Mehrgenerationen-Metal: Slayer mit Anthrax und Kvelertak in Berlin


Slayer Anthrax Kvelertak
(Bild: stagr / Christoph Eisenmenger – Basslord Pictures)

Berlin. Gerade noch so bekommen wir die U6 in Richtung Luftbrücke. Der richtige Bahnsteig wurde uns dieses Mal nicht von einem Schild gezeigt, sondern von slayershirttragenden Metalliebhabern. Das gleiche Bild auch am Ausgang der U-Bahn in Richtung Columbiahalle. Das Konzert endet hier dennoch schon für Viele bevor es richtig angefangen hat. Lange haben wir nicht mehr so viel ticketsuchende Menschen getroffen wie vor diesem Konzert. Die Schilder mit der Aufschrift „Brauche noch ein Ticket“ zählen wir auf unserem Weg zur Konzerthalle über zehn mal. Unmissverständlich klärt uns die grell leuchtende Tafel mit den roten Lettern am Eingang auf: 12.11. Slayer – ausverkauft.

Kvelertak beginnen mit ihrer Show erst in zwanzig Minuten, so bleibt uns noch ein wenig Zeit die Konzerthalle zu erkunden. Schon jetzt ist die Columbiahalle angenehm gefüllt. Vor den Bars trinkt man genüsslich das dritte Bier. Hier vermischt sich der Geruch von gebrauchtem Leder mit Jägermeister.

Kvelertak – Die Eule erhebt sich aus dem Dunkel der Nacht. Tiefer Bass und rot-grelles Licht erleuchtet den Frontmann, der bewegungslos mit ausgestreckten Armen das Publikum fixiert. Der Blick fällt auf den auf der linken Seite stehenden Gitarristen, der die Saiten seiner Gitarre mit den bloßen Fingern bespielt. Genauso brachial klingt auch der Sound von Kvelertak. Als die Melodie von Bruane Brenn erklingt, glimmt die Bühne in dunklem Rot. Weißes Licht durchbricht die höllische Melodie. Kurze Zwangspause:  Beim vierten Song  hat ein Topteil für kurze Zeit den Geist aufgegeben. Das Konzert verdient die Bezeichnung „Mehrgenerationenpublikum“ in jedem Fall. Weiter hinten hebt ein kleines Mädchen die Hand zum Victory-Zeichen. Die eindrucksvolle Vorstellung der sechs Musiker endet leider ohne Zugabe. So empfindet es auch das Publikum, viele rufen „One more song“. Aber auch ohne zusätzlichen Song hat es Kvelertak geschafft, die Menge in Stimmung zu bringen.

Wir sprechen mit Hans, einem Kvelertak-Fan: „Mit Abstand bester Moment: die Brigh bei Nekrskop. Ich bin eigentlich nur wegen Denen her gekommen und Kvelertak haben mich nicht enttäuscht.“ Wir fragen Hans noch, ob ihn etwas beim Auftritt gestört hat. Er überlegt kurz: „Ich hätte mir da noch so ein paar Songs gewünscht, aber das kann man ja nicht selber beeinflussen, die Band hat sich ja was bei der Running Order gedacht und deswegen ist das für mich auch kein Problem gewesen.“ 

Bildergalerie: So war KVELERTAK live

Kurz nach dem Gespräch mit Hans beginnt Anthrax mit ihrer Bühnenshow. Eine der großen Vier. Die einheitlich in schwarz gekleidete Band spielt vor der Kulisse zweier riesiger schwarzer Banner auf denen der Satanisten-Stern in Weiß zu sehen ist. Dabei wirkt der Auftritt von Anthrax nicht wie eine Show, ihre Erscheinung ist authentisch, sowohl die Musik als auch ihre Ausstrahlung. Keine getriggerte Base, keine übermäßige Stimmverzerrung. Das spiegelt sich auch im Publikum, die Stimmung ist energiegeladen. Das einzige, jedoch riesige Problem, ist der Platz. Das macht wenig Spaß. Nicht nur die halbe Ewigkeit, die man auf sein Bier warten muss, drückte auf die Stimmung, sondern auch die Tatsache, dass die zwei Bier die man an der Bar geholt hat auf dem Weg schon wieder halb leer waren. Das liegt zum Einen an der Dauer des Rückweges aber auch an dem Faktor, das es unmöglich gewesen ist, ein volles Bier durch die Menge zu manövrieren ohne etwas zu verkippen, das ist nicht nur ärgerlich für Einen selber, sondern auch für Denjenigen, der das Bier abbekommt. Überraschung bietet Anthrax‘ fünfter Song „Evil Twin“.

Bildergalerie: So war ANTHRAX live

Slayer, Slayer, Slayer, die Spannung ist kaum noch auszuhalten. Die komplett mit einem weißen Lacken verhüllte Bühne lüftet ihre wahre Gestalt. Zwei stählerne und umgedrehte Kreuze hängen verkehrt herum von der Bühnendecke. Bierbecher und ihr Inhalt fliegen wie Papierflugzeuge durch die Menge, begleitet von „Slayer“-Sprechchören. Die Base lässt den Brustkorb erschüttern. Das Schlagzeug hat nun seine maximale Größe erreicht. Nach den ersten zwei Songs beschleicht uns das Gefühl, das Slayer etwas lustlos ihren Job erledigen. Die mehr als kurze Ansprache „Are you ready“ trägt nicht zur Verbesserung der Situation bei. Vielleicht hat es eine so populäre Band wie Slayer nicht mehr nötig, sich noch näher mit ihren Fans zu connecten? Weitere Kritikpunkte: Die unerhört teuren T-Shirt Preise (35 Euro) und die mehr als dürftigen Übergänge zwischen den Songs.

Aber nach etwa 50 Minuten ist Slayer wie ausgewechselt, endlich motiviert und kraftvoll treten sie nun auf. Mit den letzten drei Songs bringt Slayer auch ihre absoluten Klassiker: „South of Heaven“, „Raining Blood“ und „Angel of Death“. Trotz der geübten Kritik war der Auftritt von Slayer großartig, das Minus an Motivation und überteuerten Merch-Produkten machen sie mit ihrer musikalischen Klasse und Qualität wieder weg.

Das neue Slayer-Album könnt ihr hier bestellen:
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Bildergalerie: So war SLAYER live

Ihr habt noch genau zwei Gelegenheiten diese großartige Dreier-Combo in Deutschland zu sehen, darunter in Ludwigsburg und Frankfurt. Nachfolgend findet ihr die Termine und den Link zum Ticketverkauf.

SLAYER Repentless-Tour 2015


Special Guests: Anthrax & Kvelertak

Sa., 14.11.2015 = Ludwigsburg (Arena)
Mo. 16.11.2015 = Frankfurt (Jahrhunderthalle)

Tickets für alle Konzerte erhaltet ihr bei Eventim

Präsentiert von www.mlk.com

Text: Felix Schulz
Fotos: Basslord Pictures/ Christoph Eisenmenger