Udo Lindenberg in Schwerin: Auftakt der Udopium-Tour 2022


Udo Lindenberg in Schwerin
(Bild: Marten Körner)

„Wir sind wieder da, wo wir hingehören, wo unser Zuhause ist. Auf diesen Brettern“

Wie im „Shining-Hotel“, wie Jack Nicholson, habe er sich im Hotel Atlantic bisweilen während der Pandemie gefühlt. Einsam, verloren. Auf Entzug. Er redet von Geistern, von guten Geistern, bösen Geistern und auch Flaschengeistern, die ihm in der lähmenden Zeit begegnet sind. Insgesamt 3 Jahre Bühnenentzug hat Udo hinter sich. In der mit 8.000 Zuschauern ausverkaufter Schweriner Sport- und Kongresshalle feiern Udo, Panikorchester, Bläsern, Tänzer, Sänger, Kinderchor, insgesamt rund 40 Mitstreiter auf der Bühne ihr „Comeback“.

Udo Lindenberg präsentiert in einer bunten, rauschhaften perfekt choreografierten Udopium-Show ein Substrat seiner mittlerweile 50-jährigen Karriere. Nach der furiosen Landung des „Panik 1-Jets“ schwebt die selbsternannte Nachtigall vom Hallendach und die Bühne wird zeitweilig unübersichtlich vor lauter Akteuren während die „Honky Tonky Show“ die Halle rockt. Gewohnt lässig, locker tänzelt Udo über Bühne und Catwalk und erinnert in Geschmeidigkeit und Dynamik an die Bühnenpräsenz eines Mick Jagger, dem er in nichts nachsteht! „Cello“, „Sonderzug nach Pankow“, „Ich mach mein Ding“, „Hinterm Horizont“, Jonny Controlletti“ und nicht zuletzt „Reeperbahn“ werden von den begeisterten „Lindianern“, wie Udo seine Fans liebevoll nennt, textsicher mitgesungen.

Ein emotionaler Höhepunkt wird „Wozu sind Kriege da?“, das er gemeinsam mit Pascal Krawetz, wie 1981, gemeinsam singt. „Wir ziehen in den Frieden“ wirkt angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine und anderen Krisenherden dieser Welt wie ein verzweifelter Aufschrei und Versuch an menschliche Vernunft zu appellieren, was Udo Lindenberg schon immer tat und sich darin treu bleibt. Auch heute wird er nicht müde Toleranz und Akzeptanz von Diversität einzufordern und teilt heftig gegen die wenig zufrieden stellende Aufarbeitung der sexuellen Missbräuche in der katholischen Kirche aus. Eine Udo Lindenberg Show ist eben nie eine seichte Rock’n’Roll-Show, sondern immer Statement für dass, ihm wichtig ist.

Nach der 2,5-stündigen Show sieht man ausschließlich glückliche Gesichter, Menschen, die beseelt nach Hause schlendern. Insofern war an diesem wunderbaren Abend in Schwerin wieder mal „Alles klar auf der Andrea Doria“!