Als der New Yorker Techno-Pioneer aus heiterem Himmel im März anlässlich des 25. Jubiläums seines Kult-Albums „Play“ eine Hand voll Tourdaten für Europa kommunizierte, trauten die Fans ihren Augen nicht. Schließlich lag die letzte reelle Deutschland/Europa Tour von MOBY fast zwei Dekaden zurück. Für den dritten Termin stand nun der spätsommerliche Sonntagabend, der 22. September 2024, im futuristisch anmutenden Velodrom auf dem Plan. Vorab konnte noch die stimmgewaltige Lady Blackbird im Support Slot überzeugen.
Kurz nach 20:30 Uhr fühlte man sich bereits zum monumentalen Intro „My Weakness“ um fast 25 Jahre zurückversetzt. Währenddessen betrat die siebenköpfige Liveband die Stage. Zum Opener „In My Heart“ fegte MOBY dann selbst mit E-Gitarre über die Bühne. Direkt im Anschluss feuerte man mit „GO“ einen absoluten Techno Klassiker raus. Vor über drei Jahrzehnten gelang dem New Yorker damit der Durchbruch im elektronischen Underground hierzulande.
Generell übernahmen einen großen Teil der Gesangspassagen, welche ihren Ursprung meist in Gospel Samples hatten, die beiden großartigen Background-Sängerinnen. Die neuen Live-Interpretationen bestachen vor allem durch ausgiebige Einleitungen und überarbeitete Arrangements. Zur Hit Single „Body Rock“ vom Erfolgsalbum „Play“ übernahm MOBY dann das Mikrofon. Der Tourneetitel „Play25“ ließ natürlich auf eine klassische Jubiläumstour zum 1999er Album schließen. Doch dies war nicht der einzige Grund nach so langer Bühnenabstinenz erneut zu touren. Es ist hinlänglich bekannt, dass der bekennende Veganer sich seit Jahren für Tiere und deren Rechte einsetzt. Daher geht der vollständige Profit der Konzertreise an verschiedene nationale und internationale Organisationen, die sich eben diesen Themen widmen.
Weiter ging es mit der musikalischen Zeitreise mit den Tracks „Flower“, „Find My Baby“ und dem gefühlvollen „Almost Home“. Der 1995er Longplayer „Everything Is Wrong“ gehört zweifelsohne zu den vielschichtigsten Alben des Künstlers. Bereits damals bewies er den Mut neben seinen legendären Dance Nummern auch Punk Songs und Ambient Stücke auf eine gemeinsame Scheibe zu bannen. Vom besagten Album stammt das unsagbar traurige und epische „When It’s Cold I’d Like to Die“, welches das Publikum zutiefst berührte. Einer seiner erfolgreichsten Popsongs „Porcelain“ durfte selbstverständlich im Set nicht fehlen, obwohl der Künstler ihn selbst nie für veröffentlichungswürdig gehalten hatte. In der Folge wurde das Tempo mit dem monumental überarbeiteten „We Are All Made of Stars“ wieder angezogen. Beim Track „Machete“ erreichte Stimmung im Hauptteil ihren Höhepunkt. Man fühlte sich auf einem riesigen Rave in den 1990er Jahren zurückversetzt. Beim Cover „Walk With Me“ und bei „Why Does My Heart Feel So Bad?“ übernahm die phänomenale Lady Blackbird die Lead-Stimme. „Extreme Ways“ aus dem Jason Bourne Soundtrack war obligatorisch, bevor mit dem zuckersüßen „Honey“ das kurzweilige Hauptset sein vorläufiges Ende fand.
Unter Publikumsbeteiligung wurde mit dem Johnny Cash Klassiker „Ring Of Fire“ der Zugabenblock im Country Style eingeleitet. Zu „Lift Me Up“ motivierte der Protagonist das Berliner Publikum zu einer einer letzte Party-Offensive. Nach dem „Natural Blues“ folgte eines der größten Stücke elektronischer Tanzmusik „Feeling So Real“. Jetzt fühlte sich selbst der Schreiber dieser Zeilen „Real“ wie im Alter von 16 Jahren. Ein Song, der selbst nach 30 Jahren nichts an Power verloren hat. Beim lautstarken Finale „Thousand“ bebte das Auditorium. Seinerzeit feierte es Live-Premiere im Berliner Tresor. Was bleibt zu sagen: Danke MOBY für diesen euphorischen musikalischen Jungbrunnen. Und wer weiß, wie der 59Jährige bereits online andeutete, vielleicht kehrt er ja doch in naher Zukunft für das ein oder andere Mal auf die Bretter, die für Viele die Welt bedeuten, zurück.