Deichbrand Festival 2024 – Samstag und Sonntag


Samstag

Herz an Herz – Tag und Nacht! SOS – Deichbrand, wir schmelzen! Schon früh am Morgen ist die Hitze in den Zelten kaum zu ertragen, und alle versammeln sich vor den Trinkwasserstellen, um ihren Durst zu stillen. Ein bisschen was von der Savanne hat es heute auch, vor allem durch die staubige Atmosphäre und reichlich Sand, der überall auf dem Gelände verteilt ist. Mutige Besucher wagen sich auf die beiden Beachvolleyball-Felder und trotzen der Hitze. Aber der Place-to-be ist heute wohl mit Abstand der große Pool, in dem viele nach einer kleinen Erfrischung suchen.

Auch die Acts starten heute früh, und es wird heiß, heißer, am heißesten, beim Frühsport-Special mit Blümchen – vor allem durch die Pyrotechnik während der Show. Zahlreiche Besucher strömen aufs Gelände und tanzen in ausgelassener Partystimmung. Bunte Schmetterlinge werden in die Luft gepustet und füllen den strahlend blauen Himmel in den unterschiedlichsten Farben. Ein perfekter Einstieg in den Festival-Samstag. Auch die Electric Island öffnet früh seine Pforten, und die Feierwütigen stürmen die Fläche.

Von Siesta ist auch am Nachmittag keine Rede. Tream, Zebrahead, Bukahara und BADMÓMZJAY füllen die Fire + Water Stages und liefern eine außergewöhnliche Show nach der nächsten. Tones and I hat musikalisch ein bisschen ruhigere Töne im Gepäck, und die zahlreichen Zuschauer wippen entspannt zu dem Takt der Musik. Das Palastzelt öffnet heute später als geplant seine Pforten und beginnt das Programm am Nachmittag mit KOTZREIZ. Die Hitze steht im Raum, was der Stimmung aber nicht in die Parade fährt.

Mit einem lauten und schlichten „Moin, Deichbrand!“ stürmt Madsen die Water Stage, und auch die aus den hintersten Reihen sprinten in die Wellenbrecher. Selbst die mobilen Eisverkäufer quetschen sich mit in die ersten Reihen und finden fleißige Abnehmer für die kleine Erfrischung zwischendurch. Fans zünden Bengalos in den hinteren Reihen und tränken das Publikum in rotem Rauch. Mit geballten Fäusten gegen Rechts präsentieren Madsen ihren neuen Song, der am kommenden Freitag veröffentlicht wird, und treffen auf viel Zuspruch aus der Menge. Zurück auf der Fire Stage kommen wieder entspanntere Töne von PROVINZ. Trotz kurzer technischer Schwierigkeiten mit der Gitarre des Sängers ist der Einstieg in den Auftritt mehr als gelungen. Langsam sinkt die Sonne, und die Temperatur kühlt langsam ein wenig herunter, dafür nimmt die Stimmung immer weiter Fahrt auf!

RIN übernimmt die Water Stage und heizt allen mit seinem Deutsch-Rap ein, als wären wir nicht alle schon überhitzt genug! Die Massen springen im Takt, von Feierabend kann hier noch lange nicht die Rede sein. Aufgeregt hetzt die Meute zum vorletzten Auftritt auf den Main Stages für heute. The Prodigy, bekannt seit Anfang der 90er, ist auf der Fire Bühne bereit, um loszulegen. Spätestens jetzt sind alle wieder frisch und erholt, und ein kühler Wind nimmt uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Wir sind überrascht, als der Sänger plötzlich die Bühne verlässt und den ersten Wellenbrecher stürmt. Voller Elan läuft er durch die Reihen, und jeder Fan kann ihn hautnah miterleben. Die Bühnentechniker fackeln eine Lasershow ab, die wir so auf dem Festival noch nicht gesehen haben.

Am Ende steht Scooter auf dem Programm – und Scooter liefert ab. Gefühlt sind alle Festivalbesucher vor der Water Stage, und wir können das Ende der Menge gar nicht mehr erkennen. Spätestens bei HYPER HYPER sind die letzten am Ausrasten und flippen aus. Weiter geht es noch bis 4 Uhr morgens auf den Aftershowpartys, und es wird fleißig durch die Nacht getanzt. Es dauert sehr lange, bis etwas Ruhe auf dem Zeltplatz einkehrt und die letzten Partybiester überglücklich und kaputt auf ihre Isomatten fallen. Danke für diesen Tag, Deichbrand! Morgen geht es in die letzte Runde, und das Line-up verspricht uns einen aufregenden Tag. Auch wir fallen voller Vorfreude in die Federn!

