Trivium in Berlin – Konzerte mit dem Smartphone erleben


Trivium Tour 2018 / Trivium Berlin 2018
(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Es ist Ende März und die US-amerikanischen Metalcore-Legenden-Anwärter Trivium haben sich auf dem Weg nach Europa gemacht, um auch am Freitagabend in Berlin ein paar Riffs auszuteilen. Im Konzertsaal selber ist es warm und windstill, währenddessen sich draußen im Dunklen die vierte Eiszeit ankündigt.

Sobald man den Konzertsaal betritt, wird man förmlich von dem gigantischen Bühnenbild und der Publikumsmasse erschlagen – der Laden ist ausverkauft. Während die Crew die Bühne herrichtet, haben die Besucher eine halbe Stunde Zeit, um ihre volltrunkenen Kräfte wieder voll aufzuladen, denn die Vorbands „Power Trip“ und „Venom Power“ haben bereits gespielt. Die Uhr schlägt 21:30 und es geht pünktlich los.

Für einem echten Trivium-Fan gehört es sich, in den ersten Reihen zu stehen und das gesamte Konzert mit zu filmen, um später den Auftritt vor der Glotze so richtig genießen zu können, so zumindest der Schein. Jeder hat bestimmt schon das eine oder andere Foto mit Handy auf einem Konzert geschossen und seinen Lieblingssong mitgefilmt. Gerade diese Gelegenheiten sind einzigartig und schön im Nachhinein zu betrachten. Doch wer schaut sich das komplette Material erneut an? Wer will in dieser schlechten Qualität seine Jugendhelden auf YouTube oder ähnlichen Portalen sehen? Sollte man das Konzert nicht einfach vor Ort genießen? Man geht doch auch nicht romantisch mit seiner Freundin in einem Restaurant speisen und packt das Essen in seine Tupperdose, um es am nächsten Tag in der Mittagspause in vollen Zügen zu genießen. Zurück in die Konzerthalle der Huxleys neuen Welt.

Obwohl die Bühne u.a. komplett mit Lichttechnik vollgerümpelt ist, steht dort kaum Equipment. Das Zeitalter der analogen Amps, mit einer satten Röhren-Beschaffenheit und einer guten 4 x 10er Gitarren-Box ist seit einigen Jahren nicht mehr „In“. Schließlich spart der Künstler Zeit beim Ein- und Auspacken. Zudem hört der Musiker auch alles durch ein In-Ear-System viel präziser. Durch diese Art von Kontrolle schwindet der Makel, der den Sound so lebendig gemacht hat und macht Platz für die perfekte und langweilige Studiowiedergabe – als würde man eine CD hören. Das Drumset hingegen ist noch voll da, mit allen nur vorstellbaren akustischen Resonanzkörpern und glänzenden Becken. Sobald aber die Bassdrum aussetzt, klingt der Sound etwas platt – ähnlich wie eine Flunder beim Einatmen.

Die Metal-Fäuste und Gabeln werden bei jeder Gelegenheit in die Luft geschmettert – das Publikum hat Bock. Die digitale Seifentruppe Trivium versucht bei jeder erdenklichen Gelegenheit mitzuteilen, dass vor ihnen das beste Publikum stehe, welches sie je gehabt hätten. Zu jedem Startschuss der Songs wälzt das nicht optimale Licht für die Fotografen wieder im Takt mit. Das gestreute Gegenlicht, ballert dem Publikum förmlich in die Augen. Die Interaktion zwischen Band und Zuschauern ist intim. Der Blickkontakt der beiden ist intensiv und hemmungslos. Beide Parteien schreien sich an und genießen diese gemeinsamen Momente, vollgepackt mit Emotionen. Das Konzert endet mit dem 18. Song „In Waves“.