Natalie Imbruglia: Mehr als nur ein One-Hit-Wonder


Lang war es hier in Deutschland ruhig um Natalie Imbruglia. Die zierliche Australierin, die mit ihrem Cover von „Torn“ 1997 international über Nacht zum Star wurde, ist endlich zurück. Bis heute ist der Song nicht aus den Radiorotations und Parties der Welt wegzudenken. Doch ein One-Hit-Wonder ist sie längst nicht. Fünf Alben umfasst ihre Diskografie, zuletzt erschien 2015 „Male“, eine Cover-Platte auf der sich Imbruglia mit Songs diverser Sänger auseinander setzt. Nun führt eine Akustik-Tournee die Sängerin zurück um die Welt.

MARCEL BRELL

Doch bevor Natalie selbst in ihr Wohnzimmer einladen darf, hat Marcel Brell die Aufgabe, das Publikum schon einzustimmen. Der Wahl-Berliner hat jüngst sein zweites Album „Sprechendes Tier“ (01/2017) veröffentlicht. Als ‚Botschafter der Deutschen Sprache‘ des Goethe-Instituts wird er als tiefsinniger Songwriter und Rilke 2.0 gehandelt. Das Publikum in Köln kann er allerdings damit nicht abholen. Textzeilen wie „Regen ist Wasser von oben“ oder „Ich bin ein sprechendes Tier“sorgen eher für hochgezogene Augenbrauen, die Melodien sind zu kurzweilig. Ein schiefer Mit-Pfeif-Chor des Publikums macht es da nicht mehr besser.

Natalie Imbruglia

Die Stimmung schwingt um, als Natalie Imbruglia und ihre Band auf die Bühne kommen. Sofort ist die Begeisterung groß und die Sängerin lässt sich auch nicht lang bitten, sondern legt direkt gut los. Das akustische Gewand steht den Songs unglaublich gut. Mit viel Fingerspitzengefühl weben die Musiker auf der Bühne einen umfassenden Klangteppich, in dem sich Natalie ganz entfalten kann. So ist es neben ihrer Energie und ihrem Lächeln die Vielseitigkeit ihrer Stimme, die die Zuschauer ganz in ihren Bann zieht.


Von der tiefen, melancholischen Ballade („On the Run“) bis hin zu flotten Höhen („Instant Crush“) zieht sie alle Register. Dazu wirbelt sie über die Bühne, die durch alte Stehlampen und Lichterketten eine gemütliche Kulisse bietet. Mit Anekdoten oder großen Reden hält sie sich zurück, lässt lieber ihre Musik sprechen. Die Zuschauer beantworten das mit zumeist stummem Genießen, lassen sich aber auch zum Mitklatschen animieren. Stimmungshöhepunkt ist wie erwartet „Torn“, denn da kann auch der Letzte zumindest einmal mitsingen.

So beschert Natalie Imbruglia ihren Fans einen Konzertabend für Herz und Seele. Gut 90 Minuten dauert der Zauber, der beweist, dass die Australierin so viel mehr kann als gute Coversongs auf den Markt zu bringen.

Setlist – Natalie Imbruglia – Köln 2017

1. Wrong Impression
2. Stuck on the Moon
3. I Will Follow You Into the Dark (Death Cab for Cutie cover)
4. Satisfied
5. Counting Down the Days
6. Glorious
7. On the Run
8 That Day
9. Beauty on the Fire
10. Torn (Ednaswap cover)
11. Smoke
12. Lukas
13. Shiver
14. Instant Crush (Daft Punk cover)

Encore:
15. Butterflies
16. Intuition
17. Big Mistake