Metal trifft Oper im „Moonglow“ – Avantasia in Hamburg


Tobias Sammet Avantasia Hamburg 2019
(Bild: stagr / Patrick Rusch)

Das Mehr! Theater ist eine sehr vielseitig genutzte Location Hamburgs. Metal-Ikonen wie Disturbed, Dream Theater und Sepultura treten hier ebenso auf, wie Rock- und Popbands verschiedenster Ausprägungen, darunter auch Robyn, Steven Wilson oder die Donots. Zugleich ist das Mehr! Theater wie der name schon sagt, auch oft als Theater im Einsatz, für zahlreiche Musicals wie „Billy Elliot“ oder „Elvis das Musical“. Und demnächst wird hier das neue „Harry Potter-Musical“ aufgeführt.

Avantasia mit seiner fulminanten Mischung aus fantastischem Bühnenbild, symphonischen Klängen, fast schon klassischen Gesängen und kraftvollem Power-Metal hätte sich keine passendere Location für die aktuelle „Moonglow-Tour 2019“ aussuchen können. Angefangen als Neben-Projekt vom Edguy-Frontmann Tobias Sammert, dabei unterstützt von zahlreichen nationalen und internationalen Größen des Rock und Metal und mit dem mittlerweile siebten Studioalbum am Start, hat sich Avantasia zu einem der kommerziell erfolgreichsten Projekte des deutschen Metal entwickelt.

Das Mehr! Theater ist innerhalb kürzester Zeit ausverkauft gewesen. 3.500 Metal-Fans füllen am Samstagabend den Saal und jubeln der Band zu, die ohne Vorband pünktlich um 20:00 Uhr zum Intro von „Ode an die Freude“ auf die Bühne kommt. „Ich hörte vorhin, dass hier alles abgebaut wird für das neue Harry Potter-Theater? So ein wundervoller Konzertsaal… Kann ich nicht verstehen – also lasst uns heute nochmal den Palast abreißen!“ so Sammet zum Publikum.

Die Band trägt eindeutig ihren Teil dazu bei. Der erste Song „Ghost in the Moon“ vom neu erschienenen Album “Moonglow” (VÖ 2-2019) wird noch von der Kernbesatzung der Band gespielt. Bereits beim zweiten Song kommt die dänische Hardrock-Legende Ronnie Atkins mit auf die Bühne und bellt in seiner markanten Stimme „Starlight“ und „Book of Shadows“ ins Mikro, ebenfalls vom aktuellen Studioalbum. Nach und nach wird so as ganze Album live aufgeführt und immer neue Gast-Sänger kommen auf die Bühne. Jørn Lande von Beyond Twilight, ebenfalls Sänger im Bereich Symphonic Metal, schmettert langgezogene Arien. Prog-Metal-Sänger Geoff Tate bringt eine zusätzliche Portion Gefühl in die Ballade „Invincible“. Adrienne Cowan darf anstelle von Candice Light den Album-Titelsong „Moonglow“ mitsingen und verleiht dem Song noch ein bisschen mehr Power als auf dem Album. Vom ewig jugendlich aussehenden Eric Martin – Frontmann von Mr. Big – folgt der Song „Dying for an Angel“ mit einer sehr rockigen Note. Er springt ein für Scorpions-Frontmann Klaus Meine, der diesen Song ursprünglich mit aufgenommen hat. Mir persönlich gefällt die Mr. Big-Version noch besser.

Später singt Eric Martin erst mit Jørn Lande zum episch-kraftvollen „Promised Land“ ein Duett, gefolgt vom stampfend-schweren „Twisted Mind“ gemeinsam mit Geoff Tate. Die einzigen Lieder, bei denen sich Tobi Sammert sich eine Ruhepause gönnt.

Den Rest des Abends powern Sammert und seine Truppe von einem Lied zum nächsten. Sie alle variieren aus schweren Gitarren- und Bass-Riffs untermalt von dröhnenden Bass-Drums. Die melodischen Stücke wechseln zwischen klassischen Klavier-Passagen und einer Stimmung die bedrohlich, melancholisch, episch aber auch romantisch anmutet. Als würde es sich um Szenen einer legendären Erzählung handeln. Und als am Ende alle Gast-Sänger auf die Bühne kommen und mit der Band zusammen „The Seven Angels“ singen, weiß man “Sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende”. Der perfekte Moment.