Sonntag

Als wär’s der letzte Tag. Heute wachen wir leicht melancholisch auf, denn wir wissen schon: Der letzte Tag bricht an. Und wieder einmal werden wir früh am Morgen von der Hitze begrüßt. Die ersten verräumen ihre Zelte in den Autos, putzen sich ein letztes Mal heraus und strömen zu den heutigen Acts.

Das Frühsport-Special wird heute von den 257ers eingeläutet, und die machen ihrem Abriss-Ruf direkt alle Ehre. Zahlreiche Besucher rasten aus, vor allem als die Jungs eine einzigartige Schaumparty in der Crowd starten. Nach kürzester Zeit ist von der Menge in den ersten Reihen kaum noch etwas zu sehen – ein gelungener Einstieg in den Sonntag.

Ein rockiges Highlight bietet danach ITCHY auf der Water Stage. Zum Glück konnte der Auftritt stattfinden, denn dank einer Panne am Tourbus war die gesamte Band für sechs Stunden auf einer Raststätte gefangen. Glück für uns, dass der Bus schnell repariert werden konnte und sie es pünktlich auf die Stage schafften. Als der Sänger und der Gitarrist auf der Hälfte des Auftritts plötzlich in die erste Reihe gehen und von dort aus performen, konnten die Fans ihre Idole auch noch hautnah miterleben. Rockstars zum Anfassen – das haben wir so auch noch nicht erlebt. Auf den Mainstages folgen Saltatio Mortis und Kaffkiez, die die Massen zum Kochen bringen, genauso wie das Wetter. Eine frische Abkühlung liefert die Feuerwehr, die mit ihren Wasserwerfern eiskaltes Nass auf die Besucher schießt.

Gerade als der Auftritt der Antilopen Gang startet, zieht sich plötzlich der Himmel zu, und ein starker, kühler Wind weht über den Acker und verschafft uns endlich eine Pause nach drei Tagen glühender Hitze. 01099 lösen auf der Water Stage ab und sorgen mit ihrer Party-Musik für ordentlich Stimmung. Alle tanzen und springen ausgelassen über die Fläche und genießen es, endlich ohne Schweißausbrüche zu feiern.

BOSSE beginnt direkt mit guter Laune seinen Song „So oder so“, das Publikum stimmt direkt mit ein. Gemeinsam wird geschunkelt und gefeiert. Sein gemeinsamer Auftritt mit einem Chor sorgt bei uns allen für Gänsehaut. Clueso stimmt noch ein paar ruhigere Töne an, bevor Peter Fox auf der Fire Stage ablöst und mit seinen zahlreichen Background-Tänzern einen Hit nach dem anderen schmettert.

ALLIGATOAH schließt die Water Stage ab und räumt direkt sein halbes Bühnenbild ab. Passend zu seinem Genre-Wechsel in die Rockschiene wird gemosht und gepogt. Ein letztes Mal wird vor den Hauptbühnen nach Zugabe geschrien, ein letztes Mal wird mitgegrölt. Nach dem Auftritt sprinten wir noch einmal schnell in das Palastzelt und lauschen dem Konzert von BIBIZA. Danach geht es für die letzte halbe Stunde auf die Electric Island, und dann kehrt langsam Ruhe auf dem Gelände ein. Ein starker Regen kommt pünktlich am Ende eines gelungenen Festivals auf. Wir stapfen durch den Matsch zurück zu unseren Zelten. Glücklich und kaputt fallen wir auf unsere Luftmatratzen, Isomatten und Feldbetten. Die Sonne weckt uns erneut auf, und alle Zeichen stehen auf Aufbruch. Als wir vom Gelände fahren, werden wir von einer einzelnen Möwe ein ganzes Stück begleitet. Wehmütig blicken wir in den Rückspiegel, voller Vorfreude geradeaus. Danke für dieses wunderbare Festival, liebes Deichbrand! Wir sehen uns im nächsten Jahr.

Text: Nele Jurenda