Sie sind nicht umsonst Legenden! Die australische Formation AC/DC rund um das einzige verbliebene Gründungsmitglied Angus Young (61) macht auch nach fast 43 Jahren Bandbestehen noch ganz ordentlich von sich reden. Zuletzt überschlug sich vor allem durch die Erkrankung von Sänger Brian Johnson und den daraus resultierenden Gast-Part von Axl Rose die Presse, der die Rock Or Bust-Tournee zu Ende bringen durfte. Nach zwei Gastspielen in Köln und Gelsenkirchen wird kurzfristig noch einmal in Düsseldorf Halt gemacht, um in der Landeshauptstadt fulminant Abschied von Europa zu nehmen. 25.000 Fans dürfen so noch einmal in der Esprit Arena rocken und sich gleichzeitig von Axl Rose als Gastsänger überzeugen.
Massendefekt
Ziemlich früh am Abend gehört die Bühne zunächst Massendefekt. Die Meerbuscher Formation, die Die Toten Hosen Schlagzeuger Wolfgang „Wölli“ Rohde zu ihren Gründungsmitgliedern zählt und mit ihrem letzten Song dem kürzlich verstorbenen Musiker gedenkt, blickt zunächst noch auf viele leere Plätze in der großen Arena. Das ist leider keine Seltenheit für den ersten Support, vor allem wenn schon angekündigt ist, wann der Hauptact auf die Bühne geht. Die Musiker sind sichtlich nervös, verhaspeln sich vor allem in den Zwischenansagen immer wieder etwas. Musikalisch ist ihre Show mehr als solide, trifft nur vielleicht den Geschmack der Rock’n’Roll-Fans nicht ganz. Immerhin motivieren sie die Zuschauer zu einem ersten Publikumschor des Abends.
Tyler Bryant & The Shakedown
Etwas besser sieht es dabei schon aus, als Tyler Bryant & The Shakedown die Bühne betreten. Die junge Formation aus Nashville rund um Frontmann Tyler Bryant (25) begeistert die Zuschauer von der ersten Blues Rock-Note an. In den jungen Musikern leben alte Seelen, die mit einer Musikgewalt über das Publikum fegen, wie man sie sonst nur von den großen Legenden kennt. Kein Wunder, dass sie neben AC/DC auch schon als Support von B. B. King, Eric Clapton und ZZ Top gespielt haben! Schnelle Riffs, viel Bewegung, die nötige Portion Interaktion mit dem Publikum und genau die richtige Prise Magie machen den Auftritt zu etwas außergewöhnlichem. Hut ab! Dann wird die Halle endlich zum dritten Mal dunkel. Überall blinken die roten Teufelshörner um die Wette und es liegt eine gewisse Spannung in der Luft, die sich zum Video-Intro in lautem Jubel entlädt.
ROCK OR BUST
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AC/DC und Axl Rose
Dann sind schnell alle Augen auf Angus Young gerichtet, der in traditionsreicher Knickerbocker über die Bühne springt. Selbstverständlich darf auch Axl Rose neben ihm nicht fehlen und enttäuscht die Fans in keinster Weise. Er fegt über die Bühne, wechselt immer wieder die Outfits und überbrückt mit schlichten Kommentaren aus dem Dunkeln zwischen den Songs das Programm. All das ohne sich in den Mittelpunkt zu spielen und ohne den altbekannten Titeln zu stark seinen Stempel aufzudrücken. Das ist wahrscheinlich das Faszinierendste daran, schließlich kennen wir ihn als Figur im Rampenlicht. So zeigt er eine mehr als solide Vertretungs-Performance, die die Fans überzeugt.
Drummer Chris Slade, Bassist Cliff Williams und Gitarrist Stevie Young halten sich dagegen meist im Hintergrund, rocken aber – wie die Einblendungen auf den Videoleinwänden immer wieder zeigen – nicht weniger vor sich hin. Aber, da sind sich wahrscheinlich alle einig, im Rampenlicht steht nunmal Gitarrist Angus Young und das ist auch gut so. Der steppt, springt und fegt über die Bühne als gäbe es kein Morgen mehr. Das ist beachtlich mit seinen 61 Jahren, denn die Show mit zweieinhalb Stunden Spielzeit liegt deutlich über dem Durchschnitt seiner zumeist viel jüngeren Kollegen. Von diesen Legenden könnten sich so einige nochmal eine gehörige Scheibe abschneiden. Atemberaubend sind dabei immer wieder seine Gitarrensoli, bei denen auch schonmal seine Krawatte umfunktioniert wird um weiter zu spielen oder er sich in alter Tradition auf dem Boden liegend im Kreis herum strampelt. Allein das fünfzehnminütige Solo, das „Let There Be Rock“ beendet, war jede Minute des Konzertbesuchs wert.
Die Fans in der Halle sind sichtlich begeistert. Das Publikum ist gut gemischt, wenn auch die Generation 40+ und damit die Alt-Fans stark dominieren. Umso interessanter ist es, dass gerade bei den großen Hits das Meer an hochgerissenen Handybildschirmen extrem groß ist, schließlich sind das Szenen, die eigentlich eher bei einem Justin Bieber-Konzert stammen könnten, oder nicht. Ist dieses ewige Dokumentationsverhalten nun von den Kindern auf ihre Eltern geschwappt? Haben nun auch sie verlernt den Moment zu genießen, statt ihn zwanghaft in Videomaterial bannen zu müssen? Die Masse an wild wehenden Haaren, begeistert gespielten Luftgitarren und lautem Mitgegröhl macht immerhin Hoffnung.
So vergehen zweieinhalb Stunden atemberaubender Show wie im Flug und enden ebenso wie sie begonnen haben mit Feuerwerk. Zurück bleibt das Gefühl, Teil etwas ganz Besonderem gewesen zu sein. Das Gefühl Legenden live erlebt zu haben. Ein Stückchen Musikgeschichte geatmet zu haben. Und die leise Hoffnung, dass das noch lang nicht alles war.
AC/DC Setlist – Düsseldorf
1. Rock or Bust
2. Shoot to Thrill
3. Hell Ain’t a Bad Place to Be
4. Back in Black
5. Got Some Rock & Roll Thunder
6. Dirty Deeds Done Dirt Cheap
7. Rock ’n‘ Roll Damnation
8. Thunderstruck
9. High Voltage
10. Rock ’n‘ Roll Train
11. Hells Bells
12. Given the Dog a Bone
13. If You Want Blood (You’ve Got It)
14. Touch Too Much
15. Sin City
16. You Shook Me All Night Long
17. Shot Down in Flames
18. Have a Drink on Me
19. T.N.T.
20. Whole Lotta Rosie
21. Let There Be Rock (with Angus Young guitar solo)
Encore:
22. Highway to Hell (with Angus Young guitar intro)
23. Riff Raff
24. For Those About to Rock (We Salute You)