Mit der Eröffnung des Festivals, der berühmten Modenschau und beeindruckenden Bands läutete der Tag zuvor das Mera Luna Festival und die düstere Feier ein, die in den Herzen der Besucher nachhallte und mit ASP und Front 242 zwei imposante Headliner präsentierte. Doch der Sonntag versprach noch mehr. Der zweite Festivaltag sollte diesem Versprechen gerecht werden, indem er nicht nur weitere herausragende Konzerte, sondern auch inspirierende Lesungen und Workshops, u. a. mit Lydia Benecke, bot. Hier fanden sich Gleichgesinnte zusammen, um in einer Atmosphäre der Offenheit und Akzeptanz ihre Leidenschaft zu teilen – und im Schutze des Hangars auch mal der Sonne zu entgehen. Der Wettergott legte gegenüber dem bereits heißen Vortag noch einmal eine gut gemeinte Schippe drauf.
Das wohlverdiente, herrliche Sommerwetter war der perfekte Begleiter für tolle und luftige Stylings sowie die musikalischen Höhepunkte, viele Besucher genossen aber auch einfach eine entspannte Zeit auf Decken oder unter Sonnenschirmen auf dem weitläufigen Gelände. Die Bühnen verwandelten sich erneut in Schmelztiegel der Leidenschaft, wenn die Künstler ihre Musik mit Herzblut und Seele präsentierten. Unter dem strahlenden Himmel erlebten die Besucher eine schwarz-magische Reise, die sie noch lange begleiten wird. Mera Luna 2024 – ein unvergessliches Erlebnis für die schwarze Seele. Mit Einbruch der Nacht tanzten die Schatten zu den Klängen der Finsternis. Für diese zwei magischen Tage schien die Welt perfekt, bis der Mond im nächsten Jahr wieder sein Flüstern in unsere Herzen trägt.
Stahlmann
Stahlmann aus Göttingen hatten, neben den Kollegen von Oomph! am Vortag, fast ein Heimspiel beim Mera Luna. Sie repräsentieren eine junge Generation harter, deutschsprachiger Musik und entwickeln jenen kraftvollen Musikstil immer weiter, der in den 90ern als „Neue Deutsche Härte“ mit Vorreitern wie Die Krupps oder Oomph! begann und etliche Jahre später von Rammstein perfektioniert wurde. Der Auftritt stand für knallharte Stakkato-Gitarren, bedrohlich-tiefen Bassgesang vom smarten Sänger Mart und schnelle Drums. Die vier top gestylten Bandmitglieder kamen am frühen Nachmittag wie die Vorboten der Apokalypse daher und hauten entsprechend energisch ihre düsteren Electro-Rock-Hymnen wie „Asche zu Asche“, „Engel der Dunkelheit“ und
„Plasma“ heraus.Zeraphine
Mit ihrer unverwechselbaren Mischung aus Dark Rock und melancholischen Melodien begeisterten Zeraphine das Infield vor der Main Stage. Die Band, bestehend aus – ebenfalls Solar Fake-Sänger – Sven Friedrich (Gesang) und Norman Selbig (Gitarre) sowie weiterer musikalischer Live-Unterstützung, lieferte mit Hits wie „Be My Rain“ und „Kaltes Herz“ eine eindrucksvolle Performance. Ihre emotionale Tiefe und atmosphärischen Klänge sorgten für einige Gänsehautmomente. Besonders „Die Wirklichkeit“ zeigte, warum Zeraphine in der Dark-Rock-Szene so hoch geschätzt werden und machte dieses Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis.
