Rock am Ring 2024 am Freitag – Hommage an die Rockmusik


Rock am Ring 2024 am Freitag
Am Nürburgring startete Rock am Ring 2024 am Freitag bei bestem Sommerwetter. (Bild: Julia Langmaack)

Es war wieder soweit, der Festivalsommer 2024 in mitten in seiner Saison, das hieß natürlich, am Nürburgring dröhnten nach den Motoren vom 24-Stunden-Rennen nun auch wieder die Gitarrenverstärker. Knapp 70.000 Rockfans hatten sich eingefunden, obwohl der Vorverkauf eher gemächlich ins Rollen kam. Und so startete Deutschlands größtes Rockfestival traditionell auf seiner legendären Heimatstrecke in der Eifel! Seit Mittwoch herrschte hier schon reger Anreiseverkehr, auf den Zeltplätzen und den Straßen rund um den Nürburgring wurde es immer voller. Ein Highlight, das für Erleichterung sorgte: die Lidl-Festival-Filiale, die in einem gigantischen Zelt unweit des Haupteingangs aufgebaut wurde. Kein Schleppen mehr von Grillgut oder Bierpaletten aus der Heimat – der Supermarkt ums Eck versorgte die Camper mit allem, was das rockende Herz begehrt. 

Der erste Festivaltag startete bei Rock am Ring 2024 ganz pünktlich, auf allen drei Bühnen und nacheinander. Das Wetter war den ganzen Tag über angenehm warum und ein Sonne-Wolken-Mix zog bis es in die Abendstunden, da wurde es dann aber merklich kälter. Für die Zuschauer hielt das diesjährige Line-up eine Menge hochkarätige, internationale Künstler bereit. Eröffnet wurde das Festival auf der Utopia Stage von der Band 13-köpfige Brasspop-Band Querbeat. Fit for a King zogen direkt nach auf der Mandora Stage und Indecent Behavior waren Opener auf der Orbit Stage. Weiterhin traten an diesem Tag auf: Die Ärzte, Beartooth, Avenged Sevenfold, Enter Shikari, Betontod, Queens of the Stone Age, Kreator, Kerry King und viele viele mehr. Also, Luftgitarren rausgeholt und bereit sein für ein Wochenende voller Riffs, Rausch und Rock’n’Roll!

Querbeat + Fit for a King

Am Freitag eröffneten Querbeat das aktuelle Jahr am Nürburgring auf der Utopia Stage und setzten direkt ein musikalisches Ausrufezeichen. Die deutsche Band, bekannt für ihre explosive Mischung aus Brass, Pop und Party-Hymnen, brachte das Publikum vom ersten Ton an zum Mitgröhlen und Ausflippen. Mit energiegeladenen Performances, jeder Menge Bass und Hits wie „Tschingderassabum“ sorgten sie für ausgelassene Stimmung und einen perfekte Festivalstart. Besonders beeindruckend war die Vielseitigkeit der Musiker, die mit Blasinstrumenten, Percussion und Gesang eine mitreißende Show lieferten.

Auf der Mandora Stage drückten als Opening-Act die US-Metalcore-Band Fit for a King den Startknopf. Die Kombo riss die Bühne förmlich ab. Die texanische Metalcore-Band, bestehend aus Ryan Kirby (Gesang), Bobby Lynge (Gitarre), Ryan “Tuck” O’Leary (Bass) und Jared Easterling (Schlagzeug), begeisterte das Publikum mit ihrem kraftvollen Mix aus brachialen Breakdowns und eingängigen Melodien. Besonders beeindruckend war Kirbys stimmliche Bandbreite, die von tiefen Growls bis zu klaren Gesangspassagen reichte. Mit Hits wie „When Everything Means Nothing“ und „The Price of Agony“ bewiesen sie ihre Bühnenpräsenz und Energie. Dies Show war ein Muss für alle Fans von hartem, melodischem Metalcore und zeigte, warum Fit for a King eine der spannendsten Bands der Szene sind.

Guano Apes + Asinhell

Die Guano Apes lieferten am Freitagnachmittag auf der Utopia Stage bei Rock am Ring eine beeindruckende Show ab. Die Band, bestehend aus Sandra Nasić (Gesang), Henning Rümenapp (Gitarre), Stefan Ude (Bass) und Dennis Poschwatta (Schlagzeug), begeisterte das Publikum mit ihrer Mischung aus Alternative Rock, Nu Metal und Crossover. Hits wie „Open Your Eyes“ und „Lords of the Boards“ wurden mit einer Energie performt, die den gesamten Nürburgring durchrüttelte. Seit ihrem Durchbruch in den späten 90ern haben die Guano Apes mehrere Gold- und Platinplatten eingeheimst und sich eine treue Fangemeinde aufgebaut. Die Show am Ring war sehenswert, denn die Band präsentierte eine perfekte Balance aus alten Klassikern und neueren Songs. Sandra Nasićs kraftvolle Stimme, dazu ihr knallpinker Mantel und die dynamische Bühnenpräsenz der ganzen Band sorgten für Kurzweil. Für jeden Rockfan war dies ein Highlight.

