Mein Lieblingsfestival: Das Open Flair dieses Mal als Insel Flair 2021


Insel Flair 2021
Am Wochenende vom 12. bis 15. August 2021 fand mit dem Insel Flair 2021 eine coronakonforme Alternative zum Open Flair statt. (Bild: stagr / Annekathrin Linge)

Auch in diesem Jahr fanden und finden weiterhin keine Festivals im gewohnten Rahmen statt, das ist wohl keine große Überraschung. Umso schöner war es, dass da dennoch etwas so wunderbares wie das coronataugliche “Insel Flair” vom 12. bis 15. August 2021 unter Einhaltung von gut geplanten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen auf die Beine gestellt wird. Statt 20.000 Besuchern passten so maximal 1.500 Fans auf das Gelände der Werdchen-Insel in Eschwege. Die Bühne war etwas kleiner als sonst, davor standen Bierzeltgarnituren. Vier Abende lang spielten jeweils drei verschiedene Bands.

donnerstag – Tag 1

Traditionsgemäß wurde das Festival von Alexander Feiertag, dem Chef des Open Flairs, auf der Bühne eröffnet. Kopfecho war die erste Band am Donnerstag. Die Düsseldorfer Gruppe rund um Sängerin Amy sorgte sofort für gute Stimmung. Das Publikum war hungrig nach Konzerten und Livemusik. Das merkte man sofort. Die Zuschauer feierten und hatten Spaß. 

Bei der Band Milliarden aus der deutschen Hauptstadt Berlin, die in diesem Jahr ihr drittes Studioalbum veröffentlicht hatten, wurde kaum noch eine Bank zum Sitzen verwendet. Die Mehrheit der Besucher hielt sich natürlich an die geltenden Vorschriften und blieben am eigenen Tisch und trugen dort, wo es enger wurde, eine Maske. Alles unter den zumeist strengen Augen der Secus – der “Heavy Secure Rocking Crew”, teils auch Polizei und dem Gesundheitsamt.

Ebenfalls aus Berlin stammte die dritte Band des Abends: Grossstadtgeflüster. Das Duo bestehend aus Jen Bender und Raphael Schalz brachte mit ihrem Elektropop den ersten Festivaltag des Insel Flairs gebührend und gut gelaunt zu Ende.

freitag – Tag 2

Der Freitag wurde von den Monsters of Liedermaching eröffnet, die auf keinem Open Flair fehlen dürfen. Dieses Jahr wurde auch wieder die Nasenflöte gespielt, welche beim letzten Mal bitter von den Fans vermisst wurde. Mit ihrem Lied “Katz und Hund” begeisterten die Hamburger Liedermacher mich auf jeden Fall: “Katzen sind voll Punkrock”. Haha. Jawohl! 

Die Donots waren zweiter Act des Abends. Gut gewählt wurde “Calling” als erste Song, ein absoluter Live-Kracher. An diesem Tag wurde zwar alles akustisch gespielt, dies machte aber eindeutig nicht weniger Spaß – und es ging mindestens genauso steil nach vorne. Nach vier Songs wurde es etwas gemütlicher auf der Bühne. Die Donots haben gerade ihr Buch veröffentlicht “Die Geschichte der Donots: Heute Pläne, morgen Konfetti”. Autor Ingo Neumayer und die fünf Herren aus Ibbenbüren saßen bequem auf Sofas. Es wurden Auszüge aus dem Buch vorgelesen, die Fans gaben die jeweilige Seitenzahl an. Nach 15 Minuten wurde das Publikum dann aber ungeduldig: viel zu lange haben alle die letzten Monate darauf gewartet, endlich wieder Livemusik erleben zu dürfen. Das merkten die Donots auch und so wurde noch ein Weilchen Musik gespielt. Klassiker wie “Whatever happened to the 80s”, “Stop the clocks” oder “So long” durfte schließlich nicht im Repertoire fehlen. Mit Letzterem war das Konzert dann auch – leider 15 Minuten zu früh – zu Ende. 

Letzter Act des Abends: WiebuschBosseUhlmann. Was fast wie ein Zungenbrecher klingt, war der Zusammenschluss von Marcus Wiebusch (bekannt als Sänger der Band “Kettcar”), Axel Bosse und Thees Uhlmann (bekannt als Solo-Künstler und Sänger der Band “Tomte”). Die drei Sänger sind aktuell gemeinsam auf kleiner Tour und spielten zusammen mit einer Liveband ihre Lieblingslieder. Aki Bosse wirkte zwischendurch extrem konzentriert, schaute fast schon nervös auf seinen Notenständer. Das macht ihn aber irgendwie noch sympathischer. Ein tolles Konzert mit großartigen Nummern zum Nachdenken, Mitsingen und Tanzen.

samstag – Tag 3

Manche bezeichnen die Musik von Lonely Spring aus Passau als Rock oder Emo-Rock. Fakt ist, dass die 4 Musiker aus Bayern in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben und somit zurecht auf dem diesjährigen Insel Flair spielen durften. Auch an Tag 3 hatte das Publikum noch extrem viel Lust auf Musik und so wurde auch hier wieder kräftig mitgesungen und getanzt.

Ganze 12 Jahre haben Planlos, die zweite Band des Tages, kein Konzert mehr gespielt. Das Comeback sollte im März 2020 stattfinden. Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Und so kam es nun, dass dies das erste Konzert nach all den Jahren war. Die Band klang alles andere als eingerostet. Die Stimmung war fantastisch, auf und vor der Bühne. Für eine Coverversion von “Verdammt ich lieb‘ dich” kam dann auch Matthias Reim kurz auf die Bühne, wenn auch nur als Pappaufsteller. Das Publikum feierte so ausgelassen, wie schon die beiden Abende zuvor. 

Madsen haben schon oft auf dem Open Flair gespielt und so waren sie auch in diesem Jahr ein gern gesehener und gehörter Gast auf dem Insel Flair. Ihre eingängigen Lieder trotzten vor Mitsing-Potential. Hier war gute Laune das Motto. Als letztes Lied lief wie meistens bei der Band aus Prießeck der Song  “Lass die Musik an” in Dauerschleife. Da fiel der Abschied gar nicht so leicht.

Vielleicht könnte man in diesen aktuellen Zeiten das Ganze auch noch symbolischer deuten, als das Lied vermutlich ursprünglich gedacht war. Ja, auch ich hoffe, dass die Musik an bleibt. Ich merkte, wie sehr ich Konzerte vermisst habe, wie sehr das Open Flair und all das Drumherum.

Zum Abschluss des Abends gab es noch ein tolles Feuerwerk zu bestaunen und so ging mein dritter und leider letzter Tag beim Insel Flair zu Ende. Danke, dass es dich – liebes Open Flair – gibt und es sich immer wieder wie ein Nach-Hause-Kommen anfühlt. Ich hoffe auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr. In welcher Form auch immer.

Infos und Tickets: Open Flair Festival 2022