DArtagnan
dArtagnan eroberten das Publikum mit ihrem energiegeladenen Folk-Rock-Sound und jeder Menge Pyro im Sturm. Die Band, bestehend aus Ben Metzner (Gesang, Dudelsack), Tim Bernard (Gitarre) und Gustavo Strauss (Geige) sowie weitere Live-Unterstützung talentierte Musiker, begeisterte dank nagelneuen Albums „Herzblut“ aus diesem Jahr mit tollen, neuen Hits wie „Mosqueteros“ aber auch mit beliebten Klassikern wie „Westwind“ oder dem Avicii Cover „Hey Brother“. Ihre mitreißenden Melodien und historischen Texte brachten eine einzigartige Atmosphäre auf die Bühne, die die Fans zum Mitsingen und Tanzen animierte. Besonders die leidenschaftliche Performance von Frontmann Ben Metzner (der auch bei der Band Feuerschwanz aktiv ist und vor wenigen Tagen damit bei Wacken auftrat) machte dieses Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Deathstars
Die Deathstars haben lieferten auf der Main Stage eine fulminante Show ab, die das Publikum in ihren Bann zog. Die schwedische Industrial-Metal-Band, bestehend aus Whiplasher Bernadotte (Gesang), Nightmare Industries und Cat Casino (Gitarre) sowie Skinny Disco (Bass) und Nitro (Drums), ist bekannt für ihre düsteren, doch eingängigen Melodien und druckvollen Rhythmen. Mit Hits wie „Blitzkrieg“ und „Cyanide“ heizten sie den Fans ordentlich ein und zeigten ihre Live-Stärke – hier wurde vor allem an den Instrumenten gepost und alles gegeben. Beeindruckend war auch die Performance von „Death Dies Hard“, die die explosive Energie der Band perfekt einfing. Dieser Auftritt war ein Highlight des Festivals und unterstrich, warum die Deathstars in der Industrial-Metal-Szene so hoch geschätzt werden.
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Welle:Erdball
Welle:Erdball zogen am Nachmittag viele Zuschauer vor die Club Stage, denn ihr unverwechselbarer Retro-Elektro-Sound eilte der Band als bester Ruf voraus. Das Musikprojekt, bestehend aus Honey (Gesang), A.L.F. (Synthesizer) und Frl. Venus (Keyboard), begeisterte mit Hits wie „Starfighter F-104G“ und „Wir sind die Roboter“. Ihre Mischung aus elektronischen Klängen und nostalgischen Einflüssen machte das Konzert zu einem besonderen Erlebnis. Die visuelle Inszenierung und der charismatische Auftritt von Honey sorgten dafür, dass dieses Konzert lange in Erinnerung bleiben wird.
Schandmaul
Es wurde Zeit für die Band aus Gröbenzell bei München. Hier drehte sich die Uhr zurück bis ins Mittelalter, sprachlich und musikalisch. Im Bereich Mittelalter-Folk-Rock sind Schandmaul ganz oben auf der Liste der besten Bands. Und warum? Weil sie einfach einen super Sound liefern und das schon seit vielen Jahren.
Doch nachdem Sänger Thomas Lindner seine Krebstherapie erst frisch erfolgreich hinter sich gebracht hat, ist seine Stimme leider noch nicht ganz wiederhergestellt. So musizierte er nicht an der Front sondern wurde durch einen Top-Gastsänger vertreten.
Zu hören gab es auf der Main Stage märchenhafte Songs über Gaukler, Narren und Spielleute. Was die sechs Musiker und Musikerinnen ausmachte, waren die unterschiedlichen Melodien und Instrumente. Songs wie „Der Pfeiffer“, „Walpurgisnacht“ oder „Hexeneinmaleins“ fanden Gehör. Wahnsinnig mitreißend, was die Band neben den üblichen Sets wie Gitarre, Bass und Schlagzeug noch mit Klavier, Drehleier, Bratsche, Cello, Violine, Laute, Banjo, Cister, Schalmeien, Flöten, Kontrabass, Dudelsack für einen wunderbaren Sound schaffte.