Dicht gefolgt an gleichem Ort und gleicher Stelle: die Death-Metal-Patrioten von Asinhell. Mit ihrem kompromisslosen Death Metal gelang es der Gruppe spielend die Massen zum Beben zu bringen. Die Dänen, bestehend aus Michael Poulsen (Gesang, Gitarre) und den meisten als Frontmann von Volbeat bekannt, Morten Toft Hansen (Schlagzeug) und Marc Grewe (Bass), beeindruckte mit ihrer brutalen Mischung aus schnellen Riffs, tiefen Growls und komplexen Schlagzeugrhythmen. Ihr Sound, geprägt von roher Energie und technischer Präzision, zog das Publikum in den Bann. Wie man es gewohnt war, begeisterte vor allem Poulsens kraftvolle Bühnenpräsenz, die das gesamte Set über dominierte. Asinhell – ein Highlight für jeden Death-Metal-Fan.

Royal Blood

Mike Kerr und Ben Thatcher – zwei, die hoch hinaus wollen und dafür Vollgas geben. Der Sound des jungen Rock-Duos aus Brighton hatte ordentlich Wucht und Reife und das bei einer mit 11 Jahren noch recht jungen Bandgeschichte der zwei Vorstadt-Jungs. Fette Bässe, treibende Backbeats zwischen Hard, Blues oder Stoner Rock, dazu Frontmann Mike Kerr’s raues Organ, mit dem er ebenso gut singen wie schreien konnte. Zwischendrin trieb Thatcher inmitten der Fans im ersten Wellenbrecher die gesamten Massen zum Moshen an. Royal Blood sind stetig auf ihrem Weg im internationalen Musikgeschäft und schickten den Zuschauern vor der Utopia Stage feinsten Garage-Rock auf die Ohren, vor allem aber auch Songs vom aktuellen Album „Back to the Water Below“ aus 2023, das live bisher noch kaum Gehör finden konnte.

Betontod

Nun war Punkrock angesagt. Mit brennenden Bengalos und wehenden Fahnen, betrat Frontmann Oliver Meister und performte den ersten Songs des Livesets auf einem umgekippten Polizeiwagen. Betontod gehören zu den langjährigen Mitgliedern des deutschen Punkrocks, deren ersten Alben noch auf Musik-Kassetten erschienen sind. Mittlerweile hat die Truppe aus dem Rheinland ganze 13 Alben und über 1.000 Live-Auftritte vorzuweisen. Stilistisch haben Betontod ihren Sound nun etwas massentauglicher gemacht. Beim Auftritt am Nürburgring gaben die Punk-Rocker alles auf der Bühne, um das Publikum mitzureißen. Eröffnet wurde das Set mit dem Song „La Familia“ vom Album „VAMOS!“ und natürlich durfte auch die Single „Boxer“ nicht fehlen. Der Rest der Show bestand aus Songs der 2000er, die alle gut waren, qualitativ sogar um einiges besser als die Betontod-Songs aus den 90ern.

Enter Shikari

Am Freitagabend rockten Enter Shikari die Utopia Stage bei Rock am Ring und hinterließen ein begeistertes Publikum. Die britische Band, bestehend aus Rou Reynolds (Gesang, Keyboard), Rory Clewlow (Gitarre), Chris Batten (Bass) und Rob Rolfe (Schlagzeug), beeindruckte mit ihrer megaexplosiven Mischung aus Post-Hardcore, Electro und Dubstep. Ihre energiegeladene Performance und die eindrucksvollen Bühnen- und Lichteffekte machten das Konzert zu einem visuellen und akustischen Erlebnis der Extraklasse. Seit ihrem Debütalbum „Take to the Skies“ hat die Band kontinuierlich Erfolge gefeiert, darunter mehrere Top-Ten-Alben und ausverkaufte Tourneen weltweit. Besonders hervorzuheben ist ihre Fähigkeit, politische und soziale Themen in ihren Songs zu verarbeiten, was auch am Ring deutlich zur Geltung kam. Rou Reynolds überzeugte nicht nur durch seine kraftvolle Stimme, sondern auch durch sein aufgedrehtes und witziges Auftreten, das die Fans immer wieder zum Mitsingen und Mitfeiern animierte. Ein absolutes Muss für alle, die innovative und leidenschaftliche Live-Performances schätzen. Enter Shikari bewiesen, dass sie zu den sehr spannenden und dynamischsten Acts der aktuellen Musikszene gehören.

