Thrash Metal Growling-Contest mit Sepultura und Kreator in Hamburg


Kaum eine Halle in Hamburg wurde und wird vielseitiger eingesetzt als das Mehr! Theater im Großneumarkt. Vor einer Woche wurde hier noch der Schwanensee aufgeführt, neben dem Eingang steht noch ein großes Plakat von „Billy Eliot – I can dance“ und Aushänge weisen darauf hin, dass übermorgen ““addy Cool – das Boney M Musical“ stattfindet.

Der Samstag Abend hingegen gehörte Sepultura und Kreator – zwei Größen des Thrash-Metals, die zahlreiche langhaarige, schwarz gekleidete Fans beiderlei Geschlechts anzogen. Gern hätte ich gesehen, wie das Publikum von Schwanensee auf diese Meute von Bier-aus-den-Flaschen-trinkenden, mit Bandaufnähern übersährten und Kreator- und Sepultura-Songs grölenden Metalheads reagiert hätte. Aber mit genug Bier und Prosecco wäre daraus sicher auch ein lustiges Event geworden. Aber ohne Ballet-Besucher war das Konzert im Großneumarkt ein großer Erfolg. Mit Sepultura, die gerade ihr neues Album „Machine Messia“ released hatten und Kreator, deren neues Album „Gods of Violence“ gerade auf Platz 1 der deutschen Album-Charts gelandet war, gab es gefühlt zwei Headliner zum Preis von einem. Beide Bands schienen dem Anspruch gerecht werden zu wollen und spielten gelungene Mischungen aus alten Hits und Songs von ihren neuen Alben.

Hinter dem überfüllten Infield vor der Bühne waren die Rangplätze vom Mehr! Theater aufgebaut geblieben, so dass sich die älteren (oder einfach nur ruhigeren) Fans hinsetzen und die Bühnenshow der Bands genießen konnten, ohne Crowdsurfer über den Kopf heben oder im Circlepit mit-moshen zu müssen. Und vor dem Theater sorgte ein Foodtruck mit Currywurst und Pommes für das leibliche Wohl.

SOILWORK

Vor einer der beiden Legenden wie Sepultura oder Kreator eröffnen zu müssen ist nicht leicht, vor beiden performen zu müssen ist dann schon eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe. Allerdings ist Frontmann Björn „Speed“ Strid auch schon seit über 20 Jahren im Musikbusiness und Soilwork wird nicht umsonst in einem Atemzug mit anderen schwedischen Größen wie „In Flames“ und „At the Gates“ genannt. Im Publikum waren zahlreiche Soilwork-Fanshirts zu sehen, auch wenn sie nicht den gleichen Anteil wie Sepultura- oder Kreator-Fanshirts erreichten. Das wichtigste aber war, dass sich auch die bekennenden Zuschauer der anderen Bandsvom Melodic Death Metal von Soilwork mitreißen ließen. So war man auf jeden Fall gut „warmgespielt“ für Sepultura.

SEPULTURA

Ein Lateinamerikaner mit langen schwarzen Haaren und einer jaulender Gitarre, dazu ein Schwarzer der in sein Mikrofon growlt als gäbe es kein Morgen (an dem er noch seine Stimme braucht). Das war mein erster Eindruck von Sepultura damals im Hamburger Docks 1998, als ich der brasilianischen Band zum ersten Mal live begegnete. Damals war Frontmann Derrick Leon Green gerade neu in der Band, aber an der beeindruckenden Chemie zwischen ihm und dem Gitarristen Wagner Lamounier hat sich bis heute nichts geändert.

Mit „Machine Messia“ hat Sepultura mal wieder ein Album abgeliefert, dass all das verkörpert was sich die Fans davon erhofft haben: Schnell, kraftvoll, gespickt mit Texten die zum Widerstand und Rebellion aufrufen. Und als kleinen Bonus die Sepultura-Version vom Titelsong der Japanischen Kinderserie “Ultra Seven” (Eine Art Ein-Mann-Powerranger, der die Welt vor Aliens beschützt). Neben Songs vom neuen Werk präsentierten Sepultura aber auch Klassiker wie “Inner Self”, dass sie bereits 1998 in Hamburg gespielt haben, und gingen nach einer vollen Stunde die teilweise auch Live im Internet übertragen wurde, ohne Zugabe von der Bühne um Platz für Kreator zu machen.

Das aktuelle Album von Sepultura gibt es bei Amazon:
Audio-CD „Machine Messiah“, Vinyl-LP „Machine Messiah
und MP3-Download „Machine Messiah“

KREATOR

Platz 1 der deutschen Album-Charts beim Release des neuen Albums „Gods of Violence“. Eine Nachricht, die mir persönlich Hoffnung gab, dass die Deutschen doch noch vernünftigen Musikgeschmack haben. Aber Kreator gehört auch zum deutschen Dreigestirn des Thrash Metal und hat sich in den über 30 Jahren, die sie aktiv sind, eine große treue Fanbase aufgebaut.

Beim Auftritt im Mehr! Theater konnte man sofort nachvollziehen, warum diese Fanbase immer weiter um neue und jüngere Mitglieder wächst. Ebenso wie man verstehen konnte, warum die alten Fans hinten auf den Rängen des Theaters immer noch zu den Auftritten der Thrash-Legenden kommen. Vom ersten Song, bei dem dank einer Konfetti-Kanone die Bühne kurz hinter weißen Papierschnipseln verschwand, ließen Kreator bis zu den Zugaben keinen Zweifel daran, warum sie DER Headliner der Tour waren und ingesamt 75 Minuten plus 15 Minuten Zugabe spielen durften.

Auch wenn sie sich stilistisch nicht wirklich weiterentwickelt haben, war das Gitarrensolo in „Hail to the Hordes“ doch überraschend wehklagend für die sonst üblichen „auf die Fresse“-Riffs von Kreator und mit „Satan is Real“ brachte Frontmann und Gründungsmitglied Miland „Mille“ Petrozza die religiöse Kernaussage vom Thrash Metal auf den Punkt. Nachdem „Pleaser to Kill“ als letzter Song der Zugabe ausgeklungen war, war die Fanbase von Kreator ganz bestimmt um ein paar Sepultura-Fans reicher, die eigentlich nur für „Machine Messia“ ins Theater gekommen waren.

Und ich habe mir gleich erst einmal „Gods of Violence“ und „Machine Messia“ als LP bestellt.

Das nagelneue Album von Kreator könnt ihr bei Amazon vorbestellen:
Audio-CD „Gods of Violence“, Vinyl-LP „Gods of Violence“
und MP3-Download „Gods of Violence“