Langsam laufen die Konzerte wieder an, dies bedeutet im Falle von Terrorgruppe aber auch, dass das Ende näher kommt. Die ursprünglich als Albumtour geplante Reise hat sich durch die Pandemie und mehrere Verschiebungen in eine Abschlusstour entwickelt. Terrorgruppe sehen dies aber keinesfalls negativ und wollen ihren Abgang mit einem Knall beenden. So gesellen sich Akne Kid Joe und Shirley Holmes dazu, um nochmal eine große Feier zu veranstalten. In Hannover wird dabei die Location von der Faust in das Capitol gewechselt und das Hygienekonzept von 3G auf 2G angepasst. Rückläufer gibt es in diesem Fall nur wenige, die Fans haben also deutlich Lust auf den Gig. Die allerbesten Voraussetzungen für einen guten Abend.
SHIRLEY HOLMES
Als Shirley Holmes pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne betreten, ist es noch recht leer. Der Großteil des erwarteten Publikums steht noch gemütlich vor der Tür und genießt das ein oder andere Bier. Mit den ersten Tönen ändert sich dies aber und die Einlassschlange wächst im Eiltempo. “Hallo Hannover, Hallo Capitol, Hallo heute Abend!” schallt es von der Bühne, bevor sie sich bei Terrorgruppe bedanken heute dabei sein zu dürfen. Währenddessen wird es immer voller und es kommt mehr Bewegung auf die – noch – Tanzfläche. Die beiden Sängerinnen Mel und Ziggy sorgen dabei für viel Abwechslung und dies nicht nur durch die stimmliche Vielfalt. Für einen Song wechseln die beiden Gitarre und Bass untereinander aus und sorgen damit für ein kleines Highlight. Nach 30 Minuten ist es jedoch schon Schluss, was der Band mit viel Applaus und einem lauten “Geil” Richtung Bühne gedankt wird. Dafür gibt es ein Prost von Drummer Chris zu den Rufenden.
Shirley Holmes | Kulturzentrum Faust
AKNE KID JOE
Eine kurze Umbaupause später sind schon Akne Kid Joe auf der Bühne. Mit vielen Songs, wie es sich für eine Punkband gehört, und noch mehr Humor geht es hier durch das Set. “Wie sind Akne Kid Joe aus Nürnberg, vielen Dank für die Einladung an Terrorgruppe. Grüße auch an die Scorpions Lounge da oben, wir spielen gleich ‘Wind Of Change’” sagt und Sänger und Gitarrist Matthias Schmid, bevor sich ein Song an den anderen reiht. Währenddessen ist die Tanzfläche nicht mehr als solche zu erkennen und gilt eher einem Tornado. Die Pogo-Saison ist gestartet und sollte heute nicht mehr aufhören. Dazu wird von vielen mitgegrölt. Die Sängerin und Gitarristin stellt mit einem kleinen Tischfeuerwerk die Pyro des Tages auf. “Jetzt wäre der Moment wo wir von der Bühne gehen und wiederkommen, aber das sparen wir uns, wir sind ja nicht peinlich” sagt uns Matthias und leitet damit die Zugabe ein. “Zwei Songs haben wir noch, einen gegen Faschos, einen gegen Hippies. Ist das der Konsens hier?” fragte er weiter und bekommt lautes Gebrüll zu hören. Zum Abschluss gibt es wieder viel Applaus und für das Publikum eine Verschnaufpause, die es inzwischen wirklich nötig hat.
Akne Kid Joe | Kulturzentrum Faust
TERRORGRUPPE
Lange sollte die Ruhe jedoch nicht andauern und als Terrorgruppe die Bühne betreten, ist der Name Programm. Der Boden klebt, die halbe Fläche des Capitols ist ein großer Pogo. Wer nun noch versucht mit einem Bier von der Bar zu einem Platz zu kommen muss damit rechnen, dass dieses nicht vollständig ankommt. “Wir sind Terrorgruppe und ihr dürft uns heute beerdigen, was Hannover betrifft” begrüßt und Sänger Archi „MC“ Motherfucker, der in einem Kleid auf der Bühne steht. Die Fans brauchen heute keine Animation. Bei einigen Textzeilen ist das eigene Wort nicht mehr zu hören und generell tritt keine Ruhe ein. “Seid ihr alle gut drauf?” fragt er uns weiter. Die Antwort darauf ist klar, jedoch steigt Gitarrist Johnny Bottrop mit ein und sagt uns “Falsche Antwort, wenn so Rockstars wie wir auf der Bühne stehen heißt das ‘Fick dich du Arschloch und spiel Gitarre!’, wir üben das mal”. Dies darf sich die Band anschließend bei jeder einzelnen Ansprache wieder anhören.
Terrorgruppe | Kulturzentrum Faust
Die Setlist treibt uns diesen Abend durch die komplette Bandgeschichte. Kein Album bleibt ungespielt und kein Wunsch bleibt offen. 25 Songs gibt es insgesamt zu hören, bei denen die Temperatur stetig steigt. Abgerundet wird dies mit viel Humor und Sarkasmus von Johnny. Mit den Worten “Der nächste Song ist mit Klavier – für die Etablierung des Klaviers in der deutschen Musik stehen wir” kündigt er den Song “Der Trottel” an. Kurz danach fragt er uns weiter, ob wir auch alle Bier haben. “Schade, ich darf euch ja leider nichts abgeben” sagt er und wirft uns ein leichtes Grinsen zu. Im Publikum ist derweil immer noch keine Ruhe eingekehrt. Der Pogo geht weiter und wird höchstens kurz unterbrochen, wenn ein Crowdsurfer nach vorne getragen wird. Aber auch ein Abschlusskonzert muss irgendwann vorbei sein und so verlässt Terrorgruppe die Bühne, ohne groß Worte zu verlieren.
Zugabe Rufe gibt es heute keine. Dafür schallt ein lautes “Alerta Alerta Antifascista” Richtung Bühne, dem sich die Band natürlich geschlagen gibt. Den Abschluss bilden “Hurra die Welt geht unter”, “Skateboard” und “Wir müssen raus”, bevor sich Terrorgruppe endgültig mit einem großen “Tschüssikowski”-Banner für immer verabschieden. Spätestens jetzt setzt allmählich die Trauer und Realisation ein, dass das für einen das letzte Terrorgruppe-Konzert für immer war, aber dennoch sieht man nur glückliche Gesichter an diesem Abend. Mit einem großen Knall gehen? Das haben Terrorgruppe deutlich geschafft.