Kiefer Sutherland im Gibson Club in Frankfurt


Der Einlass beim heutigen Kiefer Sutherland-Konzert verzögert sich wegen des Soundchecks. Wir warten geduldig. Auf der Straße fragen uns Leute, wer denn heute hier spielt und auf unser begeistertes „Kiefer Sutherland“ folgt ein erstauntes „Ach, der macht auch Musik?“ Man kennt ihn. Andere unterhalten sich über die letzten Staffeln von 24, wieder andere rätseln, wie alt er wohl ist. Ich selbst weiß, er ist 50 Jahre alt, ich bin mit ihm groß geworden. Filme wie The Lost Boys, Stand by Me und Flatliners haben mich durch meine Jugend begleitet. Auch ich war perplex, als ich vor ein paar Monaten gesehen habe, dass er ein Konzert in Frankfurt gibt. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und für stagr durfte ich nun dabei sein.


Nach allen Sicherheitsvorkehrungen sind wir also endlich im Gibson Club und für uns Fotografen kommt leider gleich eine kleine Enttäuschung: Ein winziger Fotograben für sieben Fotografen und der Hinweis, wir dürften nur von der Seite fotografieren (also 3,5 Fotografen auf 1 qm). Aber was soll’s, wir planen einfach, wie wir uns abwechseln können. Währenddessen läuft im Hintergrund recht passend Tom Waits, währen 500 – 600 Besucher in die Halle strömen. Man sieht sofort, es wird ein intimes Konzert für einen Star der Größe Kiefer Sutherlands.

Kids of Adelaide

Doch zunächst der Support: Die Kids of Adelaide, ehemalige Straßenmusiker aus Stuttgart, haben die Ehre. Es muss schon ein tolles Gefühl sein, für Kiefer Sutherland ein Konzert eröffnen zu dürfen. Und sie treten an voller Begeisterung. Mit großherziger Unterstützung des Publikums rocken sie mit ihren Country-Songs und Irish Folk Touch das Gibson. Schon beim 5. Song haben sie die Zuschauer im Griff und alle singen kraftvoll mit. Beim 6. Song begeben sie sich sogar unplugged mitten ins Publikum. Ein toller Beginn eines wunderbaren Abends.

Kiefer Sutherland

Nach kurzer Umbaupause steht dann endlich der Mann vor uns, auf den wir alle gewartet haben: Kiefer Sutherland, mit vier weiteren Musikern. Haben wir zunächst gedacht, er wolle vielleicht nicht fotografiert werden aufgrund der Regelungen, so werden wir sofort eines Besseren belehrt: Das Licht ist sehr fotografenfreundlich! Da steht er nun vor uns, ein unaufgeregter, extrem lässiger, cooler Mann, der einen mit seiner Country-Musik und der warmen Stimme völlig in seinen Bann zieht. Ich fühle mich umarmt.

Kiefer Sutherland singt über den Tod einer geliebten Person und bittet uns, in einem solchen Fall Hilfe zu suchen, denn so einen Schicksalsschlag könne man unmöglich allein stemmen. Im Anschluss gibt es den Titelsong der Tour „Not enough Whiskey“, doch betont er, nicht alle seine Songs handeln von Alkohol. So stimmt er eine Ode an Johnny Cash an, einen Song über einen Mann in der letzten Nacht vor Vollzug seiner Todesstrafe. Zwischendurch erzählt er uns, dass es immer sein Traum war, in Deutschland zu spielen und dass er damit gerade die Zeit seines Lebens habe.

Mich hat dieser aufrichtige Kiefer Sutherland heute Abend tatsächlich tief berührt. Es ist nicht nur das faszinierende Gefühl jemanden vor der Nase zu haben, den man seit so vielen Jahren von der Leinwand kennt. Nein, es war auch herzerwärmend wie sympathisch, demütig und ruhig er sich präsentiert.

Nach drei Songs müssen wir Fotografen leider mit den Kameras den Saal verlassen. Schade, der Abend nimmt ein zu frühes Ende, immerhin mit tollen Bildern für die Nachwelt im Gepäck. Dennoch ist es ein wunderbares Gefühl, mit seiner warmen Stimme im Nacken den Gibson Club zu verlassen und die Heimreise anzutreten. Genau für solche Abende habe ich mit der Konzertfotografie angefangen.

Setlist – Kiefer Sutherland – Frankfurt 2017

1. Can’t Stay Away
2. I’ll Do Anything
3. Truth In Your Eyes
4. Going Home
5. Shirley Jean
6. The Bottle Let Me Down (Merle Haggard cover)
7. Saskatchewan
8. Ways To Be Wicked
9. Honey Bee (Tom Petty cover)
10. All She Wrote
11. Down In A Hole

Encore:
12. Calling Out Your Name
13. Sundown (Gordon Lightfoot cover)
14. Knockin‘ on Heaven’s Door (Bob Dylan cover)
15. Rebel Wind