Nick Cave & The Bad Seeds in Frankfurt


Vor der ausverkauften Jahrhunderthalle häufen sich rund 3.500 Menschen. Alle sind wegen einen Mann gekommen, dem Mann, der mit seiner magischen, mystischen Stimme und düsteren Aura schon vor Jahrzehnten verzauberte: Nick Cave.

Eine halbe Stunde Verspätung müssen wir hinnehmen, der Einlass verläuft etwas zäh. Doch dann erscheint er. Wie man ihn kennt: ein schmaler Mann mit zurück gegelten Haaren, im schwarzen Anzug, halb aufgeknöpftem blauen Hemd und langer Kette, das markante Gesicht mit Stupsnase, das jeden Fan auf Anhieb in seinen Bann zieht. Passend dazu die Monitore rechts und links der Bühne, die das Geschehen in standesgemäßem schwarz/weiß übertragen.

Beim vierten Song („Higgs Boson Blues“) kommt der Australier dem Publikum schon ganz nah, stützt sich auf ihm zufliegende Hände und fesselt uns alle. „Boom boom boom, can you feel my heartbeat?“, er führt die zärtlichen Hände des Publikums sanft an seine Brust und lässt sich spüren. Sein ganzer Körper von nackten Händen bedeckt, man bekommt Gänsehaut bei so viel Nähe und Emotion! Schade, dass wir nur den ersten Song fotografieren und dieses zauberhafte, wunderschöne Bild nicht festhalten durften.


Gleich darauf „From her to Eternity“, aggressivere Töne, Energie, Strom, Nick Cave badet sichtlich in seiner Musik. Sie durchdringt jede Faser seines Körpers. Und unserer… Auch hier bleibt er auf einer Art Catwalk, der sich über die komplette Bühnenbreite erstreckt, direkt am Publikum. Überhaupt soll uns dieses eine Bild durch den Abend begleiten: Nick Cave, auf dem Catwalk, ganz nah am Publilum, im Händebad.

Drei Jahre hat er in Deutschland gelebt, erzählt er uns, bevor er sich für „Jubiliee Street“ kurz ans Klavier setzt, nur um sich Sekunden später voller Energie wieder ans Publikum zu werfen.

Wer dachte, das Konzert zum neuen, sehr ruhigen und melancholischen Album „Skeleton Tree“ wäre ebenso ruhig, der hat sich getäuscht! Vor uns tanzt und singt ein Mann voller Inbrunst. Bei so viel energischer Emotionsentladung bleibt einem fast das Herz stehen, der Atem stockt. Man fühlt mit, fühlt sich gefangen in seinem Zauber.

Dann endlich der Song auf den alle gewartet zu haben scheinen „Into my Arms“. Es wird ganz dunkel. Nick Cave sitzt am Klavier, er lässt das Publikum den Chor singen. Am Ende setzt sogar die Musik ganz aus und man hört nur noch das zarte Hauchen des Publikums „Into my arms, oh Lord“. Bei „Red right Hand“ grooved es gewaltig, nur um bei „Distant Sky“ dann ganz, ganz ruhig und melancholisch, fast kitschig zu werden, mit auf der Leinwand eingeblendeter singender Else Torp.

Nach „Skeleton tree“ verabschiedet er sich, alle Hände gehen hoch um ihm zu applaudieren zu diesem emotionsgeladenen Abend. Der Jubel is riesig! Zur Belohnung bekommen wir ganze fünf Zugaben!

Bei der ersten Zugabe verschwindet er letztlich endlich ganz im Publikum, nur um plötzlich mitten in der Menge erhöht wieder aufzutauchen und von dort eine weitere Zugabe zu performen. Beim nächsten Stück stürmt das halbe Publikum die Bühne und feiert und tanzt mit Nick Cave und der Band zu „Stagger Lee“.

Und dort bleiben die Fans auch während der letzten Zugabe „Push the sky away“ und umhüllen ihn liebevoll während er sich emotional bei Frankfurt bedankt „You have no idea, thank you, Frankfurt“ …