„Sei kein Schwachkopf!“ – Frank Turner in Hamburg


Frank Turner Hamburg 2018 / Frank Turner Tour 2018
(Bild: stagr / Axel Schilling)

Da steh‘ ich nun, pünktlich um 21:00 Uhr in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg, um mir mein erstes Frank Turner-Konzert anzusehen. Für den Briten ist es seine mittlerweile 2277. Show – eine stattliche Anzahl, aber er steht ja auch schon seit 2001 auf der Bühne. Die Menschen neben mir sind schwer zu kategorisieren: jung und älter, Bürokauffrau trifft auf Alt-Rocker, sogar ein paar Turbojugend-Kutten erblicke ich. Eines vereint sie alle: Sie freuen sich auf den Abend.

Dann ist es aber auch schon vorbei mit meinen Feldforschungen, denn mit grell einsetzender Lightshow erstürmt Frank Turner die Bühne: Im weißen Hemd mit Schlips, voller Euphorie beginnt er mit „1933“ die Menge in Beschlag zu nehmen. Ich bin fast erstaunt darüber, wie sich alles um mich herum in Bewegung versetzt. So viel Tanzwilligkeit hätte ich in meiner hinteren Reihe gar nicht erwartet. Gemeinsam mit seiner Band The Sleeping Souls fackelt Turner ein Feuerwerk seiner Hits ab. Beeindruckt über die Textsicherheit des Publikums, auch bei den Songs des neuen Albums „Be more Kind“, vergesse ich fast an meinem 5,- Euro teuren Bier zu nippen.

Immer wieder muss ich scharf nachdenken, wann ich das letzte Mal auf einem Konzert zum Mitklatschen und sogar „auf den Boden hocken und auf Kommando hochspringen“ animiert wurde, und finde das auch eher befremdlich. Aber eines muss man Turner lassen: Er ist Bühnenprofi durch und durch und weiß, wie er bei seinem deutschen Publikum punktet. Mit einer gewissen Ironie und immer wieder Ansagen in fast perfektem Deutsch, schafft er es, seine „festgelegten Konzertregeln“ durchzusetzen: „Sei kein Schwachkopf!“ Und „Wenn du den Text kennst, dann sing mit!“ Alles klar, Frank – wir halten uns dran!

Nach fast zwei Stunden lautem, wilden Mix aus alten und neuen Songs und sogar einer deutschen Version von „Eulogy“ verabschieden sich Frank Turner und The Sleeping Souls mit „Polaroid Picture“ von ihren begeisterten Fans. Und auch ich kann abschließend sagen: War ’n netter Abend. Danke dafür, Frank! Mitgeklatscht hab ich trotzdem nicht, aber psst …