Crosses

Crosses zogen jede menge Fans vor die Mandora Stage und zwar einerseits mit ihrem einzigartigen Mix aus Electro-Rock und atmosphärischen Klängen, dazu aber auch mit einem bekannten Gesicht. Die US-amerikanische Band, bestehend aus Chino Moreno (Gesang) – den man vor allem als Frontmann der Deftones kennt, Shaun Lopez (Gitarre) und Chuck Doom (Bass), kreierte eine fesselnde Klanglandschaft, die das Publikum in den Bann zog. Morenos unverwechselbare Stimme harmonierte auch hier perfekt mit den hypnotischen Synthesizern und druckvollen Gitarrenriffs. Vielseitig, der Deftones-Mann. Mit Songs wie „†his is a †rick“ oder „Bitches Brew“ bewiesen Crosses ihre Fähigkeit, eine intensive und zugleich sinnliche Live-Performance abzuliefern. Ein Muss für Fans innovativer Rockmusik und der Beweis, dass Crosses als eine der aufregendsten Bands ihres Genres gelten.

Dropkick Murphys

Die irisch-amerikanische Folk-Punk-Band Dropkick Murphys lud am frühen Abend auf der Utopia Stage zu einer rauschenden Party ein. Das Sextett nahm die Festivalbesucher mit auf eine Reise durch den großartigen Dropkick Murphys-Katalog. Die Band aus Boston zeigte sich von ihrer besten, musikalisch-handwerklichen Seite. Die Punkrocker schüttelten unzählige Hits aus ihren Ärmeln. Dabei befanden sich auch Klassiker, durch die sicher einige erst zur richtigen Fangemeinde hinzukamen. Als vor Jahren ein „Dropkick Murphys-Track Pack“ für Guitar Hero 3 auf Xbox-360 und Playstation erschien, haben diesen Song jede Menge Leute hoch- und runtergespielt. Auf der Bühnen präsentierte das Gespann ihren gewohnt-geliebten, irisch angehauchter Straßenpunk der alten Schule. Für die Zuschauer bedeutete das Song für Song intensive Attacken, die einem keine Verschnaufpause ließen. Frontmann Al Barr und seine Bandkollegen standen dabei für rotzig-räudigen Punk, der nur eines auf Publikumsseite zuließ: pogen und mitgröhlen. Diesem räudigen Charme konnte man sich nur schwer entziehen.

Kerry King + Queens of the Stone Age

Erneut ein bekanntes Gesicht. Die Veranstalter von Rock am Ring 2024 setzen in diesem Jahr auf Künstler und Bands, die man tatsächlich hier und da auch schon an anderer Stelle bzw. mit anderen Acts schon mal hier am Nürburgring gesehen hat. Kerry King war der nächste, der sich da einreihte. Seit sich die Thrash-Metal-Ikonen Slayer aufgelöst haben – Kerry Ray King war dort Gitarrist, Mitgründer und Co-Songwriter – wollte der 60-jährige keinesfalls die Füße still halten. Stattdessen machte er sich als Solo-Künstler auf, die Bühnen der Welt noch einmal richtig zu rocken. Gesagt, getan. Die Mandora Stage war voll belagert von Fans. Mit seiner markanten Erscheinung und unverkennbaren Spielweise bewies er, warum er zu den Ikonen des Thrash Metal gehört. King feuerte eine Reihe von Slayer-Klassikern ab, darunter „Raining Blood“ und „Angel of Death“ und elektrisierte das Publikum mit seinen rasenden Riffs und Soli. Die rohe Energie und technische Präzision seines Spiels machten dieses Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis. Für jeden Metal-Fan war Kings Auftritt ein absolutes Highlight, das die ungebrochene Kraft und Leidenschaft des Thrash Metal auf die Bühne brachte.

Wer auf Alternative Rock und Stoner Rock steht, der war bei den Steinzeit-Rockern auf der Utopia Stage genau richtig. Die Band gilt schließlich als eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Bands des Genres. Rockiger Sound, harte Gitarrenriffs, eingängige Melodien und dazu die markante Stimme von Bandgründer Josh Homme. Ihr erfolgreichstes Album „Songs for the Deaf“ aus dem Jahr 2002 brachte ihnen weltweite Anerkennung und Hits wie „No One Knows“ und „Go with the Flow“ – natürlich mussten diese auch live gespielt werden um die Herzen der Fans zu erobern. Die Kalifornier Rocker präsentierten sich am ersten Festivalabend auf der Utopia Stage und vor Headliner Die Ärzte in bester Verfassung und Laune, die Zuschauer hatten sich bereits massenweise versammelt, um nach Herzenslust auszurasten und feiern zu können.

