Metal-Tribute für 80ies Hard Rock – Battle Beast Hamburg


Battle Beast Hamburg 2019 / Battle Beast Tour 2019
(Bild: stagr / Mark Carstens)

Es ist ungewöhnlich kalt dafür, dass es bereits Mai ist. Aber an einem Abend wo ich in die Markthalle muss, finde ich das eher angenehm. Denn der Große Saal im 1913 erbauten Rotklinker-Gebäude neigt dazu, im Laufe eines Konzerts zu einer Sauna zu werden. Die Kapazität der Markthalle von 1.000 Besuchern ist gut ausgefüllt, wobei die Bandbreite des Besucheralters sehr breit ist. Grauhaarige Alt-Rocker mit Band-Shirts die schon fast historischen Sammlerwert haben, treffen auf junge Metaller mit Shirts und Hoodies von Five-Finger-Death-Punch oder „Book of Souls“ (das neuste Iron Maiden Album). Meist getragenes Motiv ist natürlich Battle Beast, vor allem die Albencover von „Bringer of Pain” (2017) und “No More Hollywood Endings” (2019) sind beliebt. Das Publikum ist für einen Mittwochabend, der am Folgetag wieder Arbeit oder Schule verspricht, richtig gut drauf – auch wenn die Vorband nicht wie angekündigt um 19.30 Uhr sondern erst um 20 Uhr startet.

Arion

Es kommt selten vor, dass meine Elektro- und Hip-Hop hörenden Kollegen mehr über die Bands wissen, die ich mir ansehe. Bei Arion wurde ich positiv überrascht. So wusste ich nicht, dass die Band 2013 beim Eurovision Song Contest für Finnland antreten wollte und dann bei der Vorauswahl im Finale scheiterte. Schade, denn ich hätte gern gesehen, wie die jungen Finnen in die Fußstapfen von Lordi treten. Vielleicht wäre der ESC 2006 dann nicht der einzige, den ich jemals gesehen und bei dem ich jemals eine Stimme abgegeben habe. Der Song „Lost“, mit dem die finnische Truppe 2013 für den ESC antreten wollte, wurde in der Markthalle nicht gespielt. Dafür gab es vor allem Stücke von ihrem neuen Album „Life is Beautiful“ – technisch gesehen das „erste Album“, da es vorher nur ein EP gab.

Die Stimme und das Auftreten von Frontmann Lassi Vääränen erinnert ein wenig an Dragonforce-Frontmann Marc Hudsen. Es ist die angenehme Erzähler-Stimme eines Schlitzohrs, dass gern lustige Anekdoten zum Besten gibt. Sie passt super zu dem kraftvollen Song „The Last Sacrifice“, mein aktueller Favorit aus der Setlist. Für die dunkleren oder langsameren Songs muss man den Finnen allerdings sagen, dass ein Keyboard allein noch kein „Symphonic Metal“ macht und Lassi bei den hohen, langgezogenen Tönen doch ein wenig an seine Grenzen stößt. Nicht schlimm aber, denn es gibt genug Songs mit mitreißendem Power, die das Publikum für Battle Beast vorheizen.

Battle Beast

Im Gegensatz zu Arion kenne ich Battle Beast bereits seit 2010, als sie den Newcomer-Wettbewerb in Wacken gewonnen haben. Allerdings wurde danach die Frontfrau ausgewechselt. Die neue Sängerin Noora Louhimo kommt mit einem Lichtgewitter, Gitarren-Jaulen und donnernden Drums sowie Nebelfontänen und langen Teufelshörnern auf die Bühne. Direkt überzeugt sie mit „Unbroken“ vom neuen Album „No more Hollywood Endings“. Noora hat ein beeindruckendes, kraftvolles Organ. Ihre Stimme ist allerdings nicht so clean, wie bspw. die von Tarja Turunen oder Floor Jansen (Nightwish). Nooras Stimme ist rotzig, rauchig und rockig, so wie es sich für ein „Biest“ gehört. Rockröhre nannte man in den 80ern und 90ern diese Sängerinnen, passt natürlich auch heute noch perfekt. Auch die Gitarren-Riffs und die Keytar (diese lustigen Keyboards, die man sich wie eine Gitarre umhängt) lassen 80er Jahre Hardrock-Feeling aufkommen. Und das mit Absicht.

Die Musik von Battle Beast ist eine gelungene, abwechslungsreiche Mischung aus Hard Rock und Power Metal. Im musikalischen Kern schlägt das rhythmische Double-Bass-Drum- und E-Bass-Herz vom Power-Metal, doch die Gitarren und Keytar wechseln zwischen Rockmelodien und Metal-Soli hin und her wie es ihnen – und dem Publikum – Spaß macht. Songs wie „Endless Summer“ könnten direkt auf dem Soundtrack von Top Gun oder Days of Thunder veröffentlicht werden. „I Wish“ erinnert bis zum ersten Refrain an Queens „Show must go on“ und „Unfair Tales“ könnte leicht abgewandelt auch ein Bonnie Tyler- oder Tina Turner-Song sein. „Raise your Fists“ und „Out of Control“ sind wiederum bester Power-Metal, wie Iron Maiden ihn vorgemacht hat.

Zu all diesen Songs springt Frontfrau Noora mit einer beeindruckenden Fitness über die Bühne und ihre Energie und der Spaß, den die Band bei ihrem Auftritt hat, springt bei jedem Song auf das Publikum über. So startet die Zugabe eigentlich viel zu früh und ist auch viel zu schnell vorüber. Und als zum Schluß das Top Gun-Anthem ertönt und die Band sich beim begeisterten Publikum bedankt, wundert man sich, wie spät es auf doch geworden und wo die Zeit geblieben ist.