Eskalation! Frank Carter And the Rattlesnakes in Hannover


Frank Carter Hannover 2019 / Frank Carter Tour 2019
(Bild: stagr / Julia Langmaack)

Der Kultclub Béi Chéz Heinz in Hannover-Linden ist am Donnerstagabend gut gefüllt. Draußen ist es endlich länger hell und der Hauch von Frühling nimmt einem die Entscheidung ab, seine Jacke im Auto zu lassen. Passend zum neuen Album „The End Of Suffering“ (erscheint am 3. Mai 2019) stehen noch zwei weitere Konzerte bei Frank Carter And The Rattlesnakes auf dem deutschen Tourneeplan. In Nürnberg ist der Punkrocker bereits am 16. März zu Gast gewesen, nun ist Hannover an der Reihe und gleich am Folgetag werden die Bochumer Fans beschallt.

Im Vorprogramm bringen The Pearl Harts den Saal auf Betriebstemperatur. Auf Besucherseite müssen die Muskeln schließlich aufgewärmt werden, denn wer ein Frank Carter-Konzert besucht, wird es definitiv nicht ohne vollen Körpereinsatz erleben. Den zwei britischen Rockgören in Leo-Leggings und Glitzer-Stiefeln gehört die volle Aufmerksamkeit. Sängerin Kirsty Lowery haut direkt in die Saiten der Gitarre und dehnt die Stimmbänder, dass die Wände wackeln. Schlagzeugerin Sara Leigh Shaw zieht mit und schwingt zu gleichen Teilen energisch ihre Drumsticks und die langen Haare. Eine knappe halbe Stunde bekommt das Publikum rotzigen Girls-Rock á la Taylor Momsen/Pretty Reckless um die Ohren gehauen. Großartig!

Nach kurzem Umbau wird es endlich dunkel im Heinz. Das Adrenalin pumpt in die Venen und los geht die Punkrock-Achterbahnfahrt. Die Rattlesnakes flitzen auf die Bühne, wenig später folgt Carter. Ein diabolischer Blick in Richtung Publikum, der Sound wird volle Kanne aufgedreht und kurz darauf, absolute Eskalation! Auf der Bühne, vor der Bühne. Alles schiebt nach vorne, die Grenze zwischen Musikern und Musikbegeisterten verschwimmt – und zwar für den Rest des Konzertabends. Frank Carter ist seinen Fans bei den Liveshows wirklich nahe, es gibt eigentlich keine eine Hemmschwelle. Der Sänger surft auf den Köpfen des Publikums und turnt dabei an der Decke, badet förmlich in der Menge und es entsteht sofort eine Einheit. Jeder Besucher fühlt sich hier als Teil der Show.

Der tätowierte Rocker und seine Rattlesnakes geben alles. Song für Song aus den Alben „Blossom“, „Modern Ruin“ und dem neusten Werk peitschen sie die Zuschauer aus. Die Gefühle kochen hoch. Wut, Trauer, Freude – alles entlädt sich in den mehr als klaren Lyrics und den zornigen Riffs. Mit schier grenzenlosem Körpereinsatz präsentieren die Briten für 1,5 Stunden ihre brachiale Punk-Performance. Das ist Aggressionsbewältigung auf hohem Niveau.