Sie haben es immernoch drauf – Good Charlotte in Hamburg


Good Charlotte Hamburg 2019 / Good Charlotte Tour 2019
(Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Im September 2018 ist das siebte Studioalbum „Generation Rx“ nach mehrjähriger Pause von Good Charlotte erschienen. Hier hat die Pop-Punk-Band bereits gezeigt, dass sie alles andere als in die Jahre gekommen sind. Aber trifft dies auch für ihre Live-Auftritte zu? Genau diese Antwort möchte der Fünfer mit ihrer aktuellen Europa-Tour geben. 15 Auftritte innerhalb von 3 Wochen. Entspannung sieht anders aus. Supported werden Good Charlotte bei jedem ihrer Auftritte von The Dose, Boston Manor und Sleeping With Sirens.

Das Hamburger Konzert am Samstagabend beginnt recht früh. Um 18:00 Uhr betreten The Dose die Bühne. Das Duo, was nur aus Schlagzeuger und Gitarrist besteht, muss sich noch mit recht wenig Zuschauern zufrieden geben. Entsprechend möchte die Stimmung noch nicht ganz ins Rollen kommen. Die Band bedankt sich bei jedem Besucher, der schon so früh vor Ort ist. Wenig später entern Boston Manor die Bühne, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Auch wenn man ihnen die Spiel- und Bewegungsfreude deutlich ansieht, springt der Funke noch immer nicht ganz über. Auch die fortwährenden Motivations-Versuche von Sänger Henry Cox lösen nur selten den erhofften Erfolg aus. Es ist insgesamt aber ein gelungener Auftritt der noch recht jungen Band, mit der sie bestimmt den ein oder anderen neuen Fan hinzugewonnen haben.

Langsam wird es dann doch voll in der Sporthalle. Sleeping With Sirens sind bei vielen Zuschauern kein unbeschriebenes Blatt, was wohl auch an der unverwechselbaren hohen Stimme von Sänger Kellin Quinn liegt. Nun erwacht das Publikum endlich zum Leben. Man hört die ersten Fanchöre, es wird getanzt, noch bleibt jedoch der Pit in der Menge aus. Auch einige Aufforderungen von Kellin ändern nichts daran. Erst beim Song “We like it Loud” und den Worten “make a hole, this is the heaviest song we’ve got” setzt endlich der erste kleine Pit ein. Sleeping With Sirens beenden ihr Set mit ihrem erfolgreichsten Song “Kick Me”.

Good Charlotte eröffnen an diesem Samstagabend mit dem Intro „Generation Rx“ ihre 90-minütiges Liveset. Dass es diese Liveshow ordentlich in sich haben wird, ist bereits beim zweiten Song klar, denn da gibt es direkt einen der größten Good Charlotte-Hits – „The Anthem“ – auf die Ohren. Kurzum ist die Halle schon beim zweiten Song auf höchster Betriebstemperatur und in der vorderen Hälfte der Sporthalle bildet sich ein großer Pit. Sänger Joel Madden spornt dabei die Menge zu Höchstleistungen an.

Musikalisch geht es weiter quer durch die Bandgeschichte, zwischen den Songs gibt es immer wieder teils lustige, teils ernste Anekdoten im Dialog der Zwillingsgeschwister Joel und Benji Madden zu hören. So erfahren wir, dass Deutschland ihr Lieblingsland für Auftritte ist, weil die Menge hier immer so schön ausrastet. Ja, das kann man so stehen lassen – ist die Stimmung bei den Vorbands noch eher verhalten gewesen, so ist sie nun definitiv auf de Höhepunkt. Der vordere Teil der Halle ist ein Hexenkessel, auch auf den Rängen sitzen nur noch vereinzelt Leute – überall wird getanzt, gesprungen und lautstark mitgesungen. Auch wenn einige Songs wie „Waldorf Worldwide”“ schon sehr lange (in diesem Fall 17 Jahre lang) nicht mehr gespielt wurden, so sitzt der Text bei den meisten Anwesenden perfekt. Joel freut sich über so viel Energie und beschließt mit Benji, dass man einige der „Hamburgers“ doch mit nach Hause nehmen sollte – er hat einige Tänzer gesehen, die ihn sehr beeindruckt haben.

Wer zu „Little Things“ vielleicht wieder saß, der steht spätestens bei „The River“ auf – denn nun wurden zum Schluss nochmal alle Reserven mobilisiert und DAS Hitfeuerwerk bestehend aus „Dance Floor Anthem“, „I Just wanna Live“ und – wie sollte es anders sein – „Lifestyles of the Rich & Famous“ in die Menge gefeuert. Nun gibt es kein Halten mehr im Saal und die Bandmitglieder bekommen die Freude darüber gar nicht mehr aus ihren Gesichtern.

So endet das Set ohne Zugabe irgendwie etwas plötzlich, dennoch haben Good Charlotte heute eindeutig bewiesen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und das sowohl alte Klassiker als auch das 2018er Album ihre Fans nach wie vor zum Ausrasten bringt. Hoffentlich sieht man die Band in diesem Festivalsommer erneut – mit „see you this summer“ haben Good Charlotte uns das zumindest in Aussicht gestellt.

Setlist – Good Charlotte in Hamburg 2019

1. Generation Rx
2. The Anthem
3. The Story of My Old Man
4. Keep Your Hands Off My Girl
5. Girls & Boys
6. Life Changes
7. Actual Pain
8. Shadowboxer
9. Predictable
10. The Chronicles of Life and Death
11. Prayers
12. Hold On
13. WaldorfWorldwide
14. Little Things
15. The Young and the Hopeless
16. The River
17. Dance Floor Anthem
18. I Just Wanna Live
10, Lifestyles of the Rich & Famous