Combichrist Old School Set
Combichrist bzw. ihr Frontmann Andy LaPlegua ließ auf der Club Stage am frühen Abend mit dem Old School Set die Herzen der Industrial-Fans höherschlagen. Der Sänger und Frontmann war in Höchstform und brachte mit Klassikern wie „Get Your Body Beat“ und „This Sh*t Will Fcuk You Up“ die Menge zum Toben. Die rohe Energie und die brachialen Beats, die Combichrist ausmachen, sorgten für eine unvergessliche Atmosphäre. Besonders beeindruckend war die intensive Verbindung zwischen LaPlegua und dem Publikum, die diese einmal andere Combichrist-Show zu einem absoluten Muss für alle Fans harter elektronischer Klänge machte.
Lord of the Lost
Wieder einmal beim Mera Luna, die deutsche Band Lord Of The Lost, unsere ESC-Sieger der Herzen. Wer hier vor der Bühne war, wusste, dies würde eines der Konzerte sein, die einen aus der Realität entführen und in eine Welt voller Emotionen, Schmerz und Schönheit katapultieren. Eine Fähigkeit, die Lord of the Lost eindeutig beherrschen. Schon bevor die Show startete, spürte man eine unheilvolle Aura, die sich wie ein dichter Nebel über das Publikum legte. Lord of the Lost – angeführt vom charismatischen Chris Harms, dominierte die Bühne mit seiner düsteren Präsenz und beeindruckenden Stimme. Auch die übrigen Bandmitglieder, die eine beeindruckende musikalische Vielfalt repräsentierten, trugen maßgeblich zum Erfolg der Show bei. Genau wie die unzählbaren Pyro-Effekte. Die Gitarrenriffs von Pi und der druckvolle Bass von Class Grenayde verliehen den Songs eine kraftvolle und dennoch finstere Note, während Gared Dirge an den Drums den Rhythmus vorgab. Die Setlist war ein geschickter Balanceakt zwischen altbekannten Klassikern und neueren Stücken, die sich nahtlos in das Gesamtbild einfügten. Von der ersten Minute an wurde das Publikum von der kraftvollen Energie der Band mitgerissen und auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt. Besonders beeindruckend waren die Momente, in denen Chris Harms seine raue Stimme in zarte Töne verwandelte und die Zuhörer in eine gefühlvolle Melancholie hüllte. Für die Band gab ohrenbetäubenden Applaus und zurück blieb ein Gefühl der Befreiung, als wären alle seelischen Lasten für einen Moment abgestreift worden.
Epica
Epica verzauberten auf der Main Stage mit ihrer epischen Mischung aus Symphonic Metal und kraftvollen Vocals die Menge. Die niederländische Band um Frontfrau Simone Simons, bekannt für ihre beeindruckende stimmliche Bandbreite und Gitarrist Mark Jansen sowie weitere Livemusiker, begeisterten mit Hits wie „Cry for the Moon“ und „Victims of Contingency“. Besonders der bombastische Sound und die orchestralen Arrangements machten dieses Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis. Die energiegeladene Performance von „Design Your Universe“ riss das Publikum förmlich mit und zeigte die volle Bandbreite ihres Könnens. Epica haben mit diesem Auftritt einmal mehr bewiesen, warum sie zu den Größen des Symphonic Metal gehören und ihre Live-Shows ein absolutes Muss für Fans sind.
VNV Nation
In der Elektro- und Industrial-Szene hat sich das irisch-englische Projekt VNV Nation – ehemals als Duo und jetzt solo unterwegs – schon lange einen Namen gemacht. Das lag einerseits an dem außergewöhnlichen Musikmix aus modernen, elektronischen Stilen (Industrial-, Rock- und Dance), andererseits an den tiefgreifenden Texten und der gefühlvollen Stimme von Ronan Harris. Zwischen die knallharten Electro-Beats mischten sich live düster-verträumte Balladen und symphonisch-orchestrale Arrangements. VNV Nation transportierte Emotionen, Pathos und etwas hymnenhaftes, was vor allem energiegeladen daherkam und damit die große Fangemeinde begeistere. Eine Mischung aus „alten Zeiten“ und einem geschickt eingesetzten Funken Klassik. Und genau so ergattert man sich einen Platz als Headliner des zweiten Festivalabends.