Kataklysm + Graveworm im Musikzentrum Hannover


Ursprünglich sollte dieser Kataklysm-Konzertabend ja im altehrwürdigen Capitol stattfinden. Sollte. Nachdem aber im Vorverkauf lediglich ca. 300 Tickets abgesetzt werden konnten, entschied sich der Veranstalter, kurzfristig ins Musikzentrum umzuziehen. Grundsätzlich eine sinnvolle Entscheidung, denn hier passt Zuschauerzuspruch und Kapazität deutlich besser zusammen. Einem angenehmen Abend steht grundsätzlich also nichts mehr im Wege. Lediglich das Wetter stellt sich quer und sorgt dafür, dass die Verkehrsbetriebe Hannover ihren Betrieb einstellen. Wer mit dem Auto anreist, darf sich erstmal durch den berühmten Feierabendverkehr quälen. Und dieser wird durch einige gesperrte Straßen auch nicht angenehmer.

Wer das Musikzentrum allerdings pünktlich erreicht, der bekommt hier einiges geboten: Die kanadischen Hyperblaster Kataklysm haben sich angekündigt, um ihre beiden Alben „Shadows & Dust“ sowie „Serenity In Fire“ in kompletter Länge aufzuführen.

Graveworm

Bevor es soweit ist, marschiert vor einem sich immer mehr füllenden Saal die Südtiroler Dark-Metal-Band Graveworm auf die etwas beengte Bühne (dort befinden sich zwei komplette Backlines). Hatte ich die Band von lange zurückliegenden Festival-Shows noch als eher laues Gothic-Black-Metal Lüftchen in Erinnerung, hält sich mein Interesse anfangs in überschaubaren Grenzen. Ein Fehler, denn hier wurde in den letzten Jahren zumindest live offenbar an der Stellschraube für gesunde Härte gedreht. Die Show nimmt ordentlich an Fahrt auf, das Stage-Acting passt und die Temperaturen steigen. Spätestens nach dem Rausschmeisser „To The Kingdom Of Madness“ lösen sich meine Befürchtungen, dass Graveworm auf dieser Tour als Support abstinken könnten, in Luft auf. Respekt!


kataklysm

Nun aber bitte Hyperblast. Und zwar reichlich. Den bekommt Hannover dann auch prompt serviert. Vor einem stilvollen „Shadows & Dust“ Backdrop starten die Kanadier ohne viel Firlefanz in genau jenes Album. Die Gitarre sägt und brennt genauso heftig, wie die am Merchstand offerierte Kataklysm Barbecue-Sauce. (nein, ich habe sie nicht probiert, aber sie wurde als „Butt-Burner“ angepriesen. Wenigstens verkaufen die nicht auch diese bekloppten Meet & Greet Tickets) Und auch die Drums hauen ordentlich in die Magengrube. Maurizio Iacono flitzt motiviert über die Bühne und röhrt wie ein Elch nach einem Tritt in die Familienplanung, allerdings ohne dabei die Kommunikation mit dem Publikum zu vergessen. Laut ist es, aber so geht Hyperblast nunmal. Höhepunkt vorerst: Das fiese „Face The Face Of War“. Und schon ist die erste Hälfte des Abends in Form von „Shadows & Dust“ vorbei. Und wer so stramm hyperblastet hat sich dann freilich auch eine Pause verdient. Folgerichtig geht auch plötzlich die Saalbeleuchtung an und Kataklysm verabschieden sich zum Pausentee. Urplötzlich fühlt man sich ins Kino versetzt. Halbzeit sozusagen.

Während das Publikum die Popcorn-Eimer wieder auffüllt, wechseln die dienstbaren Geister flugs das „Shadows & Dust“ gegen ein „Serenity In Fire“ Backdrop und der Song „Ambassador Of Pain“ läutet die zweite Runde ein. Eine weise Entscheidung, sich selbst und dem Publikum eine kurze Verschnaufpause zu gönnen: So machen sich keine Ermüdungserscheinungen breit und es kann sofort wieder in die Vollen gegangen werden. Tatsächlich – und das ist wirklich beeindruckend – steigt das Stimmungslevel auf und vor der Bühne nochmal an. Bei „As I Slither“ werden die ersten Stagediver gesichtet, „Serenity In Fire“ haut dann alles kaputt. Viel zu schnell ist nach „Under The Bleeding Sun“  endgültig Feierabend – auf Zugaben wird verzichtet. Das ist vollkommen in Ordnung, denn Kataklysm haben hier „Value For Money“ geboten. Wo andere Bands als Headliner mit viel TamTam und Lückenfüllern auf gerade mal 70 Minuten Show kommen, sind heute Abend mal so gar keine Wünsche offen geblieben. So muss das sein.

Danke an: Eiko Truckenbrodt (Text)