Ein lautes, buntes Ausrufezeichen: Panic! at the Disco live in Hamburg.


Panic at the Disco Hamburg 2019 / Panic at the Disco Tour 2019
(Bild: stagr / Axel Schilling)

Am Donnerstagabend spielte die Alternative-Rockband Panic! at the Disco in der Hamburger Barclaycard Arena. Doch statt Panik gab’s eine spektakuläre Liveshow mit tonnenweise Konfetti, einer perfekt sitzenden Haartolle und einem fliegenden Piano.

Hand hoch, wer von euch kennt Panic! at the Disco? Okay, anscheinend alle hier. Zugegeben, ich hatte gestern das erste Mal von der Band gehört. Dabei sind die Musiker aus Las Vegas echte Superstars. Sie haben mittlerweile ihr sechstes Album herausgebracht, das auch Namensgeber der aktuellen Tournee ist: „Pray for the Wicked“. Das Gesicht der Band ist Leadsänger Brendon Urie, ein schneidiger Typ mit perfekt sitzender Haartolle, der Frauen- und Männerherzen höher schlagen lässt. Wahrscheinlich hat die Band nicht mit soviel Andrang gerechnet, denn eigentlich waren kleinere Locations geplant. Doch die Karten waren so schnell weg, dass die Gigs in größere Hallen verlegt wurden.

Arizona aus Boston in Hamburg.

Arizona war die Vorband des Abends und wird eigentlich so geschrieben: A R I Z O N A. Mit Leerzeichen. Warum? Warum nicht. Vorbands tun mir oft ein bisschen leid. Sie spielen in halb leeren Hallen vor Fans, die am liebsten direkt zum Hauptact vorspulen würden. Bei A R I Z O N A sah das ganz anders aus. Als die Indietronic-Band aus Boston auf die Bühne kam, war die Halle randvoll und die Fans waren in bester Feierlaune. Sänger Zach Hannah war ein Bild für die Style-Götter: Goldrandbrille, dicker Schnubbi, T-Shirt in die Hose gesteckt. Saucool.

Panic! at the Disco

Nach A R I Z O N A wurde schnell die Bühne umgebaut und feucht gewischt, was vom Publikum laut bejubelt wurde. Wenn ich meine Wohnung wische, applaudiert nie jemand. Was mache ich falsch?

Zurück in die Barclaycard Arena. Um Punkt 20:50 Uhr wurde es plötzlich dunkel und ein 10-Minuten-Countdown zählte runter. Die letzten Sekunden wurden vom Publikum laut mitgezählt … 3 … 2 … 1 … 0! Plötzlich wurde Frontman Brendon Urie aus dem Bühnenboden katapultiert! Vor Schreck ist mir fast das Bier aus der Hand gefallen. Silberne Konfettifäden schossen in die Luft und regneten glitzernd auf das Publikum herab. Jetzt hielt es niemanden mehr auf den Sitzen.

Der erste Song des Abends war „(Fuck a) Silver Lining“, den Brendon mit viel Power und noch mehr Wooohooohohooo performte. Ist der Kerl aus Gummi? Anders kann ich mir manche seiner wilden Tanzmoves nicht erklären. Es folgten zahlreiche weitere Songs aus der mittlerweile 15-jährigen Bandgeschichte, zum Beispiel „Ready To Go“, „Hey Look Ma, I Made It“ und „High Hopes“.

Ein wortwörtliches Highlight war der Moment, in dem Brendon zum Song „Death Of A Bachelor“ durchs Publikum lief. Er setzte sich mitten in der Halle an ein Piano, das hoch über den Fans zur Bühne schwebte. Doch anstatt einfach nur die Aussicht zu genießen, hat er zwei Songs zum Besten gegeben: „I Can’t Make You Love Me“ – übrigens ein Cover – und „Dying in LA“.

Zugabe! at the Disco.

Als hätte sich Brendon nicht schon genug verausgabt, überraschte er die Fans mit einer Zugabe und spielte die letzten drei Lieder des Abend: „Say Amen“, „I Write Sins Not Tragedies“ und „Victorious“. Während Brendon aussah, als hätte er noch genug Energie für eine zweite Show, schleppten sich die Fans müde aber glücklich aus der Halle.