Kreator + Beartooth

Auf der Mandora Stage waren Kreator als nächster Acts an der Reihe, eine der ältesten und bekanntesten Thrash-Metal-Bands aus dem Innland (zusammen mit Sodom vielleicht noch). Unbestreitbar, dass Kreator eine der großen Wegbereiter für die Popularität des Genres Thrash in Deutschland war und somit auch als Brückenkopf für Bands wie Metallica und Slayer fungierte, die zur gleichen Zeit im Ausland entstanden. Aber was für Kreator vor allem ausmachten, war, wie gelungen die neueren Alben live funktionierten. Hits wie “Satan Is Real” und “666 – World Divided” waren im Stil des 80er und Früh-90er Thrash, aber stammten aus den 2010ern. Und deshalb war und bleibt Kreator eine der beliebtesten Thrash-Metal-Bands der Welt, die auch am späten Abend das Infield der zweigrößten Bühne bei Rock am Ring füllte und die Metalheads zum Durchdrehen brachte.

Gleich mit einem Knall eröffnete der Song „The Lines“ die Show der US-Hardcore-Band Beartooth, denn es wurde direkt Konfettiregen abgeschossen. Beartooth zögerten nicht lange und gaben direkt alles. Kaum waren die Amerikaner auf der Bühne, blieb nichts mehr da, wo es vorher gewesen ist. Das Publikum war sofort laut zu hören, aber auch Crowdsurfer waren schnell auf den Köpfen der Massen. Sänger Caleb Shomo sprang von der ersten Note an kreuz und quer über die Bühne und heizte immer wieder die Zuschauer an. Songs wie „Enemy“, „Hated“ und „Aggressive“ passten hervorragend ins Set. Die Band nutzte ihre mitgebrachte Bühne mit Treppen und Steg hinter dem Schlagzeug perfekt. Bassist Oshie bearbeitete immer wieder den Bühnenboden mit wütendem Fußstampfen, während die beiden Gitarristen immer wieder hin und her unterwegs waren. Die Band hatte große Spiellaune und begeisterte mit ihrer freudig-düsteren Musikmischung.

Die ärzte

Bela, Farin und Rod waren wieder einmal da! Und was konnte man sagen, die drei Herren aus Berlin wurden vermisst und sie hatten es immernoch drauf. Die (selbsternannte) beste Band der Welt trat nun also gleich am ersten Festivalabend und zur besten Zeit am Nürburgring als Headliner auf. Schon bevor der Vorhang fiel, hallten „Ääääääärzte“ oder „Farin“/“Rod“/“Bela“-Rufe über das proppenvolle Field vor der Utopia Stage. Die Massen waren hysterisch und sowas von bereit. Und dann endlich die Erlösung, gealtert aber in top Verfassung präsentieren sich die „drei Mann“. Und es mutete nicht nur an wie ein Bäst of der Ärzte. Es WAR ein Bäst of! Gespielt wurden die fabelhaftesten der bekannten Ärzte-Hymnen (z.B. „1/2 Lovesong“, „Zu spät, „Unrockbar“, „Westerland“, „Schunder-Song“, „Deine Schuld“) und noch allerhand feinstes Beiwerk. Zwischendurch gab es die typischen, unterhaltsamen Anekdoten, Mitmach-Spielereien und Witzchen. Auch der rege Schlagabtausch der drei Punkrocker untereinander war herrlich mit anzuhören. Das Trio lieferte natürlich auch den gewohnt-geliebten Ärzte-Humor, kritisch bis überspitzt und dazu eingängige Melodien, die sofort bis tief in den willigen Gehörgang krochen. Und auf die Frage, die sich viele Fans sicher gestellt haben „Ist das noch Punkrock?“ antworteten alle eindeutig mit JA.

Avenged Sevenfold

Avenged Sevenfold entfachten die Mandora Stage bei Rock am Ring als letzter Act noch einmal mit einer explosiven Performance. Die US-amerikanische Band, bestehend aus M. Shadows – eigentlich Matthew Sanders (Gesang), Synyster Gates (Gitarre), Zacky Vengeance (Rhythmusgitarre), Johnny Christ (Bass) und Brooks Wackerman (Schlagzeug), begeisterte mit ihrem unverwechselbaren Mix aus Heavy Metal, Hard Rock und Metalcore. Hits wie „Nightmare“ und „Hail to the King“ ließen die Menge toben und zeigten die beeindruckende musikalische Bandbreite der Gruppe. Mit mehreren Platin-Alben und weltweiten Tourneen haben Avenged Sevenfold sich als eine der führenden Kräfte im modernen Metal etabliert. Ihr Auftritt in dieser Nacht war ein kraftvolles und unvergessliches Erlebnis, das die Fans noch lange in Erinnerung behalten werden.