Unsane in Berlin 2017 – Macklemore war gestern


Es liegt bestimmt schon über 10 Jahre zurück, als ich das erste Mal von Unsane gehört habe. Damals wie heute habe ich mich in den Sound der Band verliebt. Nicht umsonst sind die New Yorker Vorreiter des Noise-Rock-Sounds, wenn man nicht sogar von „dem Vorreiter“ sprechen kann. Das neue Album „Sterilize“ erschien im September, die Tour um den Globus folgt jetzt. Angekommen in der warmen Stube des ehemaligen Comet Clubs, heißen die Berliner Booking Dudes Landstreicher die Gäste willkommen.

Vor ab absolvieren Voltron aus Berlin ihren Auftritt und braten den Zuschauern schon mal ein Brett vor die Gusche. Es ist Sonntag, ein paar der Berliner haben sich wohl doch schon von dem Wochenende erholt und schleppen sich mit halber Bettdecke und mit Pizzaresten in der Fresse in das blaue Zimmer des Musik und Friedens.

Die Jungs von Unsane bauen entspannt ihr Set auf und bereiten alles auf der Bühne vor. Heute gibt es etwas für Fender-Telecaster-Fans, denn Frontmann Chris Spencer beutet das Holz dieser Gitarre bis ins unermessliche aus. Bereits in den Live- bzw. Musikvideos kann man oft sehen, dass sich der Korpus seiner Gitarre bis kurz vor dem Zerbrechen biegt, um den Sound so zu formen, wie es Unsane seit über 25 Jahren versprechen.


Schon beim Soundcheck wurde es so langsam brutal. Der Klang der Instrumente ist nicht nur alt, er klingt auch unglaublich massiv und fett. Wer braucht schon einen Fullstack, wenn man einfach zwei wunderschöne Fender Twin Reverbs koppeln kann und mit denen das Tor zur Hölle öffnet? Unsane sind keine jungen Bengels mehr, sie wissen was sie wollen und so präsentieren sie sich auch. Kein Intro, kein Backdrop und es gibt keine albernen Ansagen. Wer das jetzt unsympathisch findet, sollte vielleicht lieber auf ein Macklemore-Konzert gehen. Bei Unsane gibt es einen Mix aus purer Instrumenten-Vergewaltigung und einer Soundwand aus so viel Eigeninitiative, wie es selbst nicht einmal Slayer in ihren besten Jahren geschafft haben.

Die Telecaster-Gitarre fletscht und schreit nur so vor sich her, der Bass ist so unfassbar fett und dick, dass man diese Art von Sound mit der Zerstörungskraft eines Hurrikan-Szenarios vergleichen kann. Es gibt heute ein paar neue, jetzt schon Hits der Noise-Rock-Welt zu hören aber auch alte Brecher wie „Against the Grain“ oder „Scrape“ fehlen natürlich heute Abend nicht. Das Schlagzeug hält alles zusammen was zusammen gehört und drückt die Gitarren soweit nach vorne, dass kaum noch Platz für Bier im Kühlschrank ist. In den Pausen fängt Vinny Signorelli an zu spielen, sodass seine Kollegen an den Saiten-Instrumenten im richtigen Moment einsteigen, um dem Publikum keine einzige Pause zum Durchatmen geben.

Das aktuelle Unsane-Album gibt es z. B. bei Amazon:
Audio-CD „Sterilize“ oder  Vinyl-LP „Sterilize“