So war das Full Force 2019: Ein bunter Strauss aus Core-Sounds


Full Force Festival 2019 / Full Force 2019
Das Full Force Festival 2019 ging am Wochenende vom 28. bis 20. Juli in Ferropolis an den Start. (Bild: stagr / Katja Borns)

Bands am Full Force 2019 Sonntag:

Ignite aus Kalifornien hatten ein großes Ziel: an diesem Sonntag das Publikum mit ihrem Melodic Hardcore und Hardcore Punk zu begeistern. Ziel erreicht, würden wir sagen. Schon seit 1993 etablierte sich die fünfköpfige Band in der Szene und hat schon unzählige Alben heraus gebracht. Trotz der heißen Temperaturen ging das Publikum sofort richtig ab. Ihr Sound spielte alle Band-Qualitäten aus. Knackige Songs mit coolen Melodien und Gesangslinien die unverwechselbar Ignite waren.

Nichts für zarte Ohren war auch der Sound der folgenden Band. Gutalax – eine Grindcore-Band aus Křemže in Tschechien – lieferte von der ersten Sekunde an volle Power. Hardcore für die jubelnden Massen. Hier konnte sich jeder die Seele aus dem Leib tanzen und springen sowie die Kehle aus dem Hals schreien. Das Quintett lieferte krachenden Sound und begeisterte damit die Besucher.

Whitechapel – drei Gitarristen und ein Bassist begleiteten Frontmann Phil Bozeman auf der Bühne. Sobald das erste Riff erklang, liefen die Bandmitglieder und auch die Zuschauer durcheinander. Whitechapel bewegten sich in ihren neueren Alben langsam vom Death Core zum “klassischen” Death Metal weiter. Alteingesessene Death Core- und Whitechapel-Fans mochten das skeptisch sehen und sich fragen, wie weit sich Whitechapel in den kommenden Alben von ihrem Ursprung noch entfernen würden. Live zeigten die Jungs aus Tennessee auf der Main Stage, dass es keinen Unterschied macht, ob ihre Songs grindig wie früher oder fast schon melodisch waren. Die Songs hatten nach wie vor eine unfassbare Power und selbst wenn mal ein Song gespielt wurde, den man nicht so gern mochte, wurde man von ihrer Energie nur so mitgerissen.

Sie sind dort angekommen wo sie hingehören: auf den ganz großen Bühnen. Für die Australier von Beartooth ging in den letzten 1,5 Jahren mit jedem erneuten Festivalauftritt ein Wunsch in Erfüllung. Sänger Jamie Halls und seine Band freuten sich, das Infield in Wallung zu bringen. Eine wahnsinnige Energie ging von der Bühne aus. Mit Beginn der ersten Töne von „The Remedy“ war die Stimmung genau da, wo sie sein soll, und nahm nicht mehr ab. Es wurde geklatscht und gesprungen was das Energiereserven hergaben. Am Ende sind sich aber alle sicher: Diese Band sollte man nicht aus den Augen verlieren.

Nun wurde es Zeit für die fünf Jungs aus Virginia. Bedeutete: Hammergeiler Thrash mit gelegentlichem Hardcore-Flair von Lamb Of God. Die einmalige Stimme von Randy Blythe, die direkt aus der Hölle kommen zu schien und die donnernde Doublebasedrum hauten sofort rein. Der typische Lamb of God-Stil hat rein gar nichts an Explosivität verloren, auch wenn die Band bereits seit 1990 auf dem Musikmarkt unterwegs ist. Eine kraftvolle und gleichzeitig aggressive Liveshow, die dank der hervorragenden Leistung an den Instrumenten für eine außergewöhnliche Atmosphäre schafften.

Beim punkigen Folkrock von Flogging Molly konnte man nicht einfach still stehen bleiben. Die Mannen aus der Stadt der Engel Los Angeles, gründeten sich in einem Irish Pub. 23 Jahre später brachten sie nun tausende Kilometer weiter östlich in der Eisenstadt die Massen zum Beben. Das Publikum war heiß. Wenn Midtempo-Nummern nicht gerade zu Pogo und Circle Pit einluden, wurde geklatscht und geschunkelt. Das Sextett um Sänger Dave King wusste gekonnt, die Meute vor der Bühne in Bewegung und auf Trab zu halten! Die instrumentale Vielfalt, die eine Folkband wie Flogging Molly mit zusätzlichen Thin Whistle, Akkordeon, Bodhran-Drums auf die Bühne stellte, würde wohl auf diesem Festival sonst nicht mehr erreicht werden.

Als Amorphis die Bühne betraten, wurde klar, auf wen der viele im Publikums gewartet haben. Wie man die Progressive-Metal-Finnen kennt und liebt, ging es sofort in die Vollen. Je nach Song sag man das Publikum entweder in einen Pit ausbrechen oder laut mitsingen. Dies spornte die Musiker um Frontmann  Tomi Joutsen ordentlich an, während man ihnen die Spielfreude deutlich ansah. Der Rest der Bühne war schlicht gehalten, hier lag der Fokus eben einfach auf der Musik, wo sich niemand weiter beschweren konnte.

Kurz vor der Jahrtausendwende entwickelten sich Limp Bizkit zu einer der weltweit erfolgreichsten Nu-Metal-Bands. Nachdem es eine lange Zeit ruhig um den amerikanischen Fünfer war, bespielen sie seit einigen Jahren immer wieder Deutschlands Konzerthallen und Festivalbühnen. Fred Durst zeigte sich nach wie vor als Rampensau und augenscheinlich agiler als vielleicht sogar zwei Dekaden zuvor. Im lässigen Kapuzenoutfit und mit großzügig geschnittenem Hoodie fegte er kreuz und quer über die Bühne, tauchte im Publikum ab und ließ mehr als eine handvoll Fans an sich heran, um sich gemeinsam zu einer musikalischen Zeitreise in die späten 90er zu machen. Musikalisch ließen es Limp Bizkit ordentlich krachen und gaben dem Nu-Metal seine Kraft in voller Gänze zurück. Es war wohl kaum einer unter den Besuchern, der durch diese perfekt aufeinander abgestimmte Band nicht angesteckt wurde. Es machte schon Eindruck, wenn das gesamte Field nahezu jeden Song dieses Abends mitsingen konnte, verdeutlicht aber auch, dass außer „Eat you alive“ und „Gold Cobra“ ausschließlich Klassiker der Alben „Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water“ und „Significant Other“ gespielt wurden.

Full Force 2020: Infos + Tickets

Noch mehr Bock auf Festivals im Juli?

Veranstalter Good Live wird im Juli erneut, dann aber an zwei aufeinander Wochenenden, am Standort Ferropolis für gute Laune bei Festivalfans sorgen. An den Start geht zuerst das traditionelle Hip-Hop-Open Air Splash Festival vom 11. bis 13. Juli 2019, gefolgt vom Electro-/Indie-Event Melt Festival vom 19. bis 21. Juli 2019.