Yungblud in Berlin – Ein Abend voller Wahnsinn, Reflektion und purem Rock


Yungblud in Berlin 2025 – Ein Abend voller Wahnsinn, Reflektion und purem Rock
Am Montag, den 20. Oktober 2025 gab Yungblud in der Uber Eats Arena ein Konzert. (Bild: Adina Scharfenberg)

Montag, 20. Oktober 2025 – Uber Eats Arena, Berlin. Schon beim Betreten der Halle lag ein unruhiges Knistern in der Luft. YUNGBLUD-Fans wissen: Wenn Dominic Harrison, wie er bürgerlich heißt, auftritt, wird’s nie brav, sondern emotional, laut und befreiend. Und genau so war es auch an diesem Abend – ein Konzert, das mehr war als eine bloße Performance, sondern ein Ventil, ein Aufschrei, ein rauschendes Gemeinschaftsgefühl.

Weathers

Doch bevor der britische Enfant terrible der Alternativszene selbst auf die Bühne stürmte, gehörte die Arena den kalifornischen Weathers. Das Trio aus Los Angeles eröffnete den Abend mit energiegeladenem Indie-Rock, der irgendwo zwischen The Killers und Nothing But Thieves pendelte – catchy, aber kantig. Songs wie “Happy Pills” und “C’est la Vie” rissen das Publikum sofort mit, und Frontmann Cameron Boyer schaffte es, mit seinem charmant-verrückten Auftreten selbst die Skeptiker in Bewegung zu bringen. Ihr Sound war klar, pulsierend, und zeigte, dass amerikanischer Indie-Pop-Rock auch 2025 noch Ecken und Kanten haben darf. Kurz gesagt: Weathers waren kein gewöhnlicher Opener, sondern ein echter Stimmungsmotor, der die Halle auf Betriebstemperatur brachte.

Palaye Royale

Danach übernahmen die extravaganten Palaye Royale aus Las Vegas – eine Band, die man irgendwo zwischen Glam-Rock, Punk und Theatralik verorten kann. Die Brüder Remington Leith, Sebastian Danzig und Emerson Barrett verwandelten die Bühne in einen brodelnden Zirkus aus Energie, Chaos und Charme. Mit Songs wie “Lonely”, “You’ll Be Fine” und “No Love in LA” lieferten sie eine Performance, die gleichermaßen wild wie stilvoll war. Ihr Auftritt war ein audiovisuelles Erlebnis – Leder, Glitter, Pathos, alles drin, alles echt. Das Publikum tobte, und spätestens beim letzten Refrain hatte man das Gefühl, die Halle sei schon auf 110 Prozent – perfekte Vorlage für Yungblud.

Yungblud

Als dann endlich das Licht erlosch und die ersten Gitarrenakkorde erklangen, explodierte die Stimmung. YUNGBLUDs Musik ist eine wilde Mischung aus Punk-Attitüde, Rockenergie und Pop-Sensibilität – laut genug, um dich wachzurütteln, und ehrlich genug, um dich zu berühren. Seine Texte handeln von Identität, Rebellion, Überforderung und Selbstakzeptanz – Themen, mit denen er eine ganze Generation abholt. Dabei wirkt er nie künstlich oder abgehoben: YUNGBLUD performt, als ginge es um Leben und Tod, schreit, lacht, weint – alles in einem Song, alles echt. Mal treibt er mit Gitarren und Stroboskoplicht die Menge in Ekstase, mal reduziert er das Geschehen auf Stimme und Akustikgitarre, sodass die Halle mucksmäuschenstill wird.

Seine Karriere liest sich inzwischen wie ein Rockmärchen im Eiltempo. Mit Songs wie “Parents”, “Mars” oder “11 Minutes” (mit Halsey) hat er sich vom Underground-Liebling zum Aushängeschild einer neuen Generation von Rockrebellen entwickelt. Sein aktuelles Album Idols, erschienen im Juni 2025, zeigt ihn gereifter, mutiger, experimenteller – ein Werk, das Punk und Pop neu denkt. Mit der dazugehörigen Idols World Tour kehrte er auf die Bühnen zurück, größer, lauter, kompromissloser als je zuvor. Das Album stieg in Großbritannien direkt auf Platz 1 ein – und live wird klar, warum: Diese Songs sind für die Bühne gemacht, roh, emotional und mitreißend.

In Berlin zeigte YUNGBLUD alles, was ihn ausmacht: grenzenlose Energie, charismatisches Chaos und ein Gespür für den Moment. Klassiker wie “Fucking With My Head“ oder “Machine Gun (F**k the NRA)” trafen auf neue Stücke wie “Zombie” oder “Hello Heaven, Hello” – und jedes Mal brannte die Halle ein bisschen heller. Er schrie, tanzte, sprach über Angst, Liebe, Queerness, Zusammenhalt – und das Publikum antwortete mit einem Chor aus 15 000 Stimmen. Zwischen Moshpit und Gänsehautmoment wurde klar: Das hier ist kein Konzert für Zuschauer, sondern für Mitmacher.

Der Sound war explosiv, aber klar – nichts wirkte übersteuert, nichts aufgesetzt. Licht und Bühne waren dramatisch, aber nicht überladen, vielmehr perfekt auf die emotionale Achterbahnfahrt abgestimmt. YUNGBLUD beherrschte die Balance zwischen Wahnsinn und Intimität – eine Kunst, die nur wenige seiner Generation so überzeugend hinkriegen.