Philipp Poisel: Sehnsucht nach der Sehnsucht


Philipp Poisel / Barclaycard Arena Hamburg 2017
(Bild: stagr / Axel Schilling Photography)

Wollen wir nicht alle am liebsten sofort irgendwohin aufbrechen, um dann möglichst schnell irgendwo anzukommen? Und damit meine ich nicht den Weg zwischen Schreibtisch und Fitnessstudio. Sondern den zwischen dem was ist, und dem was jetzt gerade viel schöner wäre. Kurz, wir sprechen von einer diffusen Sehnsucht, die vermutlich jeder kennt. Und in der auch diejenigen gerne mal baden wollen, die sie eigentlich gar nicht spüren. Philipp Poisel hat diese Sehnsucht, und sie ist der Kompass, dem alle seine Texte und Lieder folgen.

In der ausverkauften Barclaycard Arena jedenfalls konnte man es sehen: Poisel erreicht die Herzen seiner Fans. Der allein gekommene Mittvierziger neben mir in seiner Camp David Jacke summte jedes Lied von Anfang bis Ende mit. Pärchen wiegten sich engumschlungen zu „Erkläre mir die Liebe“, übrigens visuell toll unterstützt durch retromoderne 80er Jahre Filmbilder auf der beeindruckenden Videowand. Mutter und Tochter jeweils mit kleiner Handtasche und um die Hüften geschlungenen Pullover filmten mit ihren Smartphones jede Bewegung und Äußerung Poisels. Der machte seine Sache sehr gut. Wenig Show, viel Emotion, kurze und sympathische Ansagen. Wenn man unter geschätzten 14.000 Gästen so etwas wie Intimität erzeugen möchte, dann so. Allerdings: Das Ganze kam nicht so richtig in Fahrt. Es herrschte eine gebremste Begeisterung.