Miyavi: Der Samurai Guitarist zum Bühnenjubiläum in Bochum


Miyavi in Bochum 2023
Am Donnerstag, den 28. September 2023 gab Samurai Guitarist Miyavi in Bochum ein Konzert. (Bild: Steffie Wunderl)

Musiker, Schauspieler und Humanitarist – drei Schlagwörter, die Miyavi in seiner Biografie beschreiben. Leidenschaft, Talent und Hingabe ebenso. Das japanische Ausnahmetalent, der jüngst seinen 41. Geburtstag feiern durfte, begeistert seit über 20 Jahren mit schnellen Fingern an den Gitarrenseiten, seinem unverkennbaren Stil und seiner Vielseitigkeit die Welt weit über die Grenzen seiner Heimat Japan hinaus. Mit Deutschland verbindet ihn dabei eine enge Freundschaft, seit 2007 ist er regelmäßiger Gast. Von Auftritten auf der Convention Animagic bis hin zu seinen zahlreichen Solo-Tourneen – er hat die Herzen der Musikfans hierzulande erobert und sich eine Fanbase erspielt, die ihm über Jahre hinweg treu verwurzelt ist.

Das zeigt sich auch in Bochum. Die Zeche ist für ihn zwar ein unbekannter Tourstopp, für die langjährigen Szenefans allerdings langjährig zweite Heimat, die zu zahlreichen Konzerten eingeladen hatte. So ist es auch vier Jahre nach der letzten Tour und den Schatten der Pandemie, der immer noch nicht ganz aus den Konzertgänger-Gedanken verschwunden ist, wie ein Klassentreffen und das Wiedersehen alter Freunde aus ganz Europa. Auch neue Fans haben sich in die Reigen gemischt und werden dabei ebenso herzlich aufgenommen. So ist die Stimmung auch trotz verspätetem Einlass dank Stau entspannt.

Dafür geht es auf der Bühne sofort und pünktlich zur Sache. Ohne Supportact gehört sofort Miyavi und seinen Musikern die Bühne. Die Fans in der gut gefüllten Zeche belohnen es mit Applaus und begeistertem Kreischen. Miyavi dankt diese Energie mit den ersten musikalischen Krachern des Abends. Während bei „Selfish Love“ die Finger wild über die Saiten fliegen, fordert „WHAT’s MY NAME?“ die Interaktion mit dem Publikum. Das setzt die Marschroute für gut zwei Stunden Reise durch die gesamte Diskografie des Japaners. Dabei zeigt sich einmal mehr bemerkenswert wie deutlich Miyavis Handschrift ist, denn obwohl er über die Jahre hinweg mit zahlreichen Stilrichtungen und Einflüssen experimentiert hat, kommt es musikalisch nie zu einem Bruch oder Irritationen. Einzig die Generationenunterschiede der Fans zeigen sich je nach Station der Setlist, denn gerade die jüngeren Fans scheinen mit den alten Werken weniger vertraut.

Zwischen den Songs nimmt sich Miyavi viel Zeit mit den Fans in den Dialog zu gehen. Er ist bemüht Bochum richtig auszusprechen, erkundigt sich nach den Besonderheiten der Stadt – ein schwieriges Unterfangen denn nur wenige Fans sind tatsächlich aus Bochum. Ein Fan, der Miyavis gesamte Tattoos am eigenen Körper trägt, zieht die Aufmerksamkeit des Musikers auf sich. Er holt ihn auf die Bühne und staunt gewaltig. So schwelgen Künstler und Fans zeitweilig auch in Erinnerungen an die Konzerte in Köln. Der ewige Running Gag – der Wunsch nach dem Song „Freedom Fighters“ – darf ebenfalls nicht fehlen und wird mit den Zugaben belohnt. Miyavi nimmt sich auch die Zeit für ernste Botschaften. „Musik hat die Kraft Ängste zu überkommen“, stellt er in Retrospektive auf die Pandemiezeit fest. Er engagiert sich außerdem als Botschafter der UNHCR, erzählt von seinen Besuchen in Flüchtlingslagern und ruft einmal mehr dazu auf, dass jeder von uns durch kleine Taten die Welt jeden Tag ein wenig besser machen kann. Miyavi beweist immer wieder seine Herzlichkeit, scherzt mit den Fans und schafft es so, das enge Band zwischen Künstler und Fans weiter zu knüpfen, das sie über Jahrzehnte verbindet.

Musikalisch zeigt er sich von seiner besten Seite. Er wirbelt über die Bühne und scheint keinen Tag in den vergangenen 20 Jahren gealtert zu sein. Ein kleines Akustik-Set sorgt für ruhige Akzente, unterstreicht den intimen Charakter, den er durch die Gespräche aufbaut. Doch den Großteil der knapp zwei Stunden gibt es für ihn kein Halten und das danken ihm die Fans mit Energie und Begeisterung. Wünsche bleiben kaum offen, auch wenn nach so vielen Jahren natürlich noch so einige Klassiker aus den Schmuckkästchen ausgegraben werden könnten. Das Versprechen bald zurück zu kommen ist ebenso ehrlich und glaubwürdig, denn dieser Mann ist für die Bühne geboren und auf den Bühnen der Welt zuhause. Vielleicht geschieht ja noch das Wunder, ihn mit dem Legendenprojekt The Last Rockstars auch in Europa live erleben zu dürfen. Doch an diesem Abend steht seine Solo-Karriere im Fokus und die wird mit dieser Tour gebührend gefeiert. Das Konzert ist ein musikalisches Fest, dem hoffentlich noch viele ähnliche folgen werden.

Danke Miyavi, auf die nächsten 20 Jahre!

PS: Eine letzte begeisterte Anmerkung – selten habe ich in den letzten Jahren ein Konzert dieser Art erlebt, bei dem so dezent mit Handys gefilmt und fotografiert wurde. Stattdessen wurde erlebt und genossen. Die Akustik-Songs wurden nicht gestört, sondern als ebendiesen ruhigen Moment genossen. Das hat dem Abend noch die Kirsche auf die Sahne gesetzt!

Setlist – Miyavi in Bochum 2023

1. Selfish Love
2. WHAT’S MY NAME?
3. SURVIVE
4. Ahead of the Light
5. So On It
6. In Crowd
7. Secret
8. Cry Like This
9. Tears on Fire
10. Long Nights
11. Under the Same Sky
12. Kimi ni Negai wo
13. Hi no Hikari Sae Todokanai Kono Basho de
14. Sakihokoru Hana no YouNi -Neo Visualizm-
15. Fire Bird
16. New Gravity
17. Bang!
18. No Sleep Till Tokyo
19. Horizon

Encore:
20. Subarashikikana, Kono Sekai – WHAT A WONDERFUL WORLD-
21. Under the Same Sky
22. The Others
23. Day 1