New Order in Berlin: „Blue Monday“ im Tempodrom


New Order in Berlin
Die New-Wave-Band New Order spielte im Tempodrom Berlin ein Konzert am 7. Oktober 2019. (Bild: stagr / Alex Jung)

Nicht nur durch ihren Welthit „Blue Monday“, sondern vor allem durch den Antritt des gewichtigen Erbes von Joy Division sind die Konzerte von New Order immer sehr begehrt. Fast vier Jahre sind vergangen, seitdem die Briten zuletzt im Rahmen ihrer „Music Complete Tour“ im Berliner Tempodrom gastierten. Erneut waren die begehrten Tickets im Handumdrehen ausverkauft.

Den Abend eröffnete niemand Geringeres als Mr. Mark Reeder persönlich, welcher 1980 als Vertreter von Factory Records Joy Division nach Berlin begleiten durfte. Eine enge Verbindung zu Bernard Sumner und New Order hält bis heute.

ST.OL.EN

Reeder kündigte den chinesischen Support-Act ST.OL.EN an. Und was soll man sagen, er hat auch heute noch das Gespür für besondere musikalische Talente. Die Chinesen wussten mit ihrem brachialen Electro-Sound auf Anhieb zu begeistern. Die kraftvollen Beats gepaart mit fetten Bässen und rockigem englischsprachigem Gesang verfehlten die Wirkung beim Publikum nicht. Selten konnte man in letzter Zeit eine so starke Performance im Vorprogramm erleben. Auch wenn ST.OL.EN sich musikalisch fernab von New Order bewegen, heizten sie dem ausverkauften Auditorium so richtig ein.

NEW ORDER

Gegen 21:00 Uhr betraten zu Wagners „Das Reihngold“ New Order die von Nebelschwaden überzogene Bühne. Der Opener „Singularity“ wurde, wie schon auf der letzten Tour, mit den Visual aus der Dokumentation „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979–1989“ untermalt. Besagter Streifen handelt vor allem von Mark Reeders Arbeit für Factory Records im damaligen Westberlin, womit sich der Kreis zum Vorredner wieder schloss. Mit „Restless“ folgte einer der stärksten Songs des bereits 2015 erschienenen letzten Longplayers „Music Complete“. Neben insgesamt vier Tracks von selbigem Album durften natürlich einige Klassiker, wie z.B. „Regret“ oder „Your Silent Face“ nicht fehlen. Auffällig war an diesem Abend, dass die Briten gleich viermal „Joy Division“ ihren musikalischen Tribut zollten. Los ging es mit „She’s Lost Control“ vom bahnbrechenden 79er Album „Unknown Pleasures“, von welchem die jüngeren Zuschauer das Cover-Motiv vielleicht nur als T-Shirt-Aufdruck kennen. Es war absolut erfrischend, wie bunt und altersmäßig durchwachsen sich das Publikum in Berlin gestaltete.

Der legendäre Song „Transmission“ schloss den ersten Joy Division-Teil des Konzerts ab.
Und während das kurzweilige Set Hit an Hit fortschritt, näherten sich New Order mit den Welterfolgen „True Faith“ und dem unvergleichlichen „Blue Monday“ dem Höhepunkt des Konzerthauptteils, welcher von den tanzenden Zuschauern frenetisch gefeiert wurde. Im Anschluss an „Temptation“ gönnte sich die Band nach 14 Songs eine sehr kurze Verschnaufpause, um dann für zwei weitere Joy Division Songs auf die Bühne zurückzukehren. Bernard Sumner und Stephen Morris sind nach dem Weggang von Peter Hook noch als ursprüngliche Joy Division Mitglieder bei New Order verblieben und erinnern an jedem Abend zusammen mit ihren Fans an den viel zu früh aus dem Leben geschiedenen Ian Curtis. Nach „Decades“ wurde vor Curtis´ Porträt noch einmal das unvergessene „Love Will Tear Us Apart“ zelebriert und mit den Worten „Joy Division Forever“ auf der Leinwand, das Publikum in die Berliner Nacht entlassen.

Als Fazit bleibt zu sagen: New Order Konzerte sind immer wieder aufs Neue ein audiovisuelles Erlebnis der Extraklasse. Selbst nach so vielen Jahren merkt man der Band ihre Spielfreude immer an. Die perfekte Lichtshow verbunden mit den fantastischen Projektionen rundeten das Gesamtbild optimal ab.

Setlist New Order Berlin 2019

1. Singularity
2. Restless
3. Regret
4. She’s Lost Control
5. Transmission
6. Your Silent Face
7. Tutti Frutti
8. Subculture
9. Bizarre Love Triangle
10. Fine Time
11. Plastic
12. True Faith
13. Blue Monday
14. Temptation

Encore:
15. Decades
16. Love Will Tear Us Apart