AquaMaria Festival 2022: 10 Jahre Stoner Rock in der brandenburgischen Provinz


AuqaMaria Festival 2022
Am Wochenende des 5. und 6. August 2022 fand das AuqaMaria Festival in Prignitz statt. (Bild: Marten Körner)

Endlich haben wir es geschafft, einmal zum Aquamaria Festival zu fahren. Schon seit Jahren wissen wir um dieses Festival, das unsere musikalische Blutgruppe Stoner/Psychedelic Rock bedienen soll.

Seit 10 Jahren organisieren Maria und Uwe Steuer mit ihrem Sohn Eike dieses Festival in Eigeninitiative. Im Gespräch sagte mir Maria, dass auf der Suche nach einem Namen der Song „Aquamaria“ der Stoner Rockband COLOUR HAZE und natürlich ihr eigener Name für perfekt erachtet wurden. Das „Aqua“ steht in diesem Fall für die Plattenburg in der Prignitz im Nordwesten Brandenburgs, die älteste erhaltene Wasserburg Norddeutschlands.
Unsere erste Begegnung ist die freundliche Einweisung auf dem Campground. Es gibt wenig Regeln. Jeder kann sein Camp, egal ob Bulli, Wohnmobil oder Zelt aufstellen, wie gewünscht. Lediglich 5 Müllpfand werden erhoben. Es gibt ein paar Dixies und eine improvisierte Dusche. Das Wetter ist traumhaft und wir schlendern gespannt zur Burg, die vom Campground in ca. 10 min zu erreichen ist.

Von Maria Steuer erfahren wir, dass in diesem Jahr ca. 650 Besucher erwartet werden. Etwas weniger als im letzten Jahr (ca. 800), aber völlig ausreichend um die Kosten zu decken. Das Festival ist reine Leidenschaft und Liebhaberei. Kein Kommerz. „Wir sind weit weg von Professionalität“, sagt Maria. Ganz verstehen können wir ihre Bescheidenheit nicht. Auf dem traumhaft romantischen Burghof erwartet uns ein Catering, das von klassisch Gegrilltem wie Bratwurst, Schnitzel und Bouletten über Pizza bis zu Vegetarischem keine Wünsche offen lässt. Pünktlich um 20:00 Uhr starten die Berliner NERD SCHOOL als Vertretung für JAIL JOB EVE, die wegen Erkrankung absagen mussten. Die Zwei-Mann-Band leistet überzeugend das, wofür andere Bands fünf, sechs Leute brauchen. Volle Breitseite, absolutes Powerduo. Super abgeliefert, no loops, no Samples, nur vier Hände. Drums, Gitarre und gut. Wir kommen in Stimmung.

WELCOME INSIDE THE BRAIN aus Leipzig übernehmen. Mit einer gelungenen Mischung aus Psychedelic und Prog, ohne jedoch den Draht zum Publikum zu verlieren rocken sie uns in die Nacht. Wunderbar Retro und doch frisch!

VALLEY OF THE SUN aus Cincinnati, Ohio haben mit ihrem Stoner Rock in den letzten zehn Jahren Bühnen in ganz Europa und Nordamerika zum Beben gebracht. Und auch auf der Plattenburg gibt es jetzt kein Halten mehr. Die Moshpit feiert und wir mittendrin. Was für ein Fest!
Seelig schlurfen wir in dieser lauen Augustnacht zum Campground.

Der Samstag beginnt mit einem Selbstversuch. Wir probieren das vegetarische Frühstück von COOKNROLL VOOD Berlin. Ja, kann man machen!
Pünktlich um 14:00 Uhr massieren uns die CANNABINEROS aus Berlin wieder die Trommelfelle. Wieder ein Duo. Wieder einmal faszinieren uns zwei Musiker mit Druck und Dynamik.

SHOTGUN VALIUM sind seit knapp zehn Jahren unterwegs und haben die Bühnen mit DORO, POWERWOLF, KVELERTAK uvm. geteilt. Heavy Rock vom Feinsten mit viel Energie. Wir laufen warm.

Als musikalische Gestaltung der Umbaupausen fungieren im Burghof THE BOOTY JIVE. Mit Funk & Fusion halb akustisch leiten sie smart zum nächsten Gig auf der Bühne über. Wir legen eine Pause ein und sind pünktlich zum Gig von SPACELUG wieder am Start. Das polnische Trio mäandert zwischen Stoner und Psychedelic herum. „Bei ihrer Kreuzfahrt durch Raum und Zeit haben SPACELUG stets den Aspekt der Balance im Blick.“ schreibt der WDR. Wir schließen uns dem an.

NEBULA aus Kalifornien mit Eddie Glass an der Gitarre, einem frühen Mitglied der Stoner Legende FU Manchu, liefert nun feinsten reinrassigen Stoner Rock. Das macht Spass und ist einfach nur authentisch.

Auf die TRUCKFIGHTERS aus Schweden haben ganz offensichtlich viele der „Aquamarianer“ gewartet. Caps, T-shirt, Patches, überall sehen wir das Logo der Band. Der Umbau und soundcheck ist etwas verspätet. Witzig, die Stagehands versuchen das gigantische Banner auf der Bühne zu platzieren. Die Bühne ist einfach zu klein. Lediglich TRUCK kann man lesen, FIGHTERS liegt auf dem Boden. Das Banner ist eher für Bühnen a la Wacken geschneidert. Nach dem soundcheck geht das Trio für 5 min von der Bühne ab um dann zurückzukehren und sofort zu explodieren. Quasi aus der Kalten. Es gibt kein Halten mehr und die TRUCKFIGHTERS werden, mittlerweile ja eine Institution, einfach nur abgefeiert. Wir genießen dieses Stonergewitter und wissen: Aquamaria, das ruft nach Wiederholung für uns! Respekt vor dieser Privatinitiative!