Trivium + SikTh + Shvpes im Capitol Hannover


Ein verregneter Montagabend ist grundsätzlich kein wirklich guter Termin für ein Konzert. Vom Wochenende sind Kopf und Leber voll, analog dazu ist der Geldbeutel leer. Folgerichtig bleibt dann heute das „Ausverkauft“ Schild auch im Schrank. Da es für Trivium derzeit aber alles andere als schlecht läuft, ist das Capitol nicht über- aber durchaus angenehm gefüllt.

Shvpes

Erst aber die Arbeit, dann das Vergnügen. Die Arbeit besteht heute aus zwei Vorbands. Als erstes dürfen sich die Briten Shvpes ans Werk machen. Und das tun sie in der Tat ausgesprochen motiviert und engagiert. Vor einem gepflegt groovenden Drummer springen vier durchaus fähige Musiker wie Flummis durch die Gegend und verbreiten gute Laune und gefälligen NewMetalGrooveIrgendwas Core. Das steckt an und so sind vereinzelte Tanzbeine und Circle Pits im Publikum auszumachen. Schade: die vordergründig auf den Punkt gesungenen Backing Vocals kommen vom Band, bzw. aus dem Rechner. Und was Shvpes von den Millionen ähnlich klingenden Bands unterscheiden soll, werden sich auch viele zurecht gefragt haben.

SIKTH

Musikalisch wesentlich anspruchsvolleres bieten im Anschluss SikTh – ebenfalls aus Großbritannien – mit ihrem schwer verdaulichen Progressiven Math/Djent Core. Mit zwei Sängern und ohne zweiten Gitarristen stellt der Fünfer außerordentliche, spielerische Fähigkeiten zur Schau. Nur leider ist diese Art von Musik zum einen extrem schwer verdaulich, insbesondere in einer Live-Situation, zum anderen mag diese Band an diesem Abend zu diesem Publikum nicht so richtig passen. So sieht man allerorts zwar offene Münder, ob der unbestrittenen Fingerfertigkeit der Instrumentalisten, der Funke springt allerdings nicht über. Wer immer diese Band auf diese Tour gepackt hat, wird ihr damit wohl keinen Gefallen getan haben.

TRIVIUM

Mit derartigem Ungemach müssen sich Trivium freilich nicht herumärgern. Erstmals an diesem Abend ist auf der Bühne ordentlich Platz (bei Shvpes standen insgesamt drei Drumkits), das Bühnenbild ist stimmig, das Licht und der Sound absolut optimal. Mit gleich zwei Intros machen die Jungs die Sache allerdings spannend: zuerst tönt Iron Maidens „Run To The Hills“ in voller Länge aus der PA, dann wird noch „The End Of Everything“ hinterhergeschoben bevor es mit „Rain“ endlich richtig losgeht. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Support und Headliner, das Publikum geht sofort steil, Pommesgabeln werden gereckt und das Haar geschüttelt.

Nicht alltäglich ist, dass dieses Stimmungsniveau zu keiner Sekunde abfällt. Das mag vor allen daran liegen, dass das komplette Set äußerst klug aufgebaut ist: Schnelles wechselt mit Getragenem, Bandhits mit Songs die nicht jeder gleich auf dem Zettel hatte. Firlefanz wie gesampelte Gesänge brauchen Trivium schon gleich gar nicht. Matt Heafy meistert die Doppelbelastung Gitarre/Gesang mit Hetfieldscher Leichtigkeit, soliert brillant und singt keinen falschen Ton. Auch bei zweistimmigen Gesängen – unterstützt von Basser Gregoletto – sitzt alles wie ein Maßanzug. Die brutaleren Vocals übernimmt Corey Beaulieu genauso gekonnt, sein Gitarrenspiel ist ebenso über jeden Zweifel erhaben.

Keine Frage, trotz ihres fast noch jugendlichen Alters sind hier Vollblutmusiker und Vollprofis am Werk. Am meisten gefeiert werden „Strife“, „Entrance Of The Conflagration“ und das unvermeidliche „Throes Of Perdition“. Nach „Pull Harder On The Strings Of Your Martyr“ ist dann erstmal Schluss, bevor es mit „In Waves“ noch immerhin eine Zugabe gibt. Wer nach – abzüglich der Intros – ca 75 Minuten Spielzeit noch nicht genug von Trivium hat und nach dem Erwerb eines Tour-Shirts für fanfreundliche 25,- EUR noch gut bei Kasse ist, bekommt am Merch-Stand noch die Gelegenheit ein kurzes „Meet & Greet“ mit der Band zum Vorzugspreis von 30,- EUR zu erwerben. Vielleicht bin ich zu alt. Vielleicht hab ich auf einfach nur nicht mitbekommen, dass Bands wie früher einfach an den Merch-Stand kommen um mit ihren Fans zu reden oder ein Bier zu trinken. Schade. Aber genug der Nölerei, am Ende bleibt ein unterhaltsamer Abend, Trivium haben mehr als abgeliefert und alle konnten zufrieden nach Hause gehen in der Gewissheit eine Band auf dem Weg nach oben ein Stück begleitet zu haben.