Russian Circles in Berlin: Blood Year European Tour 2022


Russian Circles in Berlin
Russian Circles spielten am Samstag, den 14. Mai 2022 ein Konzert in Berlin. (Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Es sind schon ein paar Tage ins Land gegangen nachdem Russian Circles ihr 7. Studioalbum „Blood Year“ 2019 veröffentlicht haben. Aus bekannten Gründen konnten die drei Musiker aus Chicago, Illinois aber noch nicht über den größten Teich fliegen, um ihr neustes Werk zu präsentieren. Nun ist es aber endlich soweit die Pforten des Postrock/Metal-Olymp zu öffnen, als das Licht im Saal erlischt.

Hunter Moon.

Frontlicht war gestern. Da Russian Circles bestens ohne Frontgestalt auskommen, sind Gesichter an diesem Abend egal, denn Gestik und Mimik werden hier höchstens über Töne ihrer Instrumente kommuniziert. Postrock bedeutet per se nicht, dass jede Postrock-Band ohne Gesang auskommt, aber das Genre ist dafür bekannt, dass das Handgemachte im Vordergrund steht – die instrumentale Musik.

Arluck.

Kann es einen schöneren Start geben? Ein 70er Jahre Ludwig Drumset wird vom Underrated Schlagzeug-Gott Dave Turncrantz durch die PA-Musikanlage ins Publikum geprügelt. Bassist Brain Cook steigt ein – das Fundament ist gesetzt. Jetzt fehlt nur noch der farbige Gitarrenanstrich von Loop-Weltmeister Mike Sullivan und der Abend kann beginnen.

Afrika.

Nach diesem harten Einstieg lassen es sich Russian Circles nicht nehmen ein wenig Glanz in die Dämmerung zu bringen und schmettern einen Stadion-Post-Rock-Song – in sofern es so etwas irgendwann mal geben wird – auf’s Parket, das uns die Welt bedeutet.

Harper Lewis.

Auch wenn Russian Circles sich immer weiter vom eigentlich Postrock entfernen und das Rock vom Metal abgelöst wird, werden alte Hits wie Harper Lewis zum Glück an diesem Abend nicht vergessen.

Deficit.

Neulingen in der Szene wird schnell auffallen, dass Russian Circles gefühlt von Album zu Album immer härter werden. Der gröbste Einschnitt kam wohl nach ihrem dritten Album „Geneva“ aus dem Jahr 2009.

309.

Dennoch lassen sie es sich nicht nehmen eine großartige und sphärische Show abzuliefern. Die Bühne erstrahlt von Song zu Song in einem komplett neuen Licht-Design. Die Perfektion wird durch eine Symmetrie der Lampenaufbauten und dem einheitlichen Licht zu einem wahren Genuss für das Auge der Zuschauer.

Youngblood

Auch alte Songs wie „Youngblood“ finden einen Stellenwert auf der heutigen Setlist. Das Publikum applaudiert schon in den ersten Zügen des Songs und genießt mit synchronem Headbangen den Abend.

Auch wenn das Konzert spannend war, sehne ich mich nach alten und ungespielten Songs. Meiner Meinung nach haben Russian Circles deutlich mehr als nur diese zehn gespielten Stücke auf Lager.