Yungblud in Berlin – Shootingstar fegt durchs Astra Kulturhaus


Yungblud Berlin 2019 / Yungblud Tour 2019
Am Donnerstagabend spielte Shootingstar Yungblud im Astra Berlin ein Konzert. (Bild: stagr / Adina Scharfenberg)

Seit Mitte letzten Jahres möbelt Yungblud aka Domenic Harrison die Musiklandschaft ordentlich auf. Der 22-jährige Elektro-Punker ist mittlerweile längst über seine Heimat Großbritannien bekannt – vor allem auch für sein flippiges Äußeres und die wilden Liveshows. Kein Wunder, dass seine Konzerte bereits ausverkauft sind und teilweise von ehemals kleineren Locations in größere hochverlegt werden müssen. Mit seinem Debütalbum „21st Century Liability“, dass im Juli 2018 erschienen ist, sowie den vorangegangen EPs und Singles, ist der britische Sänger, Rapper, Songwriter und Multi-Instrumentalist derzeit auf großer Tournee. 

Insgesamt vier Konzerttermine spielt Yungblud dabei in Deutschland zwischen dem 31. Oktober und dem 14. November 2019. Nachdem am Halloween-Abend das erste Konzerte in München stattgefunden, sind die Berliner Fans nun als nächstes an der Reihe, ihr Idol live zu erleben. Auf dem Gelände vor dem Astra Kulturhaus unweit des Szeneviertels beim Boxhagener Platz versammeln sich bereits früh unzählige Besucher. Vor allem viele sehr junge Mädels, die ihren Eltern wohl lange in den Ohren gelegen haben müssen, damit diese sie hierher begleiten. Bevor der Kreischpegel aber für knappe zwei Stunden in die hohen Dezibel-Bereiche steigt und dort verweilt, muss sich noch ein wenig geduldet werden.

Saint PHNX

Um die Wartezeit angenehm zu überbrücken, sind die zwei Brüder Stevie und Al Jukes mit ihrem Alternative-Pop-Projekt Saint Phnx als Vorband gebucht. Die schottische Band aus Glasgow macht leidenschaftliche Musik und hat mit ihrem Song „Believe“ die Hymne für Schottlands Qualifikationskampagne zur UEFA Euro 2016 beigesteuert. Mit ihrem eigenen Label haben sie bereits etliche Tracks veröffentlicht, die alle auf Spotify schon Millionen Mal gestreamt wurden. Sie sind auch bereits auf einigen großen Festivals aufgetreten, darunter das Reading & Leeds, V Festival und die SXSW, zusätzlich haben sie auch schon zwei Headliner-Konzerte 2018 in Deutschland gespielt. Live ist die Drei-Mann-Besetzung in Bestform (die Brüder haben Session Gitarrit John Cargill mit dabei), was den Berlinern einen poppigen, gut gelaunten Auftritt beschert. Übrigens haben Saint Phnx ihr neues Album „Head Full Of Angels, Demons At My Feet“ in Planung, mit diesem werden die sympathischen Jungs ganz sicher weiter auf der Erfolgsleiter im Musikbusiness nach oben klettern.

Yungblud

Während sich größtenteils Eltern in den hinteren Bereich des Clubs zurückziehen, drängt der Rest nun nach vorne. Jeder will jetzt ganz nah am Geschehen sein. Und schon springt das Energiebündel mit der Vorliebe für die Farbe Pink auf die Bühne. Überall finden sich Farbtupfer, die der Pink-Lover entweder als Socken trägt, am Stuhl oder den Fahnen befestigt hat. Und auch im Publikum ist dies heute die „In-Farbe“. Binnen kurzer Zeit ist Yungblud mit seinen Fans verbunden, er sucht immer wieder deren Nähe und bezieht die textsicheren Kehlen in seine Songs ein. Ganz klar, die Mädchenherzen fliegen ihm nur so zu. Die Luftfeuchtigkeit im Astra steigt schnell in den hohen Prozentteil. Unter der stetigen Anleitung des dynamischen Sängers wird im Saal gesprungen, getanzt und ausgelassen gefeiert. Hier bleibt heute kein T-Shirt trocken.

Yungblud spielt auf der Bühne zwar „nur“ Gitarre, ist aber eigentlich ein echter Multi-Intrumentalist. Für seine vielseitigen Songs und Melodien, spielt er selbst Klavier, Bass, Schlagzeug und Ukulele. Auch die elektronische Musikproduktion übernimmt der talentierte 22-Jährige. Sein gitarrenlastiger, aber auch rhythmisch geprägter Sound siedelt sich irgendwo zwischen Elektro-Punk, Rock-and-Roll und Hip-Hop an. Oben drauf kommt seine kratzige aber weiche Stimme – irgendwo zwischen Gesang, Screaming, Rapping und Toasting. Neben guter Laune, die seine Musik versprüht, regt sie aber auch zum Nachdenken an, etwas das die junge Generation in Zeiten von Fridays for Future ganz klar erwartet. Yungblud nimmt kein Blatt vor den Mund – seine tiefgründigen Lyrics sind gesellschaftskritisch und zeigen politische und sozialen Verwerfungen unserer modernen Welt.

Yungblud legt einen gekonnten Spagat hin zwischen romantischer Stimmung, wenn das Astra im Lichtermeer der Handylampen versinkt und seinen explosiven und aufgedrehten Darbietungen, wenn Haare fliegen und wirklich kein Zuschauer mehr stillsteht – sogar ein kleiner Moshpit dreht vorne seine Runden. Mit charmanten Ansprachen und kleinen Anekdoten lockert er zwischen der Musik die Stimmung auf und bedankt sich herzlich für den großen Fan-Support: „Thank you to every one in this room, you saved my fucking live“.

Setlist – Yungblud in Berlin 2019

1. 21st Century Liability
2. Parents
3. I Love You, Will You Marry Me
4. King Charles
5. Anarchist
6. Polygraph Eyes
7. Ice Cream Man
8. Original Me
9. Loner
10. Kill Somebody
11. I Think I’m OKAY
12. Casual Sabotage
13. Waiting on the Weekend
14. California

Encore:
15. Braindead!
16. Hope for the Underrated Youth
17. Machine Gun