Power Metal im 2er Pack: Dragonforce + Twilight Force in Köln


Dragonforce Essigfabrik Köln 2017 / Dragonforce Tour 2017 / Reaching into Infinity
(Bild: stagr / Mark Carstens)

Vor zwei Jahren spielten Dragonforce bereits auf ihrer Tour in Köln in der Essigfabrik. Nun waren sie endlich wieder da – diesmal mit ihrem neuen Album “Reach to Infinity” und Twilight Force als Vorband im Gepäck. Eine angenehme Mischung, da Twilight Force und Dragonforce sich musikalisch sehr ähnlich sind. Epische Texte, kreischende Sänger, noch lauter kreischende Gitarren, schnelle Doublebass-Drum-Rhythmen und genauso schnell fliegende Finger auf den Gitarren-Saiten. Wobei Dragonforce natürlich für die schnellsten Drums und Gitarren überhaupt steht – spätestens seit ein Dragonforce-Song im letzten Level von Guitar Hero 3 war. 

Was ich an der Kombo aus Twilight Force und Dragonforce mochte? Die Bands haben zwei ganz unterschiedliche Arten, ihre Geschichten zu erzählen. Und genau darum geht es beim Metal im allgemeinen und beim Power Metal ganz besonders. Dabei gibt es unzählige Erzähl-Stile von “Es war einmal vor langer Zeit in einem weit entfernten Land” – bekannt durch Hammerfall, Blind Guardian und natürlich auch Twilight Force, über Sabaton die gefühlt eine alte Landkarte ausrollen und mit dem Finger auf einen Schauplatz zeigen und beginnen mit “Damals 1944, bei der Belagerung von Bastogne …” („Screaming Eagles von Sabaton“) – bis hin zu den Songs von Iron Maiden’s Bruce Dickinson, ganz Besonders “Empire of the Cloud”, wo man das Gefühl hat er erzählt aus seinem Leben, am Kamin, mit ’ner Pfeife in der Hand. Und ja, Iron Maiden ist nicht Power Metal, aber die erzählerischen Qualitäten von Bruce sind auf seine Weise unerreicht.

Marc Hudson und Dragonforce haben da einen ganz anderen Stil. Wenn er auf die Bühne kommt holt er nicht tief Luft, schaut einem nicht tief in die Augen und gibt einem nicht das Gefühl, dass man jetzt aufpassen muss, damit man nicht irgend ein wichtiges Detail der Geschichte verpasst. Der Frontmann gibt einem mehr das Gefühl, dass man in einer Bar sitzt und Marc läßt sich vor einem auf den Stuhl fallen, bestellt ein Bier, guckt der heißen Kellnerin kurz hinterher, beugt sich zu einem vor und sagt “Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist.” Diese entspannte Nähe, dieses Bewusstsein, dass man nun eine Story hört über die man lacht oder die Augen verdreht, diese Aura eines liebeswerten Spaßvogels anstelle eines Barden oder Geschichtenerzählers macht Dragonforce aus. Aber nun zum Gig.

TWILIGHT FORCE

Die Essigfabrik, eine ehemalige Fabrikhalle die 1.200 Besucher fasst, war voll mit Metal-Fans, wobei nicht wenige auch mit Twilight Force- Merch (aufblasbare Schwerter) da waren. Der Tour vorangegangen war ein Announcement, dass die Band sich Anfang Oktober von ihrem Sänger getrennt hatte. Als Retter für die Tour eingesprungen war Sabaton-Gitarrist Tommy Johansonn. Nicht als dauerhafte Lösung, aber zumindest um die Nachfolgersuche zu überbrücken. Im Vergleich zum doch etwas kleineren und “schmaleren” Ex-Sänger “Chileron” hatte Tommy mit seiner stämmigen Statur doch eine ganz andere Bühnenpräsenz. Fast so, als hätte man Frodo durch Samweis ersetzt. Aber der treue und großherzige Sam, der den doch etwas wehleidigen Frodo quer durch Modor schleppte und dabei mit seiner Bratpfanne vor allem Übel verteidigt hatte, war zumindest in meinen Augen der eigentliche Held der “Herr der Ringe”-Saga.

Anfangs merkte man schon, dass Tommy zum ersten Mal mit dem Rest der Band zusammen auf der Bühne stand. Während der Rest der Truppe eingespielt ihre Bühnenshow abzog, wirkte Tommy anfangs etwas isoliert auf der Bühne. Doch spätestens als er sich warm gesungen hatte und die Single “Flight of the Sapphire Dragon” schmetterte, gab es keine Zweifel mehr darüber, dass Tommy ein würdiger Vertreter für Chileron war.