Sabaton: Kick-Off der „The Last Stand“-Tour 2017 in Hamburg


Es ist gar nicht so lange her, genau im August des letzten Jahres, da standen Sabaton beim Elbriot Festival in Hamburg als Headliner auf der Bühne. Am gleichen Tag wurde das neue Album “The Last Stand“ veröffentlicht. Nicht mal fünf Monate später sind Sabaton zurück in der Sporthalle Hamburg, diesmal mit der KIck-Off-Show ihrer aktuellen “The Last Stand“-Tour 2017.

Hamburg hat für die Powermetal-Jungs aus Schweden seit je her eine besondere Bedeutung, begann doch ihre erste Headliner-Tour vor 10 Jahren im damals noch vorhandenen „Headbangers Ballroom“ unten am Fischmarkt – gefühlt die einzige Rock/Metal-Location Hamburgs – die noch kleiner war als das Logo. Mittlerweile schafft Sabaton es, die Sporthalle Hamburg mit 7.000 Plätzen zu füllen und bereits an der U-Bahn-Station riefen einige Fans „hat jemand noch Karten für Sabaton“? Es war den Fans zu wünschen, dass sie noch eine Karte ergattern, denn was Sabaton und die  Support-Acts voran in der Sporthalle ablieferten, war ein gelungener Auftakt für eine Welttournee, auf die sich Fans in Europa und Nordamerika freuen dürfen.

Twilight force

Sänger und Bassist in Abenteurer-Outfit mit Umhang, Drummer und Keyboarder in Magier-Kutten mit Kapuzen die das halbe Gesicht verdecken und beide Gitarristen ganz in Schwarz mit Gesichtsmasken und langen glatten Haaren, von denen ein Musiker übertrieben lange Elfenohren trägt. Und auch die Musik von Twilight Force ist wie ein richtiges Abenteuer aus Dungeons & Dragons: Helden die auf Drachen reiten um den bösen Herrscher zu besiegen der das Land unterjocht. Magie, Schlachten, Nervenkitzel. Epischer Power-Metal kombiniert mit mittelalterlichen Instrumenten, ein Sänger der seine Stimme in immer größere Höhen (bzw. immer höhere Oktaven) steigert und Gitarrensoli bei denen die Finger nur so über die Saiten hetzen, als wäre es ein Wettlauf gegen den Weltuntergang. Nicht umsonst werden die Schweden oft mit Glory Hammer verglichen, wobei sie das Fantasy-Thema ohne Ironie, Augenzwinkern und Übertreibungen spielen, sondern einfach Spass daran haben, das Publikum auf eine magische Reise durch ihre Fantasy-Welt mitzunehmen.

Bildergalerie: So war TWILIGHT FORCE live

Accept

Als „Special Guest“ trat Accept als zweite Band auf. Ein absolutes Urgestein des deutschen Heavy Metal und Wegbereiter für zahlreiche andere deutsche Metal Bands. Accept waren immer wieder auf Tour mit Größen wie Judas Priest, Kiss, Saxon und AC/DC. Auch wenn von der Originalbesetzung nur noch Gitarrist Wolf Hoffmann und Bassist Peter Baltes übrig sind, zeigt die „neue“ Besetzung immer noch deutlich, warum Accept Jahrzehnte lang internationale Erfolge feiern konnten. Frontmann und Schreihals Mark Tornillo mit seiner markanten Sonnenbrille aus kreisrunden Gläsern, schien das Mikrophon nur zu dekorativen Zwecken zu nutzen und in der Lage zu sein, die ganze Sporthalle unverstärkt zu beschallen. Und beim Zusammenspiel der beiden Gitarristen, wäre niemand drauf gekommen, dass Uwe Lulis und Wolf Hoffmann erst seit 2015 zusammen auf der Bühne stehen. Auch wenn es am Ende ja Geschmacksache war, ob man den geshouteten Gesang und den sehr „klassischen“ Heavy-Metal Stil von Accept mag (vor allem zwischen zwei Power-Metal-Bands mit jaulenden Gitarren und Geschichten als Songtexte), so gab es in der ganzen Sporthalle keinen, der nicht beim letzte Song „Balls to the Walls“ laut mitgesungen hat.

Bildergalerie: So war ACCEPT live

Sabaton

Das Bühnenbild zeigt auch dieses Mal das Set des Schlagzeugers, montiert auf dem gleichen Panzer, der auch im letzten Jahr beim Elbriot Festival und dem vorletzten Jahr bei Wacken auf der Bühne stand (und auch auf der Live-DVD zu sehen ist). Und auch Frontmann Joakim Brodén betritt die Bühne mit genau dem gleichen Bürstenschnitt, der gleichen Weste und natürlich der gleichen Sonnenbrille. Die Texte handeln wieder von epischen Schlachten, die bis ins Detail historisch korrekt beschrieben werden. Flammen schießen aus der Bühne empor, Feuerwerk wird gezündet.

Frontmann Joakim erinnert an seine Zeit als Keyboarder und spielt kurz „Jump“ von Van Halen an, bevor er vom Keyboard wieder verbannt wird und beklagt sich dann, dass er „Swedish Pagan“ singen muss, obwohl er den Song nicht mag. Und das Publikum grölte “Noch ein Bier! Noch ein Bier!“ wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Also schon vor dem Auftritt von Twilight Force, in einer Song-Pause bei Accept, nahezu durchgehend während der Umbaupause vor Sabatons Auftritt und immer wieder während der Headliner-Show, sozusagen anstatt der „Zugaben“.

Bildergalerie: So war SABATON live

Wer zu einem Sabaton-Konzert geht weiß natürlich genau was er bekommt. Aber es gibt auch ein paar Neuheiten bei der „The Last Stand“-Tour 2017. Zu „Sparta“ kommen einige Spartaner im “300″-Outfit und erhobenen Schilden auf die Bühne und recken ihre Speere zusammen mit Joakim, der ebenfalls Helm und Umhang trägt und den Mikrofonständer in die Höhe streckt. Mit “Shiroyama“ werden erstmals Samurai in einem Sabaton-Song thematisiert. Und mit Tommy Johanson ist ein neuer Gitarrist dabei, der eine ganz eigene Chemie ins Miteinander der Band bringt.

Die größte Änderung ist allerdings, dass Joakim nun bei „Noch ein Bier! Noch ein Bier!“ nicht mehr alleine „leiden“ muss, sondern sein Bier auch an Tommy weiterreicht, der mit einem kräftigen „Dummkopf“ (Joakim hat ihm erzählt das heißt Cheers auf Deutsch) dem Publikum zuprostet und das Bier in einem Schluck wegext. Worauf Joakim nur noch sagt: „Thank you for making me look like a pussy.“. Nach zwei Stunden guter Musik, einigen Bieren auf der Bühne, unzähligen Scherzen und ganz viel Pyrotechnik ist das Konzert vorbei und das Publikum rundum zufrieden. Schade vielleicht, dass „Screaming Eagles“ nicht gespielt wurde.

Das neue Album von Sabaton gibt es bei Amazon:
Audio-CD „The Last Stand“, Vinylp-LP „The Last Stand“ oder MP3-Download „The Last Stand“