Zurück aus der Babypause – Selah Sue in Berlin

Lange war es ruhig um die belgische Soul-Stimme Selah Sue. Jetzt ist sie mit einem besonderen Sommerprogramm zurück und ihr brennen die Finger endlich wieder live zu spielen. Wenn ein so junger Künstler, wie Selah Sue für zwei Jahre von der Bildfläche verschwindet, kann man davon ausgehen, dass ein Comeback schwierig werden kann, doch dies gilt nicht für Selah Sue und das wusste auch schon die verstorbene Musikikone Prince, als er sie in seinem Vorprogramm haben wollte. Es gibt noch eine Handvoll Karten an der Abendkasse, die Sonne lässt den kreativen Wohlfühl-Vorgarten des Berliner Festsaal Kreuzberg in einem wundervollen Glanz strahlen, sodass der Saal noch sporadisch gefüllt ist.

Nach einer halben Stunde Verspätung geht es endlich los. Die Bühne wird von der Dunkelheit übersäht, und nur von kleinen Lichtern beleuchtet. Die Musiker betreten die Bühne und starten mit dem ersten Song. Die Belgierin ist noch nicht für alle im Saal zu sehen, sie steht noch hinter einem Vorhang, doch ihre Stimme ertönt durch die Lautsprecher – das Publikum applaudiert.

Selah Sue in Berlin | Festsaal Kreuzberg

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(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Knapp zwei Jahre hat man nichts von der frisch gebackenen Mutter gehört. Es ist zwar noch kein neues Album draußen, trotzdem hat sie schon neue Songs mitgebracht. Für diese Tour hat sich die belgische Songwriterin etwas besonders einfallen lassen, um wahrscheinlich nicht nochmal das gleiche Programm abzurufen, wie bei ihrem letzten Besuch in Berlin. Normalerweise steht sie mit einer grandiosen Live-Band auf der Bühne, auf dieser Tour jedoch spielt sie ihre Songs mit einem Pianisten und einem Cellisten. Die Songs werden in dieser musikalischen Besetzung anders interpretiert und vorgetragen. Der Pianist loopt, spielt und unterstützt Sue auf der Bühne. Sie selbst loopt, beatboxt, rappt, singt und spielt Gitarre. Der Saal ist voll und die Leute sind heiß. Die Luft im Festsaal Kreuzberg ist erstaunlich dünn und jeder wünscht sich einen kühlen Luftzug. Eigentlich müsste man moshen oder eine Wall of Death starten, doch heute tropfen die Schweißperlen auch so von den Gesichtern der Zuschauer. Begeistert erzählt Selah Sue ihren Fans, wie schön die letzte Zeit mit ihrem Kind war und dass sie trotz der Pause weiter an neuen Songs gearbeitet hat. Das Publikum taut von Song zu Song mehr und mehr auf.

Die gewohnte Power der Band, die kraftvolle und laute Stimme, die schnellen und dominierenden Rap-Passagen, die harten Betonungen der Vokale sind leider noch in der Babypause. Kurz gesagt, der Punch fehlt. Trotzdem ist das Konzert für Hardcore-Fans ein Geschenk und sicher auch etwas Besonderes.