Tool in Berlin – Nach über 10 Jahren erstmals live in Deutschland


Tool Berlin 2019 / Tool Tour 2019
Tool spielten im Juni 2019 nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder in Deutschland. (Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Viele haben es schon gar nicht mehr für möglich gehalten aber heute wird es geschehen – Tool kommen nach über zehn Jahren das erste Mal wieder nach Deutschland und starten heute Abend ihre Europa-Tour in Berlin. Die Mercedes-Benz Arena ist schon lange im Vorfeld ausverkauft.

Das gesamte Arsenal um den Mercedes-Benz-Platz ist voll mit Gestalten, die sich mit ausgewaschenen Tool-Tour-Shirts umhertreiben. Einige, die keine Eintrittskarte ergattern konnten, sahnen vor den Toren der Halle noch die letzten Karten zum Originalpreis von Verhinderten ab.

Die Lüftung der Mercedes-Benz-Arena läuft auf Hochtouren. Der Sommer ist endlich in der Hauptstadt angekommen. Die Halle ist proppenvoll und die Zuschauer sind bereit. Endlich geht das Licht aus, die vergangenen letzten zehn Jahre Sehnsucht kommen wie ein Schrei aus den Hälsen der Zuschauer. Tool.

Ein riesiger siebenzackiger-Stern wird mittig hinter der Bühne mit Lichtinstallationen hochgezogen. Schlagzeuger Danny Carey betritt sein beleuchtetes Drum-Podest und begrüßt das Publikum. Die Bühne wird noch von der Dunkelheit umhüllt, doch als Maynard die Bühne betritt, kann selbst die Dunkelheit ihn nicht vor dem Publikum verstecken.

Als Tool 2006 anlässlich des Albums „10,000 Days“ das letzte Mal in Berlin waren, beendeten sie ihr Konzert mit dem Song „ AEnema“ und heute beginnen sie mit diesem. Tool kann man nicht als einzelne Musiker, wie die meisten, wahrnehmen und bewerten, hier geht es um ein Konzept, welches aus der Musik und den Visuals besteht. Sie katapultiert Laserstrahlen durch die Halle und projizieren Artworks und Videoschnipseln auf sieben senkrecht stehenden LED-Streifen. Auf der Bühne herrscht zwar keine komplette Dunkelheit aber bis auf Carey ist oft nichts zu erblicken.

Der Sound von Tool ist wohl einzigartig. Auf der einen Seite ist der druckvoll, auf der anderen Seite so zärtlich und rein wie ein polierter Porzellan-Schwan.

„Wer von euch ist unter 26?“ fragt Frontmann Maynard James Keenan seine Fans. Und antwortet im nächsten Satz: „Als wir diesen Song geschrieben haben, wart ihr noch Sperma“-Tool schmettern den Song „Intolerance“ von der 1993 erschienenen Platte „Undertow“ aufs Parkett.

Das generelle Verbot von Foto- und Videoaufnahmen sorgt an diesem Abend für eine besondere Stimmung in der Halle. Niemand wird vom Vordermann durch ein hochgehaltenes Smartphone genervt und vermutlich muss sich später auch keiner von der Video- und Audioqualität auf YouTube ärgern lassen. Wer sich diesem Verbot widersetzt, kann für ein Rausfliegen oder sogar für den Abbruch des Konzerts sorgen. Doch vor dem letzten Song gibt der Chef Maynard selbst die Erlaubnis zum Filmen frei und verabschiedet das Publikum mit dem Song „Stinkfist“.