Michael Patrick Kelly begeisterte mit Fannähe in Neu-Ulm


Michael Patrick Kelly in Neu-Ulm
Am Donnerstag, den 15. September 2022 gab Michael Patrick Kelly in Neu-Ulm ein Konzert. (Bild: Mike Kunz)

Die Anreise zur ratiopharm arena in Neu-Ulm erwies sich schwieriger, als geplant. Mehrere Staus und Baustellen machten aus einer 45-minütigen Anreise eine 2 Stunden Tortur, um am Donnerstag den 15. September zum „B.O.A.T.S“-Tourauftakt von Michael Patrick Kelly zu gelangen. Das war wohl auch der Grund dafür, dass die Show nicht Punkt 20:00 Uhr, sondern mit ein paar Minuten Verspätung startete. Das generationsübergreifende Publikum in der Arena erhob sich nach und nach aus seinen Stühlen (ja es war bestuhlt), klatschte sich schon einmal warm und versuchte so, ihn und seine Band auf die Bühne zu locken. Doch plötzlich wurde die Halle wieder hell. Was war jetzt los? Ich persönlich dachte einen Feueralarm oder ähnliches. Ich drehte mich verwundert um und entdeckte an der Seite der Bühne, wie MPK einen Blick durch die Tür hinter mir warf, um noch einmal schnell die Lage zu checken. Kurz darauf wurde es wieder dunkel und die Show begann.

Die Bühne in helles orangenes Licht gehüllt, betrat die Band die Stage. MPK tauchte hinten in der Bühnenmitte vor einer riesigen LED-Wand auf, die im Übrigen das ganze Konzert über unterschiedlich beleuchtet war, zu jedem Song individuell und für die passende Stimmung gesorgt hat. Ab dem dritten Song kamen die großen Videoleinwände richtig in Betrieb. Jetzt machte die Bühne definitiv noch mehr her. Davor wirkte es etwas leer auf der Bühne.

Vier Songs waren vorüber, da wagte sich ein kleines Kind zur Bühne um MPK ein selbstgemaltes Bild zu übergeben. Smalltalk mit dem jungen Fan und ein „Tauschbild gegen Drumsticks“ lockte weitere, junge Fans an die Bühne. Da gab es dann Bilder oder Marmelade als Geschenk. Eine Fangruppe war extra aus Spanien angereist, also wurde halt mal kurz in spanisch gequatscht. Für MPK kein Problem, denn er beherrscht ja etliche Sprachen. Das Ganze zog sich dann etwa,s bis jeder kleine Fan vorne war und ein Souvenir bekam. Der Sänger meisterte die Situation aber ganz souverän, war ja auch nichts neues für ihn. Er scherzte mit dem Publikum, dass sich das Konzert evtuell etwas hinauszögern könnte. MPK gab sich sehr natürlich im Umgang mit den Fans, offen und witzig.

Immer wieder leuchteten die massiven LED-Wände mit verschiedensten Szenarien und passend auf das Lied abgestimmte Videos. Ich glaube, das waren die qualitativ besten Videoleinwände, die ich bis jetzt auf einem Konzert erleben durfte. Knackige Farben, gestochen scharfe Bilder, absolut perfekt. MPK saß z.B. in einem Boot in der Mitte der Bühne, auf den Leinwänden eine animierte Höhle und es schien so, als würde er durch diese hin durch fahren. Der Aufforderung, ihm ein Licht in der Höhle zu leuchten, kamen die Zuschauer gerne nach. Alle zücken ihre Handys. Im Taschenlampen-Modus erhellte ein Sternenhimmel die Höhle und geleitete MPK durch seine wunderschöne Ballade.

Beim „The Boss“-Tribute erzählte Paddy (jetzt habe ich es doch geschrieben), die den eingefleischten Kelly Fans bekannte Story, dass er mit 9 Jahren Backstage bei Springsteen war und sich dort entschloss, auch einmal vor zehntausenden von Zuschauern zu spielen. Und wir alle wissen ja, was er mit seinen Geschwistern und nun Solo erreicht und es tatsächlich geschafft hat. Ganz alleine auf der Bühne coverte er den Bruce Springsteen-Klassiker „I´m on Fire“. Gänsehautmoment. Beim Song „No Fuzz, No Buzz Back To Rock N`Roll“, der in dem beliebten TV-Format „Sing meinen Song“ von der Band Boss Hoss gecovert wurde, war es das erste und einzige Mal an diesem Abend, dass der Ton nicht optimal erschien. Als MPK zur schon verzerrten Stimme noch das Megaphone nahm, verstand man leider kein Wort mehr. Und als dann zum Gitarren-Battle aufgerufen wurde und MPK die Zuschauer aufklärte, wie es funktionierte, schaute er in verdutzte Gesichter. Denn kaum einer hatte verstanden, was er gesagt und vom Publikum eigentlich erwartet hatte. Der Tontechniker am Mischpult drehte den Effekt raus und der Sänger wiederholte die Regeln für das anstehende Battle. Jetzt verstanden alle in der ratiopharm arena, um was es ging. Halle in der Mitte geteilt. Linke Seite zur linken Seite, Rechte zur rechten. Die beiden Gitarristen legten abwechselnd los und es wurde gerockt.

Beim Song „Bad Best Friend“, den der Kelly aktuell mit Rea Garvey am Start hat, wurde Rea wie später auch Gentleman auf den Videowänden eingeblendet und der Gesangspart kam vom Band. Sah gut aus und hörte sich gut an. Toll gemacht! Bei „Shake Away“ gab es dann nochmal etwas Pyro und lange Luftschlangen wurden in die Luft geschossen. Diese blieben dann zum Großteil unter der Hallendecke hängen. MPK scherzte nach dem Song nur „Oh oh, die arme Putzfrau morgen früh.“ Alles in allem war die Bühne/Show für größere Hallen ausgelegt. Wie man beim weiteren Tourverlauf sieht, werden diese auch bespielt. Lanxess Arena in Köln, Olympia Halle München usw. Doch in der doch wesentlich kleineren ratiopharm arena wirkte das Ganze manchmal etwas overpowerd. Zum Abschluss ließ sich der Sänger zum Song „Home“ in einem Boot durch die Halle fahren und verabschiedete sich so von seinen Fans in Neu-Ulm.

Alles in allem eine wirklich gelungene Auswahl an Songs mit einigen vom aktuellen Album „B.O.A.T.S. (Based On A True Story)“, wie „Throwback“, „Blurry Eyes“, „Beautiful Madness“, „Paracliding“, „Running Blind“ und „Icon“. Hierzu wurde bei vielen die dazugehörige Geschichte erzählt. Beeindruckend, oft auch ergreifend oder einfach schön. Ein kleines Kelly Family- Erinnerungsstück mit „Ares Qui“ und natürlich viele weitere aus seinen vorherigen Alben, wie „ID“ und „Friends R Family“, „Bigger Life“ und „Round abouts“. Mit „America“ auch ein etwas politisch kritisches Lied. Außerdem hatte MPK auch auf dieser Tour wieder eine der Peace Bells dabei und erzählte hierzu die passende Geschichte. Eine Schweigeminute für den Frieden folgte.

Ein Konzert mit Message, Tiefgang und jede Menge Spaß. Auch für nicht MPK Fans ein Erlebnis. Fazit: Ich glaube ich habe es schon bei meiner letzten Michael Patrick Kelly-Konzertreview geschrieben, dieser Mann ist einfach ein Vollblutmusiker. Jedes Mitglied seiner Band ebenso. Michael Patrick Kelly, MPK oder Paddy – sehr schöne solide Show. Wir sehen uns in Stuttgart 2023.