Revolverheld in Hannover – Blinkende Glühwürmchen am Maschsees


Revolverheld in Hannover 2020 / Revolverheld Autokultur Hannover 2020
Am Samstagabend, den 23. Mai 2020, gaben Revolverheld bei der Autokultur in Hannover ein Konzert. (Bild: stagr / Cynthia Theisinger)

Bei den aktuell schwierigen Zeiten bedarf es bei Bands viel Kreativität, wenn sie wieder für ihre Fans spielen wollen. Viele greifen dafür auf Streams zurück, bei denen die Publikums Interaktion natürlich aus bleibt. Die Alternative bietet die Wiedereinführung von Autokinos, oder der Autokonzerte. Diesen Weg gehen auch Revolverheld und gehen auf eine kleine Autokonzerttour. Hannover, das wohl aktuelle Herz der Autokonzerte, ist dabei mit gleich zwei Konzerten vertreten.

Während der Schützenplatz immer voller wird, ist die Party in der Zoom Konferenz schon voll im Gange. Als dann um 20:15 die Musik leise wird und die Band auf die Bühne kommt, beginnt das Hupkonzert. Nach dem ersten Song „Freunde bleiben“ begrüßt uns die ganze Band mit einem Lachen auf der Lippen, über die ungewohnte Situation von 1.000 Autos angehupt zu werden. „Wenn uns einer vor einem Monat gesagt hätte, dass wir in diesem Jahr noch ein Konzert spielen, hätten wir ihm den Vogel gezeigt. (…)Ich war noch nie im Autokino, wer auch nicht? Bitte mal blinken“ erzählt uns Sänger Johannes Strate, während der Platz im Orangen Blinker licht erstrahlt. „Ich werte hupen und blinken jetzt immer als zustimmen, künftig auch im Straßenverkehr“, erzählt er weiter und bricht mit seiner Band in Gelächter aus, während sie sich verschiedene Szenarien zusammenstellen. „Das fühlt sich an wie Rock am Ring“ – die Autos stimmen schonmal – „Hier gibt es keine Trecker, die einem aus dem Schlamm ziehen, dafür Autos mit Starterkabeln“ spaßt er weiter, bevor er zur Gitarre greift und den nächsten Song „Das kann uns keiner nehmen“ anstimmt.

Zwischen den Songs wird es immer wieder laut und hell – Hupen und blinken steht an der Tagesordnung, was die Band sehr freut. „Das wollen wir künftig immer. Jeder mit einer Autobatterie im Arm und einem Scheinwerfer auf dem Kopf“. Der Band werden auch immer wieder die Fans – via Zoom Konferenz – auf den großen Leinwänden neben der Bühne gezeigt. Die Band hat auch einen großen Monitor auf der Bühne, „sie gehen schließlich mit der Zeit“ laut ihren eigenen Worten. Dennoch meint Sänger Johannes „macht, dass das aufhört, ich würde lieber ein Lied spielen“ und greift wieder zu seiner Gitarre. Bei dem Song „Spinner“ wird es etwas Skuril. „Das hier ist normalerweise ein Mitsingpart“, erzählt uns Johannes. „Es fühlt sich an wie beim Stadtfest Rheine, bei unserem ersten Auftritt, wo einfach keiner da war. Ihr könnt den Song auch einfach komplett weghupen“ erzählt er weiter und erhält einen komplett hupenden Schützenplatz. „Es gibt die Wupe – die Wut Hupe – , die Zupe – die Zustimmungs Hupe – und die Lupe – die Liebe Hupe“ späßelt Johannes weiter. „Wir reden heute 10 mal mehr als sonst auf Konzerten, ich hoffe das ist OK“, sagt er weiter, während das Hupen wieder beginnt. „Das war wieder zu Zupe“, wird aus dem off kommentiert. „Der nächste Song ist leise, da bitte nicht hupen, sonst ist das eine Stupe, eine Stör Hupe“, sagt Johannes weiter, bevor „Unsere Geschichte ist erzählt“ angestimmt wird. Heute geht es mit viel Humor durch das Set, wobei die Musik natürlich auch nicht zu kurz kommt.

Den Huplikum wird in ihren Autos nicht langweilig – für die ruhigen Momente zwischen den Songs reicht der Griff zur Chipstüte, den frischen Erdbeeren, der Sushiplatte oder sogar der eigenen Gitarre. Alternativ sorgt auch die eigene Diskokugel für das passende Feeling. Für mehr Unterhaltung sorgt aber auch Johannes, der während des Songs „Bands deiner Jugend“ über den Platz läuft. Dabei zücken natürlich viele ihre Handys, um den Moment festzuhalten oder rasten auf ihrem Platz etwas mehr aus. „Spielen wir doch jetzt was Tanzbares. Wer einen Lowrider hat darf jetzt hoch und runterhüpfen“ kommentiert Johannes den nächsten Song „Ich kann nicht aufhören unser Leben zu lieben“. Neben den eigenen Songs findet sich auch ein Akustik Cover von „Denkmal“ von Wir sind Helden in der Setlist wieder. Immer wieder gibt es auch kleine Versuche mit dem Publikum. Hupe im Takt, oder Lichthupe, oder beides gleichzeitig. Dies klappt mal mehr mal weniger, sorgt aber in jedem Fall für ein Lächeln in die Gesichter der Band.

Aber alles hat einmal ein Ende. So verlässt Revolverheld nach 90 Minuten die Bühne, unter einem gehupten Applaus „als wäre Hannover 96 gerade Meister geworden“ die Bühne. Es folgt ein Video zu dem Song „Liebe auf Distanz“, mit dem sich die Band im Anschluss wieder kommt. Dazu gesellt sich „Lass uns gehen“, bevor sich die Band schließlich wirklich verabschiedet. Dies aber nicht bevor Johannes das Publikum noch als “die blinkenden Glühwürmchen auf der Wiese vor dem Maschsee“ beschreibt – was den Abend sehr gut zusammenfasst.