MTV’s Headbangers Ball 2017: Max & Iggor Cavalera – Back to The Roots


MTVs Headbangers Ball 2017 / MTV's Headbangers Ball 2017 / Max & Iggor Cavalera / Max und Iggor Cavalera / Back to Roots
(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger)

Metal-Konzerte sind doch immer noch die Schönsten. Im Foyer wird sich über die letzten Konzert-Kamellen der letzten 21 Jahre ausgetauscht und dabei das eine oder andere Bier getrunken. Und ob man die Story schon das 100ste Mal erzählt hat ist in diesem Moment egal, denn die Euphorie ist es, die die Geschichten zu neuem Leben erwecken lässt, so als wäre es erst gestern gewesen.

Im vergangenen Jahr feierten Max & Iggor Cavalera das 20-jährige Jubiläum vom legendären „Roots“ Album und tourten quer durch die Weltgeschichte umher. Heute sind sie im Rahmen des MTV’s Headbangers Ball 2017 zurück und haben drei satte Vorbands mitgebracht. Deserted Fear aus Thüringen, Insomnium aus Finnland und die alten Trash Metal-Mitbegründer Overkill aus New York.

Leider starten die Brüder mit einer schlechten Nachricht in den Abend. Gitarrist Marc Rizzo musste leider aus familiären Gründen die Tour verlassen, doch beenden möchten sie die Tour nicht und haben für Ersatz gesorgt. Die Bühne ist sehr schlecht ausgeleuchtet, aber erkennbar ist das Drumset von Iggor und der Mikrofonständer von Max, der mit Patronenhülsen geschmückt ist. Die Verstärker werden von Tarnnetzen verdeckt.

Der Saal ist nur sporadisch gefüllt, aber die Stimmung ist dafür um so besser. Wie könnte man das Konzert besser anfangen als mit dem Song „Roots, Bloody Roots“. Frontmann-Ikone Max Cavalera ist nicht dafür bekannt, dass er seinem Publikum Zeit gibt, um warm zu werden. Zu jeder Gelegenheit will er alle Fäuste in der Luft sehen oder die eisernen Metalgabeln.

Zurück zu den Wurzeln. Iggor Cavalera sitzt auf seinem Schlagzeug-Hocker und hat kein Interesse auf Streichel- oder Einzähl-Einheiten. Es wird geprügelt was das Zeug hält. Der Drum-Sound von Iggor ist sehr von seiner Kraft geprägt und ist dadurch unverkennbar – das Gemenge aus riesigen Hänge-Toms, hochgestimmten Bongos, einer zerfleischenden Snare-Drum, ein paar Becken und zwei massiven Bass-Drums. Das alles sorgt für den heftigen Drum-Sound, der sich wie umstürzende Urwaldbäume anhört. Jeder Schlag der auf sein Set prallt, sorgt förmlich für das Verabschieden der Schrauben an den Resonanzfellen.

Zusammen mit dem Gitarren-Sound seines Bruders, dem Tarnfarben-Liebhaber, denkt man automatisch, man sei wieder 14 Jahre alt. Das war der Lebensabschnitt, als der Metal in den meisten Köpfen von uns anfing zu wachsen. Die Rede ist von diesem dumpfen und verzerrten Klang seiner Gitarre, die heute noch wie früher klingt. Und alles was man dafür braucht, ist ein aktiver Humbucker und einen Potie, der für die Lautstärke sorgt. Das ist seitdem vermutlich sein Geheimrezept. Selbstverständlich ist das nicht alles, denn der Ton kommt schließlich aus den Fingern. Wird also doch schwierig, wenn man nur das Equipment nachkauft. Dieser Mann ist nicht nur eine brasilianische Musiklegende, er hat auch einen prägenden Anteil in der Metal-Szene in Europa hinterlassen.

Das Publikum ist am Genießen, Bangen und Feiern. Das legendäre „Roots“ Album ist nicht nur ein Meilenstein der Metal-Geschichte, sondern auch live ein extremer Schlag in die Fresse. Das Konzert ist nicht sonderlich lang, sodass die Cavaleras sogar Anspieler von Black Sabbath und Stücke von Cavalera Conspiracy mit ins Rennen nehmen müssen. Doch das ist letzten Endes auch egal. Die Cavalera-Brüder sind und bleiben ein heißes Eisen im Feuer und kommen niemals zum Stillstand, egal in welcher Formation sie spielen.