James Blunt in Hamburg: Wenn die Pausen unterhaltsamer sind als die Songs


Am Dienstag spielte James Blunt im Rahmen seiner „The Afterlove“-Tour in der Barclaycard Arena in Hamburg. 

James Blunt – diesen Namen kennt jeder, der Ohren hat und nicht in einer Höhle wohnt. Vor allem sein Hit „You’re Beautiful“ wurde im Radio rauf und runter gespielt. Ich wette, dass ihr gerade alleine durchs Lesen des Songtitels einen Ohrwurm habt. „You’re Beautiful, it’s true …“ Sorry dafür.

James Blunt ist ein britischer Singer-Songwriter, der gerne Balladen singt und schon über 20 Millionen Alben verkauft hat. Soweit nichts neues. Hier sind zum Aufwärmen aber ein paar Storys, die ihr vielleicht noch nicht kennt: James war Life Guard. Aber nicht in Badehose, sondern in Uniform und mit Säbel: er war nämlich Life Guard der Queen. Ich würde mich an eurer Stelle nicht mit ihm anlegen. Zwei Griffe und ihr liegt auf dem Boden. Mit einem „J“ auf der Brust, das er euch mit seinem Säbel in den Pulli geritzt hat.

James wurde boykottiert. Ein britischer Radiosender hat mal alle seine Songs von der Playlist genommen, weil die Hörer genervt waren. Der Programmverantwortliche: „We really need a break.“ James nimmt nicht sich nicht zu ernst. Auf Twitter schreibt er mit viel Humor über sich selbst, zum Beispiel: „If you thought 2016 was bad – I’m releasing an album in 2017.“ Dabei handelt es sich übrigens um sein letztes Album „The Afterlove“, das dieses Jahr erschienen ist.


Tja, James ist interessanter als sein Schnulzen-Image vermuten lässt. Ob er auch heute überrascht? Es ist Dienstagabend, 17. Oktober, und James Blunt tritt in der Barclaycard Arena in Hamburg auf. Ein erster Blick in die Halle ist ernüchternd: endlose Stuhlreihen. Ein Sitzkonzert? Das lässt nicht gerade hoffen, dass es heute etwas härter zur Sache geht. Die oberen Tribünen sind abgesperrt, mit rund 6.000 Besuchern ist die Barclaycard Arena nicht gerade ausverkauft.

Um Punkt 20:45 ist es soweit: James kommt auf die Bühne, die von der riesigen Leinwand im Hintergrund etwas erschlagen wird. Zu lautem Jubel fordert er seine Fans auf, von ihren Stühlen aufzustehen. Wer auch immer die unzähligen Klappstühle aufgestellt hat, hatte den wohl sinnlosesten Job des Abends. Ohne große Worte geht’s direkt los mit „Heart To Heart“ vom Album „Moon Landing“. Danach begrüßt er seine Fans auf deutsch: „Wie geht’s Hamburg?!?“ Funktioniert immer – und wird auch heute mit lautem Jubel quittiert. Weiter geht’s mit „I’ll Take Everything“ und „Wisemen“. Als er im Refrain „Where are you now?“ singt, antwortet er sich selber: „We’re in Hamburg, Baby!“ Nur einer von viel Späßen, mit denen er die Fans bei Laune hält.

Als nächstes spielt er den kritischen Song „Someone Singing Along“. Auf der großen Leinwand sind dabei verstörende Bilder aus Syrien zu sehen: Panzer, zerbombte Ruinen, einsame Kinder. Puh. Im weiteren Verlauf des Abends spielt James mit viel Leidenschaft quer durch seine Geschichte. Weil er insgesamt fünf Alben veröffentlicht hat, gibt’s einiges zu hören: „Lose My Number“, „Carry You Home“, „Postcards“, „Make Me Better“, „Goodby My Lover“, „OK“, „1973“ und viele weitere Songs. Seinen Überhit „You’re Beautiful“ hat er natürlich auch gespielt.

Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan von James’ Stimme. Sie ist mir etwas zu hoch, zu kalt, zu Kermit. Mir gefällt er besser, wenn er nicht singt, sondern redet: James spricht zwischen den Songs viel mit dem Publikum, erzählt charmante Anekdoten und macht einen Scherz nach dem anderen. Zum Beispiel als er sagt, dass er den Song „Postcards“ mit einer Ukulele spielt, weil die ihn größer wirken lässt: „Im not a big man!“ Oder als ihm eine Frau aus dem Publikum „I love you!“ zuruft und er „Danke, Mutti!“ antwortet. Außerdem erzählt er von seinem Hochzeitstag, vom Skifahren mit Ed Sheeran, vom Klatschverhalten der Franzosen und und und.

So hatte jeder einen unterhaltsamen Abend mit James Blunt: Seine Fans haben sich über die Songs gefreut – und ich mich über die Pausen dazwischen.