die meisten Fans waren riesengroß, hatten breite Schultern und einen düsteren Blick aufgelegt. Solche Klischees sind natürlich Quatsch und mussten niemanden beunruhigen. Die Stimmung war freundlich und entspannt.

Das änderte sich schlagartig um 20 Uhr. Es wurde dunkel, es wurde laut, Body Count kam auf die Bühne: Rapper Ice-T, Lead Gitarrist Ernie C, Gitarrist Juan García aka Juan of the Dead, Bassist Vincent Price, Drummer Ill Will und für die Backing Vocals Sean E Sean und Little Ice. Letzterer ist kein geringerer ist als Ice-Ts Sohn und hatte von allen Bandmitgliedern am meisten Spaß. Er moschte mit einem breiten Grinsen über die Bühne und feierte seinen Dad, die Band und jede einzelne Note, die gespielt wurde. Hat Spaß gemacht, ihm dabei zuzusehen. Wer nicht so gut druff war: der maskierte Typ ganz links auf der Bühne. Der mit schusssicherer Weste und Shotgun in der Hand. Wer das war? Ich will’s gar nicht wissen.

Das Set bestand aus all den Body Count Bretter, die man erwartet hat: von „Manslaughter“ über „No Lives Matter“ und „Talk Shit, Get Shot“ bis zum oben erwähnten „Cop Killer“. Dazwischen gab’s immer wieder motherfuckin’ Ansagen von motherfuckin’ Ice-T an die motherfuckin’ Fans. „Make some motherfuckin’ action!“ Und natürlich ein starkes Statement gegen Rassismus: Wer Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe verurteilt, muss der „dumbest motherfucker“ der Welt sein. Außerdem heißt Ice-T ab jetzt nicht mehr Ice-T, sondern „ICE MOTHERFUCKIN’ T, BITCH!“ Merkt euch das. Was ich nicht so cool fand: als er seine zweijährige Tochter für einen Song auf die Bühne geholt hat. Nennt mich Spießer, aber eine Zweijährige hat um 22 Uhr nichts auf der Bühne eines Metal-Konzerts zu suchen. Nicht bei drölfhundert Dezibel, Totenkopfmasken und einem Typen mit Shotgun.

Vor der Bühne gab’s die gewünschte motherfuckin’ Action: Ab dem ersten Song hat die Crowd gemoscht, gesungen und gegrölt. Immer wieder wurden Fans crowdsurfend durch die Menge getragen. Es wurde viel Bier getrunken und ganz schnell wieder ausgeschwitzt. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffgehalt erreichten nach und nach bedrohliche Werte. Besonders oben auf der Galerie schlug mir die durchgefeierte Luft wie ein Faustschlag ins Gesicht.

Bewundernswert, dass Ice-T, der mittlerweile 60 ist, das Set noch mit soviel Energie durchrocken konnte. Und er hatte noch lange nicht Feierabend: Body Count spielte am selben Abend noch ein weiteres Konzert vor ausverkauftem Haus. Direkt im Anschluss, auf derselben Bühne. Puh. So hat Body Count gleich zweimal das geliefert, was sie von ihren Fans gefordert  haben: motherfuckin’ Action!

Body Count feat. Ice-T in Hamburg 2018

1. Raining Blood / Postmortem (Slayer cover)
2. Bowels of the Devil
3. Manslaughter
4. No Lives Matter
5. Body Count
6. Necessary Evil
7. Drive By
8. Voodoo
9. There Goes the Neighborhood
10. KKK Bitch
11. Disorder (The Exploited cover)
12. Talk Shit, Get Shot
13. Cop Killer

Encore:
14. Institutionalized (Suicidal Tendencies cover)
15. Momma’s Gotta Die Tonight
16. This Is Why We Ride